Memiana 1 - Ewige Wacht: 1 Xeno 1.2 (German Edition)
„Das kenne ich“, sagte sie leise.
Dann wandte sie sich an Yala. „Und du?“
„Freiheit“, flüsterte Yala nur heiser. „Als Memo finde ich meine Freiheit.“
Carb und Adolo sahen sie neugierig an und Jarek strich kurz mit der Hand über ihren Arm, was Mareibe nicht entging.
Aber sie war noch nicht fertig. Ihre Stimme war immer noch leise, aber fest und wurde eindringlich, als sie weitersprach. „Ich kann dir nicht sagen, was du bei den Memo finden wirst, Mareibe. Und ob du das willst. Ich kann dir aber sagen, was du verlierst. Keiner wird dich mehr davonjagen, keiner wird dich mehr am Tor einer Ansiedlung abweisen und in den Solowall schicken. Keiner wird dich mehr um deinen Lohn betrügen, wenn du das halbe Graulicht in einer Schänke gespielt hast. Du wirst einschlafen und wissen, dass im nächsten Gelblicht alles, was du besitzt, noch da ist und dass du noch lebst, weil jemand über dich wacht und dafür sorgt, dass dir nichts geschieht. Weil du keine Solo mehr bist, auf die alle anderen herabsehen. Keine Solo mehr, der sie nicht trauen, die sie ausnutzen, bestehlen oder berauben, wenn sie können. Die sie fürchten und trotzdem brauchen und gleichzeitig verabscheuen, weil sie nirgends hingehört. Als Memo wirst du zu einem Volk zählen, das alle achten, und du wirst nie mehr allein sein.“
Alle schwiegen.
Hama schaute Yala an und Jarek spürte die Wärme in seinem Blick. „Ja.“ Mehr sagte er nicht.
Yala beugte sich vor und sah Mareibe in die Augen. „Wenn du das alles willst, dann kommst du mit uns. Wenn nicht, dann ...“ Sie zuckte die Achseln.
„Dann lebst du weiter wie bisher“, sagte Jarek.
„Wie ist deine Entscheidung?“, fragte Hama.
Die Solo mit den dunklen Augen zog ihren Rückenbeutel zu sich heran und erhob sich.
„Ich werde darüber nachdenken“, sagte sie.
5.
Am Pfad
V or dem Haupttor von Briek drängten sich die Reisenden. Jeder wollte so schnell wie möglich seine Waffen an sich nehmen und sich mit den Einkäufen auf die Heimreise machen, die für viele einige Lichte in Anspruch nehmen würde.
Die lange Reihe aus Menschen der verschiedensten Völker bewegte sich nur schrittweise. Hama, Jarek, Carb, Adolo und Yala schoben sich wieder ein Stück näher an den Turm heran.
„Miese Planung“, maulte Adolo. „Bei uns muss man an einem Tor nie warten, wenn man die Stadt verlassen will. Nie.“
„Bei uns auch nicht“, erwiderte Carb und wechselte das Standbein.
„Weil ihr keine Tore habt“, antwortete Adolo. Jarek konnte nicht erkennen, ob das wieder einmal einer ihrer Scherze war oder ob Ferant am Ende wirklich über keine Mauern verfügte.
Hama war schweigsam wie immer und ließ nicht erkennen, was er dachte. Aber sein Blick strich ab und zu über die Menge und er schaute genauer hin, wenn er irgendwo die übliche fantasievoll gemusterte Kleidung eines Solo erkannte.
Sie hatten nach dem Beginn des Gelblichts in der Herberge gewartet, doch Mareibe war nicht erschienen. Schließlich hatte Hama den Aufbruch beschlossen und Jarek hatte den Eindruck, dass der alte Memo enttäuscht war.
Das laute, erwartungsvolle Geschrei einer Gruppe Krone ließ Jarek aufschauen. Zwei Dutzend der Laufaaser, die mehr als Mannshöhe erreichen konnten, rannten an ihnen vorbei, einige davon mit Reitern in den kunstvoll gefertigten, bequemen Sätteln, die meisten jedoch mit dem Tragegestell belastet, auf dem die Ware der reisenden Kir befestigt war. Die Tiere waren in der Lage, mühelos das Zwanzigfache dessen zu tragen, was ein einzelner Mann schleppen konnte.
Aber so plump die Krone auch aussahen, Jarek wusste genau, dass sie die Strecke nach Ronahara, wo der nächste Markt stattfand, in zwei Etappen zurücklegen konnten, und die reinen Reittiere der Memo waren noch viel schneller.
Die Gruppe von Kronen bewegte sich eilig zu dem Tor in der Nähe der Cave, das jetzt den Händlern vorbehalten war, und bald darauf folgte eine weitere, auf deren Rücken dünne Feraschalen, Becher und Siebe klapperten. Jarek erkannte auf einem der Reittiere den Kir Ponnu, aber er machte Adolo nicht auf ihn aufmerksam.
Auch Yala war nicht entgangen, dass Hama sich immer wieder umschaute. „Sie kommt nicht mehr“, sagte sie mit Bestimmtheit.
Hama hob bedauernd die Schultern. „Ich fürchte, du hast recht“, antwortete er traurig.
„Ihr hättet sie gerne mitgenommen, stimmt’s?“, fragte Carb ihren Führer.
Hama nickte. „Ja. Das hätte ich sehr gerne.“
Sie kamen dem Tor wieder ein paar
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