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Memoiren 1945 - 1987

Memoiren 1945 - 1987

Titel: Memoiren 1945 - 1987 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leni Riefenstahl
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glauben und schien sogar verärgert zu sein. Als ich dann lachend sagte: «I am really Leni — you didn’t know?» umarmte sie mich.
      Zwei Tage später machte sie mich mit ihrem Mann bekannt. Er hatte tatsächlich an meiner Wohnungstür in München vergebens geläutet. Robert Gardner, ein Mann von Mitte Dreißig, bat mich gleich, wie es die offene Art der Amerikaner ist, ihn Bob zu nennen. Er erzählte mir von seiner Arbeit. Er hatte einen Film über die
Buschmänner in Südwest-Afrika gemacht und in den letzten zwei Jahren einen in Neu-Guinea, beide waren mit Preisen ausgezeichnet worden. Nun wollte er, und darüber war ich sprachlos, im südlichen Sudan drehen und interessierte sich verständlicherweise sehr für meine Erlebnisse dort. Im übrigen konnte er nicht begreifen, daß ich für meine Projekte in Deutschland keine finanzielle Unterstützung bekommen konnte.
      «Kommen Sie nach Amerika», sagte er, «da ist alles viel einfacher. Sie müssen einen Film über die Nuba machen, und wenn es nur ein 16-mm-Film sein sollte.»
      Ich lächelte resigniert.
      «Kommen Sie zu uns nach Boston», sagte er eindringlich, «wir haben da ein schönes Haus, wo Sie wohnen können, solange Sie wollen. Wir werden Sie unterstützen.»
      Mir schwirrte der Kopf. Diese Chance mußte ich ergreifen, aber wie das noch schaffen? In wenigen Wochen sollten die Fahrzeuge im Hafen von Genua sein, und vorsichtshalber hatte ich schon Plätze für Busse und Fahrer auf der «Sternfels» reservieren lassen. Noch fehlten mir die Geldmittel, die Visa und die Einreisegenehmigung für die Wagen, nur die Fahrer hatte ich verpflichten können, zwei junge Männer. Sie waren bereit, ohne Honorar und Diäten mitzumachen.
      Ich mußte einen Weg finden, Gardners Einladung anzunehmen. Bevor ich die Insel verließ, versprach ich, sie in Boston zu besuchen.

    Aufregende Tage in den USA

    D ie Tage vor meinem Abflug nach Amerika verliefen turbulent. Bei jedem Anruf in der sudanesischen Botschaft in Bad Godesberg lautete die Antwort: «Es ist noch kein Visum da. Auch auf unsere Telegramme haben wir aus Khartum keine Antwort erhalten.» Merkwürdig, die beiden jungen Leute, die mit mir fahren sollten, ein Zoologe und ein Elektriker, hatten ihre Visa innerhalb von acht Tagen erhalten. Man sagte mir auf der Botschaft, bei Künstlern dauere es länger.
      Im Flugzeug ging mir alles durch den Kopf, in was für ein Abenteuer hatte ich mich wieder einmal eingelassen. Meine Freunde in New York, Albert und Joe, der die Katzen so liebte, hatten mir das Ticket geschenkt. Auch hatte ich eine Einladung vom «National Geographic Magazine» erhalten, sie wollten meine Nuba-Aufnahmen sehen.
      Schließlich hatte ich auch eine Einladung von James Card nach Rochester in das «George Eastman House» von Kodak, das Kopien meiner Filme für sein Museum erworben hatte.
      Zuerst wollte ich Gardners besuchen. Würden sie noch die gleichen wie in Ibiza sein? In Boston wurde ich von Lee Gardner abgeholt — sie war bezaubernd. Wir fuhren nach Brookline, in der Nähe von Cambridge, dort lag in einem großen Park ihr Haus. Ich erhielt ein wunderschönes Apartment mit einem Blick auf alte Bäume, in ihrer herbstlichen Farbenpracht faszinierend.
      Schon am nächsten Tag konnte ich in der «Havard University» meine Nuba-Dias einem Kreis von Wissenschaftlern und Professoren vorführen. Das Echo war überwältigend. Ich hätte Monate bleiben können, um alle Einladungen anzunehmen. Aber ich mußte nach Rochester. Während Gardner sich um die Finanzierung des Nuba-Films bemühte, wurde ich dort ebenso herzlich aufgenommen wie in Harvard. James Card, amerikanischer Film-Historiker, war der Initiator — ein leidenschaftlicher Bewunderer meiner Filme. Ihm habe ich viel zu verdanken. Als ich in dem Kodak-Haus mich den dort versammelten Direktoren gegenübersah, die meine Nuba-Dias sehen wollten, bekam ich es mit der Angst zu tun. Fast alle Zuschauer waren Spezialisten der Fotografie, und ich fühlte mich noch keineswegs als Könnerin. Auch war ich besorgt, weil der größere Teil meiner Fotos auf Agfa-Material aufgenommen war, was man in den offenen Schlitten sehen konnte. Ich hatte ein komisches Gefühl im Magen. Dann kam die Vorführung, und es ging mir wie in Harvard. Die Zuschauer, die vorher sehr zurückhaltend waren und gemäßigtes Interesse gezeigt hatten, waren wie umgewandelt und schüttelten mir begeistert die Hände.
      Im Geburtshaus von Kodak, ein

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