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Memoiren 1902 - 1945

Memoiren 1902 - 1945

Titel: Memoiren 1902 - 1945 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leni Riefenstahl
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Rosen, und Heinrich Hoffmann fotografierte fleißig. Er machte auch Gruppenfotos, wie wir uns gemeinsam den Garten ansahen. Als Hitler das Haus besichtigte, fielen ihm die Bollschweiler-Bilder zuerst nicht auf. Als er aber in einem der noch unmöblierten Zimmer stand, blieb er vor meinem Lieblingsbild stehen: Ein weißer Pferdekopf gegen einen zartblauen Hintergrund.
      «Schön», sagte Hitler.
      «Ein wunderbares Bild», hakte ich nach, «ich liebe es sehr.»
      Hitler wandte sich an Hoffmann: «Wissen Sie, ob der Maler in der Ausstellung im ‹Haus der Deutschen Kunst› vertreten ist?»
      Hoffmann verlegen: «Ich glaube nicht, mein Führer.» Worauf Hitler das tat, was ich mir erhofft hatte. Er verlangte von Hoffmann, Bollschweiler-Bilder für die Ausstellung in München anzufordern.

    Pariser Weltausstellung

    D ie «Tobis» hatte mich gebeten, nach Paris zu fahren, wo drei meiner Filme aufgeführt werden sollten. Neben dem «Blauen Licht» und dem «Triumph des Willens» war auch der Werkfilm über die Arbeit am Olympiafilm hingeschickt worden.
      In Paris waren die wildesten Gerüchte über meine Person verbreitet. Ich reiste nicht unter meinem Namen. So entstieg ich auf dem Flughafen «Le Bourget» als Madame Dupont der regulären Linienmaschine. Die Journalisten liefen zu einem zweiten Flugzeug, einer Sondermaschine, die zur gleichen Zeit landete, und in der sie mich vermuteten. Nur der bekannte Roger Feral vom «Paris Soir» hatte mich entdeckt und folgte mir bis zum Hotel. Er zeigte mir eine Zeitung, mit der Schlagzeile: «Leni Riefenstahl in Paris», darunter «Ist der gefallene Engel des III. Reiches nicht mehr in Ungnade?»
      «Alles Unsinn», sagte ich und zeigte ihm die Fotos von Hitler und Goebbels in meinem Garten. Er kannte sie schon, wollte aber erst mit mir darüber sprechen.
      Am nächsten Tag stand groß auf der Titelseite des «Paris Soir»:
      «Madame Dupont, Pompadour des Dritten Reiches in Paris.» Wieder neuer Klatsch, dachte ich und stellte mir das Gesicht von Goebbels vor.
      Ich hatte viel zuwenig Zeit, um mir Paris anzuschauen - die Stadt,
zu der es mich seit Jahren hinzog. Ich war sehr niedergeschlagen und so übermüdet, daß ich meine Zeit im Hotel mit Schlafen verbrachte. Der Schlaf war so tief, daß ich das Wecken überhörte und wieder einschlief. Als ich aufwachte, war es schon acht Uhr abends. Längst hätte ich im Kino sein müssen, das sich auf dem Ausstellungsgelände befand, um laut Zeitungsinseraten das französische Publikum vor Beginn der Vorführung des «Triumph des Willens» zu begrüßen. So schnell habe ich mich noch nie angezogen, die Haare kämmte ich mir im Wagen, der schon lange auf mich wartete, und erschien völlig aufgelöst im Saal, in dem ich mit Pfiffen und Fußtrampeln, aber auch mit Applaus begrüßt wurde. Eine schreckliche Situation. Das Publikum hatte fünfundzwanzig Minuten auf mich gewartet. Ich schämte mich so, daß ich mich am liebsten, als es im Kino dunkel wurde, davongeschlichen hätte.
      Aber dann erlebte ich eine Überraschung. Schon nach kurzer Zeit gab es Applaus, der sich viele Male wiederholte und am Schluß so steigerte, wie ich es noch nie erlebt hatte. Das Publikum war verrückt. Die Franzosen hoben mich auf die Schultern, umarmten und küßten mich und zerrissen mir die Kleider. Ich war wie betäubt. Einen solchen Erfolg hatte dieser Film weder in Berlin noch in irgendeiner anderen deutschen Stadt gehabt.
      Am nächsten Tag erhielt «Triumph des Willens» die Goldmedaille. Der französische Ministerpräsident Edouard Daladier überreichte sie. Damit wurde ein Dokumentarfilm, keineswegs ein Propagandafilm, ausgezeichnet. Welches Interesse hätten die Leitung der Weltausstellung und der französische Ministerpräsident daran gehabt?

    Auf dem Berghof

    A uf meiner Rückreise sollte ich Hitler auf dem Berghof besuchen, um ihm über meine Eindrücke von der Weltausstellung zu berichten. Das erfuhr ich erst in Paris vom deutschen Botschafter, Graf von Welczek, der mir zu Ehren der Verleihung von drei Goldmedaillen ein Abschiedsessen gab. Auch «Das blaue Licht» und der «OlympiaWerkfilm» wurden mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.
      Es war mein zweiter Besuch auf dem Berghof. Das erste Mal war ich im September 1934 nach dem Reichsparteitag dort gewesen, um Hitler über meine Arbeit in Nürnberg zu berichten. Damals fragte ich ihn, wie der Film heißen sollte, worauf Hitler impulsiv antwortete: «Triumph

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