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Memoiren 1902 - 1945

Memoiren 1902 - 1945

Titel: Memoiren 1902 - 1945 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leni Riefenstahl
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ist durch den Umstand, daß er mich abgelöst hat. Wenn alles gutgeht, werde ich mich dafür einset zen, daß er nicht mehr an die Front darf...

    13. Mai 1942
    ... vorgestern ist Hauptmann Mayer gefallen, ich bin jetzt wieder ganz allein. Mit ihm ist bestimmt einer unserer Allerbesten und Tap fersten weggeblieben - seine Frau steht jetzt mit den vier Kindern al lein da... Vielleicht hätte er nicht fallen müssen, wenn ich nicht krank geworden wäre. Diese Tatsache bedrückt mich um so mehr, als es doch mein einziger Freund war - Leni, Du bist der einzige Mensch, den ich noch habe und brauche zum Leben. Es muß ja einmal der Leidensweg und der Weg der Irrungen zu Ende sein. Ich glaube, daß ich die Prüfung für unser gemeinsames, besseres Leben bestanden habe... Ich weiß heute, daß ich trotz meiner großen Liebe zu Dir nicht die notwendige Reife hatte. Nach diesem furchtbaren Erleben glaube ich nicht, daß ich in Zukunft nochmals irgendwelchen Rück schlägen ausgesetzt sein werde... Du hast aus mir einen neuen Men schen gemacht, sehend für die wahren Werte und Begriffe des Lebens - Du bist für mich die Erfüllung eines bis jetzt falschen und ungeleb ten Lebens. Laß mich jetzt nicht allein, Leni, dann kann ich Dir auch der Helfer und Halt sein, den Du brauchst - denn ich liebe Dich un sagbar...

    25. Juni 1942
    Meine Leni - heute wage ich es zum ersten Mal, Dich wieder so zu nennen. Vor ein paar Stunden hat mich auf einem Stützpunkt Dein
    20. Brief erreicht - ich bin das erste Mal seit ewigen Zeiten wieder innerlich frei und froh - jetzt da ich weiß, daß Du den festen Willen hast, nochmals unser gemeinsames Leben von Grund auf aufzubau en, Du hast mir dadurch wieder Mut zum Leben gegeben. Ich habe schwer gelitten, und ich habe in meiner Verzweiflung und Hoffnungs losigkeit geglaubt, daß Deine Liebe gestorben ist, das Schwerste, was mir das Schicksal aufbürden könnte. Heute, nach Deinem Brief, ist die fürchterlichste Last meines Lebens von mir genommen. In den letzten Tagen habe ich auf einem meiner Stützpunkte meinen Div. Kdr. Herrn General von Hengl getroffen, und er hat mir dabei eröffnet, daß ich voraussichtlich Ende Juli in Urlaub fahren könnte. Ich will jeden Tag das Schicksal bitten, daß es mir diesen, meinen größten Wunsch nochmals in Erfüllung gehen läßt. Ich suche schon verzwei felt nach einem Offizier, der mich während des Urlaubs vertreten kann - durch meine neue Stellung als selbständiger Btl. Kdr. unter stehe ich direkt der Division und habe dadurch eine größere Verant wortung. Du wirst Dir ungefähr ein Bild von meiner neuen Aufgabe machen können, wenn Du Dir vorstellst, daß ich mit meinen Stütz punkten ein Gebiet von 300 qkm besetzt habe. Ich bin jetzt der nörd lichste deutsche Kdr. überhaupt... wenn nur Schörner, der übrigens General der Gebirgstruppen geworden ist, die Urlaubs-Genehmi gung gibt... Liebste, die Tatsache, daß Du mich noch liebst, ist das schönste Geschenk, das du mir in Deinem Brief gemacht hast, das Wissen, daß Du wieder arbeiten kannst - laß mich auch darin mit Dir mitleben - alles was Du tust, hat ja auch jetzt für mich eine ungeheu re Bedeutung ...

    Verlobung

    S eit meiner Rückkehr aus Zürs hatte sich mein Gesundheitszustand verschlechtert. Ich konnte nur liegen und habe kaum gegessen - über zwanzig Pfund hatte ich abgenommen.
      Während dieser Zeit waren Peters Briefe die einzigen Lichtblicke. Ich klammerte mich an jedes Wort, schöpfte Hoffnung auf ein neues, gemeinsames Leben. Aber ganz konnte ich das Vergangene nicht auslöschen. Quälende Bilder überfielen mich immer wieder. Aber stärker als Eifersucht war die Angst, Peter zu verlieren. Blieben die Briefe einige Tage aus, geriet ich in Panik, immer glaubte ich das
    Schlimmste. Ich war eine Gefangene meiner Gefühle.
      Peters letzter Brief, in dem er von einem möglichen Urlaub schrieb, vollbrachte ein Wunder - es war, als ob ich aus einer langen Narkose erwachen würde. Ich fing an, mehr zu essen, machte Spaziergänge und blühte langsam wieder auf. Mein Arzt war völlig verblüfft.
      Ein paar Wochen später konnte ich sogar meine Arbeit an «Tiefland» fortsetzen. Die große Halle in Babelsberg war frei geworden. Zuerst drehten wir meine spanischen Tänze im Beisein von Harald Kreutzberg. Dann wiederholten wir die mißglückten Szenen von Pabst. Die Arbeitsatmosphäre war so gut, daß wir früher fertig wurden als geplant. Damit waren bis auf das Schlußbild sämtliche

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