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Memoiren 1902 - 1945

Memoiren 1902 - 1945

Titel: Memoiren 1902 - 1945 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leni Riefenstahl
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Atelieraufnahmen von «Tiefland» gemacht. Es fehlten nur noch die Aufnahmen mit dem Wolf in den Dolomiten und die Komplexe mit den Stieren, die nur in Spanien gedreht werden konnten.
      Dr. Grzimeks junge Wölfin war inzwischen erwachsen. Er hatte sie mit viel Liebe und Mühe großgezogen. Aber bevor wir mit ihr die Aufnahmen machen konnten, benötigten wir für die Wolfszenen noch ein wichtiges Motiv, einen kleinen Gebirgssee in der Nähe von Pedros Hütte. Aber es gab dort weder Wasser noch einen See.
      Nachdem wir zwei Tage vergeblich nach einer Quelle gesucht hatten, aus der wir einen künstlichen See gewinnen wollten, versuchten wir es mit einem Wünschelrutengänger. Unser Mitarbeiter, Hans Steger, hatte ihn uns empfohlen. Wir hatten Glück. Herr Moser, der Rutengänger, leistete Erstaunliches. Er entdeckte mit seiner Rute, die nicht aus Metall, sondern aus Holz war, nicht nur alle Knochenbrüche, die wir einmal gehabt haben, er fand auch eine kleine Quelle, die allerdings so spärlich floß, daß man Geduld brauchte, bis ein Eimer voll war.
      Inzwischen hatten wir einen kleinen See, mit einem Durchmesser von zehn bis fünfzehn Metern, ausgehoben. Der zementierte Boden war blaugrün gestrichen und das Ufer war so malerisch mit Steinen und Almrosenbüschen verziert, daß der See ganz echt aussah. Problematisch aber war, ihn mit Wasser zu füllen, da die kleine Quelle mit einem Höhenunterschied von 300 Metern tiefer lag. Um das Wasser zu dem See hinaufzubekommen, engagierten wir im Tal etwa fünfzig Italiener, die von der Quelle bis zu dem hochgelegenen Plateau eine Kette bildeten und die mit Wasser gefüllten Eimer immer an den höher stehenden Mann weiterleiteten.
      Es dauerte Stunden, aber dann hatten wir unseren See. Da erlebten wir eine nicht vorhergesehene Überraschung. Nach dem Manuskript sollte Pedros Schafherde am Seeufer ruhen. Als unsere Schafe aber, ungefähr achtzig, zum See getrieben wurden, blieb keines dort, sie zogen weiter. Einer unserer Leute kam auf die Idee, Salz zu streuen, und hoffte, die Tiere würden dann vom See nicht weggehen. Es war das Verkehrteste, was wir tun konnten! Die Schafe bekamen durch das Salz so großen Durst, daß sie in kurzer Zeit den ganzen See ausgesoffen haben. Dreimal mußte er wieder mit Wasser gefüllt werden, jedesmal streuten wir weniger Salz, aber es half nichts, der See wurde jedesmal wieder leergesoffen. Wir waren ratlos. Schließlich pflockten wir jedes einzelne Schaf am Seeufer an.
      Am ersten Drehtag erschien Peter auf Ciampedi, glücklich schloß er mich in seine Arme. Er kam gerade, als wir versuchten, Aufnahmen mit «Katja» zu machen. Es ging alles wunderbar. Dr. Grzimek hatte die Wölfin gut dressiert. Sie war nicht zu wild und nicht zu zahm. Trotzdem war größte Vorsicht geboten. Erst unmittelbar vor dem Drehen konnte Grzimek dem Wolf seinen eisernen Maulkorb abnehmen, aber nur, wenn ihm vorher eine Blutspur gelegt wurde, die bis zur Kamera führte. Dort lag ein mit Blut getränktes Stofflämmchen, in das sich der Wolf verbeißen konnte, und er ließ es dann auch nicht mehr los. Mit dieser List gelangen uns gute Aufnahmen.
      Aufregender verliefen die Kampfszenen zwischen Pedro und dem Wolf, da sie bis auf eine einzige ohne Tricks gemacht wurden. Franz Eichberger, unser Pedro, hatte den Mut, ohne Double zu arbeiten. Bei der Aufnahme, in welcher der Wolf ihn anspringt, hatte er unter dem Hemd um seinen Arm eine blutgetränkte Ledergamasche gewikkelt. Beim Ansprung hielt er dem Wolf den Unterarm vor die Schnauze, in den sich das Tier verbiß. Sechs Mal mußte Franzl diese Szene wiederholen.
      Riskant waren die Aufnahmen, in denen Pedro den Wolf erwürgt. Bei diesen Szenen konnte das Tier noch nicht betäubt werden, da es sich noch wehren mußte. Franzl wälzte sich mit ihm auf dem Boden, bis der Wolf auf dem Rücken lag und er über ihm knien konnte. Dann umklammerte er seinen Hals mit den Händen. Wir zitterten, denn diese Minuten waren äußerst gefährlich. Keinen Augenblick durfte er seine Hände lockern, sonst hätte der Wolf sein Gesicht zerfetzt. Das Sterben des Wolfes mußte dann allerdings durch eine Betäubungsspritze herbeigeführt werden. Wir atmeten auf, als diese Aufnahmen beendet waren. Der Wolf war später wieder quicklebendig.
      Eine der schwierigsten Szenen hatten wir noch vor uns: Der Wolf sollte in die Herde einbrechen und ein Schaf reißen. Dazu brauchten wir die Reaktion der Schafe, die das Anschleichen

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