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Memo von Meena (German Edition)

Memo von Meena (German Edition)

Titel: Memo von Meena (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Salchow
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Aber was ergab das für einen Sinn?
    Er scrollte mit dem Daumen durch die Nachrichten auf seinem Handy. Es hatte alles so gut angefangen, immerhin war diesmal sie diejenige gewesen, die sich zuerst gemeldet hatte. Zum ersten Mal war sie es, die ernsthaftes Interesse an der Entstehung der Kolumne zeigte. Und jetzt hatte er sich den Kontakt zu ihr mit dem idiotischen Versuch, sie von ihrem Können zu überzeugen, vermasselt. War es denn so absurd zu glauben, dass er einer erwachsenen Frau, einer Kollegin sozusagen, mitteilen konnte, dass er ihr Talent in weit höheren Sphären angebracht sah?
    Grüßen Sie Marc von mir. Die Tatsache, dass ihn dieser Kommentar mehr verwirrte als alle anderen, beunruhigte ihn. Es machte ihn nervös, dass sie auf etwas anspielte, was er nicht verstand. Dass sie anscheinend wusste, dass er mit Marc an einem Tisch gesessen hatte. Und es machte ihn nervös, dass er darüber nachdachte, ob sie diesen Typen näher kannte.
    Vor allem aber war sie es, die ihn nervös machte. Und das störte ihn am meisten.
     
     
    *
     
     
    Die Tatsache, dass das Ariella’s Choice über einen eigenen Fitnessraum verfügte, beeindruckte ihn weit weniger als der unerwartete Umstand, dass er in seine alten Trainingsklamotten passte. Mindestens sechs Monate war es her, dass er das letzte Mal ein Fitnessstudio von innen gesehen hatte, und selbst damals hatte er sich schon zum Training zwingen müssen. Sportliche Betätigung lag ihm einfach nicht. Das Einzige, das ihn mehr störte, war der leichte Ansatz seines Bauches, auch wenn der Grund, den Fitnessraum des Magazins aufzusuchen, diesmal ein anderer war als das Vorhaben, sich in Form zu bringen. Zumindest war es nicht sein Körper, der in Form gebracht werden wollte.
    Mit dem Handtuch über dem Nacken schlenderte er betont lässig an den Laufbändern vorbei, die, bis auf eines, unbenutzt waren. Auf dem Band rechts außen lief er . Der blonde Hüne. Der redselige Fotograf. Marc.
    "Na, wenn das nicht Mister Meena höchstpersönlich ist", kam Marc Olivers Suche nach einer passenden Begrüßung zuvor.
    "Oh." Oliver gab sich überrascht. "Was für ein Zufall. Schön, dich wiederzusehen."
    Er legte sein Handtuch auf die Sitzbank an der Wand und brachte das Laufband links neben Marc in Gang. Bemüht routiniert stellte er sich auf das Band und begann mit leichten Laufschritten.
    "Hab dich noch nie hier gesehen", stellte Marc mit prüfendem Blick von der Seite fest. "Bist du öfter da?"
    "Heute zum ersten Mal", antwortete Oliver. "Ich dachte, ein wenig Bewegung würde mir guttun."
    "Das Bewegen der Finger auf der Tastatur genügt wohl nicht." Marc lachte.
    Oliver wurde unruhig. Auch wenn er sich sicher war, dass Marc nicht wusste, dass Oliver während des Wartens auf ein Sandwich in der Redaktionskantine sein Gespräch mit dem Kollegen aus der Grafikabteilung mitbekommen hatte, fühlte er sich wie ein Ermittler im Undercover-Einsatz, der einer heißen Spur folgte. Einer Spur, die über Umwege zu Meena führte. Einer Spur, von der er nicht wusste, ob sie ihn überhaupt etwas anging. Nein, eigentlich wusste er es. Sie ging ihn nichts an. Genauso wenig wie das belauschte Gespräch, in dem es unter anderem darum ging, dass Marc vor der Heimfahrt noch eine halbe Stunde im Fitnessraum verbringen würde. Bikinifigur antrainieren, hatte er scherzhaft gemeint.
    "Was treibt dich überhaupt in die Redaktion?", fragte Marc. "Ich dachte, du schreibst von zu Hause aus."
    "Gespräch mit der Chefin."
    "Ärger?"
    "Nein, nur ein paar Details zur nächsten Kolumne."
    "Verstehe."
    Oliver richtete den Blick aus dem Fenster vor dem Laufband. Das Waldstück hinter dem Redaktionsparkplatz, das vom Fenster aus zu sehen war, erinnerte geradezu eindringlich daran, wie lächerlich es war, auf einem Laufband zu joggen.
    "Heute habe ich außerdem zum ersten Mal die Redaktionskantine benutzt", fuhr Oliver fort. "Und da dachte ich, wenn ich hier essen kann, kann ich auch hier laufen."
    "Gute Entscheidung."
    "Vielleicht", murmelte Oliver.
    "Und sonst so? Alles klar an der Wortfront?"
    "Zumindest nicht unklar."
    "Der Mann der Diplomatie."
    "Wo du es grad erwähnst." Oliver stellte die Stufe des Laufbands niedriger. "Ich beschäftige mich immer noch mit dem Versuch, die Frau hinter der Kolumne besser zu verstehen."
    "Meena besser verstehen? Na, da hast du dir aber etwas vorgenommen."
    "Ja, das merke ich mittlerweile auch", sagte Oliver. "Aber ich dachte, dass du mir vielleicht dabei helfen könntest, die

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