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Memoiren 1945 - 1987

Memoiren 1945 - 1987

Titel: Memoiren 1945 - 1987 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leni Riefenstahl
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auch, daß meine Olympiafilme nach Kriegsende wieder den Weg nach Japan fanden.
      Am ersten Tag verriet mir Michi noch nichts von seinem Vorhaben. Er lieh sich Ski aus und machte mit mir einige Abfahrten. Aber ich spürte, daß er mir etwas Wichtiges mitteilen wollte. Erst am
nächsten Nachmittag, beim Tee im Hotel Post, sprach er über seine Pläne, die mich völlig überraschten. Er schlug mir vor, gemeinsam mit ihm und seinen Brüdern eine Filmfirma zu gründen.
      «Wir dachten an Dokumentarfilme in Afrika», sagte Michi, «und würden uns freuen, hierfür Ihre Mitarbeit zu gewinnen.» Er sah in mein erstauntes Gesicht und fuhr fort: «Wir möchten Sie als gleichberechtigte Partnerin in unsere Gesellschaft aufnehmen, Sie brauchen nur Ihre Erfahrungen und Arbeit als Regisseurin mitbringen. Das Finanzielle übernehmen wir.»
      Ich kannte Michi gut genug, um zu wissen daß es kein Scherz war. Trotzdem hielt ich dies alles mehr für ein Wunschdenken und lächelte nachsichtig.
      Michi schien über meine Zurückhaltung etwas enttäuscht, er sagte: «Natürlich können wir nicht allein einen Film finanzieren, aber die Hälfte können wir aufbringen, wenn die Gesamtkosten 800 000 DM nicht überschreiten.»
      Die Kondo-Brüder waren begeisterte Amateurfotografen und von Afrika fasziniert wie ich. Mit ihrem VW-Bus wollten sie quer durch Afrika reisen. Trotzdem überraschte mich noch immer ihr Vorhaben.
      «Habt ihr euch das alles auch genau überlegt?»
      «Natürlich», sagte Michi optimistisch, «wir Japaner sind keine schlechten Kaufleute, und mit Ihrem Namen ist der Film in Japan für uns kein Risiko. Das Wichtigste, was wir jetzt brauchen, ist ein guter Stoff. Was würden Sie vorschlagen?»
      Spontan sagte ich: «Der Nil.»
      Ich hatte selbst schon über afrikanische Filmthemen nachgedacht und mir einen Film über den Nil vorgestellt. Dieser Fluß und seine Geschichte könnte ein interessanter Film werden. Auch Michi gefiel die Idee. «Zuerst», sagte er, «gründen wir die Firma.»

    Die «Kondo-Film GmbH»

    O bgleich meine «Leni Riefenstahl-Film GmbH» noch nicht gelöscht war, wollten die Japaner ihre Filmvorhaben in einer eigenen Firma herstellen. So wurde in München die «Kondo-Film GmbH» gegründet, eine Sekretärin engagiert, Briefpapier bestellt, das stolz drei Firmenadressen präsentierte, München, Berlin und Tokio, und ich war mit den Vorbereitungsarbeiten betraut. Noch in diesem Jahr wollten die Kondo-Brüder mit der Filmarbeit beginnen.
      Während ich mit meinem Manuskript begann, reisten Michi und Joshi durch Afrika, um in den Ländern, durch die der Nil fließt, sich die Drehgenehmigung zu besorgen und die Zoll-, Transportund Unterkunftsmöglichkeiten zu klären. Yasu, der jüngste Bruder, sollte sich in Japan um einen Verleihvertrag und die Beschaffung des Farbfilmmaterials bemühen.
      Das erste, was ich unternahm, war ein Gang zu Hugendubel, einer der größten Buchhandlungen Münchens. Dort bestellte ich alles, was es an Literatur über den Nil gab. Dann besuchte ich Professor Grzimek im Frankfurter Zoo, den ich seit unseren «Tiefland»-Wölfen kannte. Aus seinem großen Erfahrungsschatz konnte er mir wertvolle Ratschläge für unsere Filmarbeiten in Afrika geben. «Das Wichtigste», sagte Dr. Faust, sein Stellvertreter, «ist die Beschaffenheit der Fahrzeuge. Am besten bewährt sich ein VierradGeländewagen. Die Straßen befinden sich oft in katastrophalem Zustand. An unserem Fahrzeug», sagte er, «war am Ende unserer Expedition jede Schraube locker. Die Autos sollten äußerst robust sein. Das Wichtigste aber ist, daß Sie und Ihre Leute die Hitze vertragen und sehr gesund sind, denn es gibt im Südsudan nur wenige kleine Städte, die Hunderte von Kilometern voneinander entfernt liegen. Vergessen Sie auch nicht, genügend Kanister und Wasserfilter mitzunehmen, denn Brunnen gibt es unterwegs kaum. Sie müssen sich notfalls aus Wasserpfützen Trinkwasser filtern.»
      In zwei Wochen hatte ich das Manuskript geschrieben. Die Landschaft sollte nicht dominieren, sie war nur ein Teil der Elemente des Films. Hauptdarsteller war der Nil. Die Tiere, Menschen und Religionen, alte und neue Kulturen, die moderne Technik des Assuanstaudammes, Abu Simbel und die Pyramiden, das Tal der Könige, aber auch die Wüste und seine Bewohner, die Nomaden wie die Nilotenstämme, die noch unberührt von unserer Zivilisation in den südlichen Sumpfgebieten des Sudan leben, die Nuer,

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