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Memoiren 1902 - 1945

Memoiren 1902 - 1945

Titel: Memoiren 1902 - 1945 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leni Riefenstahl
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will auch nicht mehr dar an denken... Aber eines weiß ich, sicher hat noch nie ein Mensch so geliebt wie ich Dich...

    22. April 1942
    ... jetzt habe ich mal dreißig Stunden ausgeschlafen und fühle mich wieder ganz in Ordnung. Die letzten vierzehn Tage hatten wir doch ziemlich schwere Kämpfe, das kommt einem dann erst hinterher zum Bewußtsein - mitten im Geschehen lebt man ja in einer solchen Span nung und Konzentration, daß man die Schwere und Härte der Kämpfe gar nicht so empfinden kann. Ich glaube, daß das einer der letzten und verzweifelten Versuche der Russen sein dürfte, in meinem Abschnitt durchzubrechen, sie haben es mit hohen Verlusten zahlen müssen. Da wir dabei auch natürlich mitgenommen worden sind, bin ich jetzt mit meinem Bataillon in meine ursprüngliche Stellung zurückgenommen worden, und ausgerechnet mein einziger Freund, der Hptm. Mayer, hat mich mit seinem Btl. ablösen müssen. Ich hoffe aber, daß ich ihn in einigen Tagen wieder ablösen kann. So allmäh lich beginnt es auch schon hier ganz schüchtern Frühling zu werden - es kommt schon vereinzelt an den Felsblöcken das Rentiermoos durch, die einzige Vegetation. Die Lichtverhältnisse haben sich auch schnell grundlegend geändert... Ich glaube, daß man mit jedem neuen Kampf auf Leben und Tod innerlich reifer wird. Und wenn ich ein mal wieder den Glauben haben darf, daß Du und ich zu unserer frü heren Einheit verschmolzen sind, und daß ich Dich nicht verlieren werde, werde ich auch ohne Unruhe und Angst leben können, und es wird alles gut werden. Ich habe viel über uns beide nachgedacht und habe mich geprüft, ob ich jemals noch einmal in meine alten Schwächen zurückfallen kann, und ich weiß heute, daß dies niemals mehr möglich sein kann. Ob ich in diesem Kampf zu Dir zurückkeh ren werde, oder ob ich falle, wird das Schicksal und die Vorsehung entscheiden - Du aber mußt immer und in jedem Fall wissen, daß ich in meinem ganzen Leben nur Dich geliebt habe und überhaupt lie ben kann...

    25. April 1942
    ... seit einigen Tagen liege ich wieder auf der Nase mit meinem alten Gelenkrheuma - ich liege jetzt in meinem Gefechtsstand dick einge packt - und hoffe nur, daß ich bis zu den nächsten Angriffen wieder einigermaßen in Form bin. Im letzten Brief hatte ich Dir geschrieben, daß sich auch bei uns der Frühling schon bemerkbar macht - in der Zwischenzeit hat sich die Nachricht leider überholt, da wir seit ge stern wieder Schneefälle in rauhen Mengen haben. Angeblich soll das ja bis zum Juni dauern. Die Aussicht, bald bei Dir zu sein, verrin gert sich dadurch zusehends. Ich weiß auch nicht, wie ich weiterhin diese dauernde Trennung von Dir ertragen soll - es ist alles so schwer. Wenn ich nicht den Hptm. Mayer hätte, wüßte ich überhaupt nicht, wie ich das durchstehen soll, er redet mir immer wieder zu wie einem kranken Pferd und hat sich mir als einmaliger Freund erwie sen. Ich hoffe sehr, daß Du Deine Vitalität wieder aufgenommen hast und viel Freude und große Erfolge Dir darin beschieden sind. Du wirst ja noch im Laufe dieses Sommers nach Spanien gehen, und ich werde dich von hier in der Tundra auch auf allen Deinen Wegen und bei Deiner Arbeit in Gedanken begleiten. Wenn ich doch nur bald wieder bei Dir sein könnte - vielleicht ist die Nichterfüllung und Un möglichkeit meines einzigen Wunsches und meiner ganzen Hoffnung die Strafe... Ich denke oft darüber nach, ob wir alles Unschöne wer den vergessen können, um von neuem unser Leben in seiner schick salhaften Einheit von Grund auf aufzubauen...

    6. Mai 1942
    ... ich kann Dir jetzt immer nur kurz schreiben, da ich beide Hände in Watte eingepackt habe und der Verband nur am Morgen zum Wa schen entfernt wird. Diese paar Minuten, in denen ich aufstehen darf, weil mein Bett gemacht wird, werde ich sooft wie möglich benutzen, Dir zu schreiben. Leider ist keine Besserung eingetreten, und ich weiß noch nicht, wann ich hier wieder rauskomme. Wir haben wie der Schneestürme und Kälte. Hoffentlich habe ich das bald überstan den -ich lebe in einer zermürbenden Unruhe - es kommt so alles zu sammen - die schweren Kämpfe und Angriffe, bei denen ich jetzt nicht dabei sein kann, wo ich dringend gebraucht würde, aber vor allem die großen Sorgen um Dich... Heute werden, nachdem die Straßen zum Teil befahrbar sind, weitere 300 Ve rwundete hier erwartet. Ich hoffe, daß auch Mayer noch dabei ist, es wäre mir ein unerträglicher Gedanke, daß ihm etwas passiert

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