Memoiren 1945 - 1987
Wassersack mitgenommen. Ich wußte, daß einer am Unimog hing, und bat Luz, mir die Richtung zu unseren Wagen zu zeigen. Ich spürte nur ein Verlangen — trinken. So schnell ich konnte, versuchte ich das Auto zu finden, aber ich mußte mich verirrt haben. Die Hitze wurde unerträglich, meine Bluse klebte am Körper, ich taumelte nur noch. Da entdeckte ich zwischen den goldgelben Stengeln des Durakorns Sträucher und legte mich darunter. Dann wurde es dunkel um mich. Als ich zu mir kam, hörte ich lachende Stimmen — Nuba-Frauen schauten mich an. Sie hatten mich auf ihrem Heimweg ins Dorf hier gefunden und mir Wasser über Kopf und Gesicht gegossen. Wenn Nuba auf den Feldern arbeiten, haben sie immer eine Kalebasse mit Wasser bei sich. Sie wußten, wo unser Auto stand, und führten mich dorthin.
Nach einiger Zeit erschienen auch die Nansens. Im Lager gab es nur ein Stück altes Brot und einige Scheiben Ananas, die aus einer Dose unter uns fünf Personen aufgeteilt wurde. Als die anderen zum Brunnen fuhren, um Wasser zu holen, kam es zwischen Luz und mir zu einem erregten Zusammenstoß. Alles, was sich in den letzten Wochen in mir angestaut hatte, brach aus mir heraus, gesteigert durch die große Erschöpfung dieses Tages. Auch Luz verlor die Beherrschung und brüllte mich an. Die Nuba um uns beobachteten gespannt diese heftige Szene. Als Luz mit aggressiver Gebärde auf mich zuging, legte ihm ein Nuba die Hand vor den Mund und hielt ihn zurück, ein anderer faßte mich am Arm. Sie führten mich weg — es war einer der grausamsten Tage der Expedition.
Seit dieser Szene war jede Beziehung zwischen Luz und mir endgültig zerbrochen. Ich wußte, daß sie mich absetzen würden, sobald sich eine Möglichkeit für meinen Rücktransport ergäbe. Um so enger schloß ich mich meinen Nuba-Freunden an. Sie bauten mir eine kleine Strohhütte, in der ich, vor den starken Winden geschützt, die am Abend von den Bergen kamen, schlafen konnte. Sie wurde der Treffpunkt vieler Nuba, die mir kleine Geschenke brachten, vor allem Kalebassen, von den Knaben in den Hirtenlagern angefertigt und mit Ornamenten verziert. Ich erhielt auch Speere, Perlenschmuck und sogar Musikinstrumente, und bald war meine Hütte zu einem kleinen Museum geworden. Den größten Spaß machte es ihnen, mir ihre Sprache beizubringen, und mit Hilfe eines Tonbandes machte ich gute Fortschritte. Ihre Fröhlichkeit, die sich auf mich übertrug, war wie ein Gesundbrunnen.
Eines Morgens weckte mich Rolf: «Mach dich fertig, wir fahren nach Kadugli, wir müssen Post holen und Verschiedenes besorgen.»
«Werden die Nansens mich mitnehmen?»
«Du kommst in meinen Wagen, verschließe alles in deine Kisten — wir lassen unser Gepäck unter dem Baum stehen —, in drei Tagen sind wir spätestens zurück.»
Die Fahrzeuge brauchten für die Strecke von etwa 60 Kilometern drei Stunden. Auf diesen Wegen konnte man oft nur im Schritt fahren. Die tiefen Furchen, die nach jeder Regenzeit entstehen, waren durch die Hitze steinhart geworden. Unsere Fahrzeuge neigten sich manchmal so schräg, daß ich fürchtete, sie kippen um.
Das Rasthaus in Kadugli, ein primitives Häuschen, kam uns wie ein Luxushotel vor: Vor allem war es der Wasserhahn, wir konnten uns endlich von Kopf bis Fuß waschen, ein wochenlang entbehrter Genuß.
Ich liebte Kadugli, dieses kleine Städtchen, das sich in landschaftlich schöner Lage zwischen sanft aufsteigenden Hügeln ausbreitet. Es besitzt ein Postamt, eine Garnison, eine Polizeistation, ein Hospital und einen großen Markt, im Sudan «Suk» genannt. Unter der Masse der Eingeborenen sah ich auch solche anderer Stämme, wie die Dinka und Schilluk. Und auch die immer schwarz gekleideten Falata-Frauen, die mich an ägyptische Königinnen erinnerten, trugen ihre Babys in Tücher eingewickelt auf dem Rücken. Arme und Fußgelenke dieser Frauen waren mit schweren Goldringen geschmückt.
Die Händler, meist Sudanesen, aber auch Ägypter und Griechen, boten alles mögliche zum Kauf an: Töpfe, Gläser, Küchengeschirr, Werkzeuge, Stricke, Eimer, Hölzer und Bambusstangen, auch bunte Stoffe und billige Kleidungsstücke, vor allem die arabischen Galabiyas. Einige Händler hatten sogar Konserven, aber die Sparsamkeit unseres Expeditionsleiters war so extrem, daß er nur wenige Ananasbüchsen kaufte. Einige Zitronen versteckte ich heimlich in einem Beutel.
Als wir nach drei Tagen um die Mittagszeit wieder bei unserem
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