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Memento - Die Überlebenden (German Edition)

Memento - Die Überlebenden (German Edition)

Titel: Memento - Die Überlebenden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianna Baggott
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Tierkörpern ausweicht. Schließlich sieht er Pressia an. »Du hast einen Reinen hergebracht?«
    Pressia nickt.
    »Ich meine, ich wusste ja, dass du anders bist, aber das …«
    »Ich dachte, ich wäre eine von der Sorte?«
    »Dachte ich zuerst auch. Aber dann hast du mir ’ne Standpauke gehalten.«
    »Ich habe dir keine Standpauke gehalten!«
    »Doch, hast du.«
    »Nein, hab ich nicht. Ich war nur nicht einverstanden mit der Art und Weise, wie du mich kategorisiert hast, und das habe ich dir gesagt. Denkst du das eigentlich jedes Mal, wenn dir jemand widerspricht? Dass er dir eine Standpauke hält?«
    »Nein, es ist nur …«
    »Und schenkst du jedem hinterher was zum Geburtstag, damit er auch ja nicht vergisst, was du von ihm hältst?«
    »Ich dachte, der Zeitungsausschnitt hätte dir gefallen. Ich wollte doch nur nett sein.«
    Sie schweigt einen Moment. »Oh. Na schön. Dann danke dafür.«
    »Du hast dich schon bedankt, aber ich schätze, das war sarkastisch gemeint.«
    »Vielleicht ein bisschen unaufrichtig …«
    »Äh, Entschuldigung …«, unterbricht Partridge die beiden.
    »Richtig«, sagt Bradwell, doch dann wendet er sich erneut Pressia zu. »Du hast einen Reinen zu mir gebracht? Ist das vielleicht ein fieses Geschenk, oder was?«
    »Ich wusste nicht, wohin ich sonst mit ihm gehen sollte.«
    »Einen Reinen?«, wiederholt Bradwell ungläubig. »Weiß er irgendwas über das, was passiert ist? Die Bomben?«
    »Das kann er dir selbst sagen«, erwidert sie.
    Bradwell starrt Partridge an. Vielleicht hat er Angst vor ihm. Vielleicht verachtet er ihn auch. »Also?«, sagt er schließlich.
    »Ich weiß, was man mir eingetrichtert hat«, sagt Partridge. »Ich weiß aber auch ein klein wenig von der Wahrheit.«
    »Welcher Wahrheit?«, will Bradwell wissen.
    »Nun, ich weiß zum Beispiel, dass man nicht alles glauben kann, was man hört.« Er knöpft seine Jacke auf und zieht den Lederrucksack hervor. »Man hat mir erzählt, hier wäre alles ganz furchtbar schrecklich gewesen, bevor die Bomben fielen, und alle wären eingeladen worden, ins Kapitol zu kommen, bevor wir vom Feind angegriffen wurden. Doch manche Leute weigerten sich. Es waren die Gewalttätigen, die Kranken, die Sturen, die Ungebildeten. Mein Vater sagt, meine Mutter hätte versucht, einige dieser Unglückseligen zu retten.«
    »Unglückselige?«, unterbricht ihn Bradwell aufgebracht.
    »Langsam«, sagt Pressia. »Bleiben wir ruhig, okay?«
    »Aber er meint uns damit!«, faucht Bradwell an Pressia gewandt.
    »Das ist, was man mir beigebracht hat – nicht das, was ich glaube«, sagt Partridge.
    Für einen Moment herrscht Stille. Bradwell starrt Pressia an. Pressia wappnet sich innerlich für eine Herausforderung, doch er scheint nachzugeben. Er winkt ab. »Warum nennt ihr uns nicht einfach Brüder und Schwestern? So habt ihr uns doch auch in eurer Botschaft genannt. Brüder und Schwestern, eine große glückliche Familie.«
    »Was für eine Botschaft?«, fragt Partridge.
    »Du weißt nichts von der Botschaft?«, fragt Pressia.
    Er schüttelt den Kopf.
    »Soll ich sie für ihn rezitieren?«, fragt Bradwell an Pressia gewandt.
    »Machen wir einfach weiter.«
    Bradwell räuspert sich und rezitiert die Botschaft trotzdem. » Wir wissen, dass ihr hier seid, Brüder und Schwestern. Eines Tages werden wir aus dem Kapitol treten, um uns in Frieden mit euch zu vereinen. Bis dahin jedoch beobachten wir euch aus der Ferne, voller Gnade. «
    »Wann habt ihr das bekommen?«, fragt Partridge.
    »Ein paar Wochen nach den Explosionen«, antwortet Pressia, dann wendet sie sich an Bradwell. »Lass ihn einfach reden, ja?«
    Partridge sieht Bradwell an, der kein Wort sagt, dann fährt er fort: »Wir haben in der Lombard Street gewohnt, hier in der Stadt, und als der Alarm kam und alle aufgefordert wurden, ins Kapitol zu gehen, war meine Mutter draußen und hat diesen … anderen Leuten zu helfen versucht. Mein Bruder und ich waren schon im Kapitol, auf einer Besichtigungstour. Unsere Mutter hat es nicht rechtzeitig geschafft. Sie starb als Heilige.«
    Bradwell knurrt. »Es gab keinen Alarm«, sagt er.
    Partridge sieht Bradwell scharf an. »Selbstverständlich gab es einen Alarm.«
    »Es gab keinen Alarm. Glaub mir.«
    Pressia erinnert sich an die Staumeldungen. Das ist alles, was in der Geschichte vorkommt, die ihr Großvater erzählt. Sie guckt abwechselnd Partridge und Bradwell an.
    »Es war nicht viel Zeit, so viel weiß ich«, sagt Partridge. »Aber es gab einen

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