Memento für Maybelle
?«
»Natürlich, Rick«, sagte er
beinahe demütig. »Sie machen das ganz, wie Sie wollen. Ich habe Vertrauen zu
Ihnen .«
»Aber was für ein
kaltschnäuziges Luder ist das bloß ?« fragte ich. »Sie
behauptet, Sie hätten ihren Bruder erschlagen, und sie könne das durch Fotos
beweisen. Aber sie denkt nicht daran, mit diesen Fotos zur Polizei zu gehen, um
den Tod ihres Bruders zu rächen. Alles, was sie für diese Bilder will, ist eine
Heirat und finanzielle Absicherung. Hat sie auch gesagt, was der Fotograf
verlangt ?«
»O ja. Das hätte ich beinahe
vergessen .« Er nahm einen Schluck Champagner.
»Fünfzigtausend Dollar, zu zahlen am Tag nach unserer Eheschließung. Kein
Pappenstiel.«
»Und weitere fünfzigtausend
Dollar eine Woche nach Ihrer Eheschließung? Wie klänge denn hunderttausend
Dollar einen Monat nach Ihrer Eheschließung ?«
»Herrgott, Rick! Was wollen Sie
mir antun ?« wehrte er ab.
»Ich versuche nur, Ihnen
klarzumachen, daß man Sie offenbar nach allen Regeln der Kunst aufs Kreuz legen
will«, erklärte ich.
»Vielleicht sind die Fotos gar
nicht so gut«, meinte er hoffnungsvoll.
»Nach den Forderungen der
beiden zu urteilen«, sagte ich, »müssen die Bilder schon sehr überzeugend sein .«
2
Da Craig für die Spesen aufkam,
gedachte ich, mir die Kleinarbeit ruhig ein bißchen leichter zu machen. Als ich
nach Hause kam, rief ich die Trushman -Agentur an und
bat darum, mir sämtliches Material über Larry Prentice zu beschaffen. Seinen
Hintergrund, seine Freunde, seine Familie — alles, was aufzutreiben war.
»Betrachten Sie es als vordringlichen Auftrag«, sagte ich gönnerhaft, »und
machen Sie sich wegen der Unkosten keine Sorgen .«
Dann goß ich mir einen Whisky
ein und versuchte, mich nicht länger gegen eine Erinnerung zu sträuben.
Maybelle.
Sie war verrückt gewesen nach
Craig. Und weil er mit ihr ins Bett gegangen war, hatte sie gedacht, daß er in
sie verliebt sein müsse. Wie nicht anders zu erwarten, war er ihrer genauso
überdrüssig geworden, wie er aller anderen Frauen überdrüssig wurde. Nur war
Maybelle nicht bereit gewesen, taktvoll aus seinem Leben zu verschwinden.
Vielleicht hatte sie die
Abkühlung von Craigs Gefühlen bloß der Tatsache zugeschrieben, daß sie sich nie
an seine wilden Sexparties hatte gewöhnen können —
was sie als ein etwas altmodisches Mädchen auswies. Maybelle war blond und
schön, mit einer Figur, die Männer zum Träumen brachte. Aber alles trifft eben
selten zusammen. Logik und die Fähigkeit zu nüchterner Überlegung gingen ihr
leider völlig ab.
Maybelle organisierte eine
Entführung. Sie heuerte dazu ein paar richtige schwere Jungens an, um die Sache
echt wirken zu lassen, und die Burschen holten Craig direkt aus seinem eigenen
Garten heraus. Programmgemäß hatten sie ihn in ein Versteck bringen sollen, das
von Maybelle vorbereitet worden war. Genau im richtigen psychologischen
Augenblick, wenn Craig vor Angst schlotterte, hatte Maybelle vorgehabt, in
strahlender Nacktheit vor ihn hinzutreten und zu bekennen, daß sie dies für die
einzige Möglichkeit gehalten habe, ihn in ihr Liebesnest zurückzubringen.
Danach — davon war sie ehrlich überzeugt gewesen — würde Craig in seiner
Erleichterung, daß alles nur Theater war, bei ihr bleiben und nie mehr Lust auf
irgendwelche Sexparties bekommen. Sie würde die
ersterbende Flamme seiner Liebe erneut entfachen, auf daß sie hinfort mit
vermehrter Heftigkeit bis in alle Ewigkeit brennen möge.
Nur klappte das nicht so. Die
beiden Ganoven, die sie engagiert hatte, dachten sich ihren eigenen Dreh aus.
Sie brachten Craig in ein ganz anderes Versteck und verlangten dann für seine
Auslieferung zweihunderttausend Dollar. Die Lösegeldforderung ging an Craigs
Agenten, und auch Maybelle stürzte in wilder Panik zu dem Mann, um die Wahrheit
zu bekennen. Der Agent schaltete dann mich ein, um Craig zu finden. Und ich
fand ihn schließlich tatsächlich. Einer der beiden Ganoven kam dabei ums Leben,
und auch Craig wurde beinahe getötet.
Hinterher bat mich Maybelle um
einen Gefallen. Ich sollte Craig bitte sagen, sie habe das nur aus Liebe getan,
und es täte ihr entsetzlich leid, daß alles so schiefgelaufen sei. Sie würde
alles tun, was er verlange — selbst umbringen würde sie sich! — , aber sie könne niemals aufhören, ihn zu lieben. Ich fuhr
also zu Craig und richtete ihm das aus.
»Diese irre Geige !« war seine spontane Reaktion. »Sie hätte mich
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