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Memento - Die Überlebenden (German Edition)

Memento - Die Überlebenden (German Edition)

Titel: Memento - Die Überlebenden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianna Baggott
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Alarm. Die Leute rannten zum Kapitol. Es war wie ein Irrenhaus und manche verloren ihr Leben.«
    »Verloren ihr Leben, pah!«, sagt Bradwell. »So wie du das sagst, klingt es fast nach einem Unfall.«
    »Was hätten wir denn machen sollen? Wir haben versucht, uns zu schützen«, sagt Partridge abwehrend. »Was hätten wir denn tun sollen? Wir konnten nicht alle retten!«
    »Nein, das war nie der Plan!«
    Schweigen. Nichts ist zu hören außer den scharrenden Klauen der rattenähnlichen Tiere im Käfig.
    »Es steckt eine Menge mehr hinter alldem, als du dir träumen lässt«, sagt Bradwell.
    »Jetzt ist nicht die Zeit für einen Vortrag«, mischt sich Pressia ein. »Lass ihn einfach reden, okay?«
    »Einen Vortrag?«, fragt Bradwell.
    »Du musst nicht immer so … so …« Pressia sucht nach dem richtigen Wort.
    »Pedantisch sein?«, kommt Bradwell ihr zu Hilfe.
    Sie weiß nicht, was pedantisch bedeutet, aber sein patziger Tonfall passt ihr nicht. »Wie auch immer«, sagt sie. »Lass ihn einfach reden, ja?«
    »Bis jetzt sollte ich eigentlich nur ruhig sein und nicht ›wie auch immer‹«, stellt Bradwell fest. »Sonst noch was? Möchtest du nicht gleich chirurgisch in meine Persönlichkeit eingreifen? Wie wäre es mit einer Operation am offenen Herzen? Ich hab ein paar Instrumente da …«
    Pressia lehnt sich zurück und lacht. Das Lachen überrascht sie selbst. Sie ist nicht sicher, warum sie das lustig findet, es ist einfach so. Bradwell ist so groß und laut. Sie weiß nicht, wie sie es angestellt hat, doch sie spürt, dass sie ihm irgendwie beigekommen ist.
    »Was ist daran lustig?«, fragt Bradwell mit ausgestreckten Armen.
    »Ich weiß es nicht«, antwortet Pressia. »Ich schätze, es liegt daran, dass du ein Überlebender bist. Du bist fast schon sagenumwoben und trotzdem … bist du ganz leicht aus der Fassung zu bringen.«
    »Ich bin nicht aus der Fassung!«, sagt Bradwell, dann sieht er zu Partridge.
    »Du bist ein bisschen aus der Fassung«, sagt der.
    Bradwell setzt sich wieder auf die Truhe, stößt einen Seufzer aus, schließt die Augen und öffnet sie wieder. »Da, seht ihr? Es geht mir bestens. Ich bin vollkommen gefasst.«
    »Was noch, Partridge?«, fragt Pressia. »Erzähl weiter.«
    Partridge reibt an dem Schmutz auf seiner Hand. Die lederne Tasche ruht immer noch auf seinem Schoß. »Vor ein paar Wochen habe ich die Sachen von meiner Mutter gefunden«, berichtet er. »Ich hatte auf einmal das Gefühl, dass da diese vollkommen andere Welt ist, anders als die, die mir beigebracht wurde. Ihre Sachen – es gibt sie noch immer … es ist schwer zu erklären. Und jetzt, wo ich hier bin, erinnere ich mich, dass es das Hässliche ist, was das Schöne erst schön macht.«
    Pressia weiß, was er meint – es gibt das eine nicht ohne das andere. Sie mag Partridge. Er ist auf eine entwaffnende Weise offen, und das führt dazu, dass sie ihm vertraut.
    »Warum bist du hier?«, fragt Bradwell, um auf den Punkt zu kommen.
    »Nachdem ich ihre Sachen gefunden hatte, forschte ich weiter. Mein Vater …«, er zögert einen Augenblick. Sein Gesicht verdüstert sich. Pressia kann nicht alle Gefühle lesen. Vielleicht liebt er seinen Vater. Vielleicht hasst er ihn. Es ist schwer zu sagen. Vielleicht ist sein Vater jemand, den er liebt, obwohl er es nicht verdient hat. »Er war einer der Anführer beim Exodus in das Kapitol. Er ist immer noch eine prominente Persönlichkeit. Ein Wissenschaftler und Ingenieur.« Seine Stimme ist tonlos, leise.
    Bradwell beugt sich vor und starrt Partridge an. »Wie heißt dein Vater?«
    »Ellery Willux.«
    Bradwell lacht auf. Er schüttelt den Kopf. »Die Willuxes.«
    »Kennst du seine Familie?«, fragt Pressia.
    »Vielleicht hab ich den Namen mal irgendwo gesehen«, sagt er sarkastisch.
    »Was soll das heißen?«, fragt Partridge.
    »Die Besten und Klügsten von allen«, sagt Bradwell. »Sieh dich doch an. Du kommst aus gutem Hause.«
    »Woher kennst du meine Familie?«
    »Die Bomben fallen, und es ist reiner Zufall, dass es das Kapitol gibt und manche reinkommen und andere nicht? Du meinst, es steckt keine Absicht hinter alldem …?«
    »Stopp!«, sagt Pressia leise. Die Unterhaltung muss friedlich bleiben. Sie darf nicht riskieren, dass Bradwell einen Wutanfall kriegt. Sie wendet sich an Partridge. »Wie bist du nach draußen gekommen?«
    »Jemand hat meinem Dad gerahmte Konstruktionszeichnungen geschenkt als Dank für zwanzig Jahre treuer Dienste. Ich habe sie studiert, das

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