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Memoiren 1945 - 1987

Memoiren 1945 - 1987

Titel: Memoiren 1945 - 1987 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leni Riefenstahl
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großartiges Museum, wurde vereinbart, daß dort zu einem späteren Zeitpunkt alle meine Filme gezeigt werden. Auch Gardners Bemühungen waren erfolgreich. Mit dem amerikanischen Filmproduzenten Milton Fruchtman, Präsident der «Odyssey-Productions», hatte er in New York einen Vorvertrag abgeschlossen. Er sah vor, daß «Odyssey» die Weltrechte des geplanten Nuba-Films erhält, für die Aufnahmen im Sudan 60
    000 DM zur Verfügung stellt und nach Beendigung der Außenaufnahmen die gesamten Kosten für die Fertigstellung des Films über
    nimmt. Der Gewinn sollte zur Hälfte geteilt werden. Ein seltener Glücksfall.
      In Washington war das «National Geographic Magazine» ebenfalls an meinen Aufnahmen interessiert, und auch hier war der Erfolg überraschend. Die verwöhnten Mitglieder der Redaktion zeigten sich von meinen Aufnahmen so begeistert, daß sie für die Herren der «National Geographic Society» eine zweite Vorführung arrangierten. Mr. Barry Bishop, unter dessen Mitwirkung viele wertvolle Filme dieses weltberühmten Instituts entstanden sind, war von den Nuba-Bildern fasziniert. Er erwog, den geplanten Film im Auftrag seines Instituts produzieren zu lassen. Das wäre die weitaus idealste Lösung gewesen. Aber die viel zu knappe Zeit schien ein fast unlösbares Problem. Ohne die Mitarbeit eines namhaften Wissenschaftlers kann die «Society» kein Filmvorhaben finanzieren.
      Inzwischen hatte sich das «Magazine» entschlossen, die NubaBilder anzukaufen. Diese Nachricht konnte ich vor Glück kaum fassen. Nachmittags um fünf Uhr sollte der Vertrag im Verlag unterschrieben werden, und ich sollte die Mitglieder der Redaktion und Persönlichkeiten der «Society» kennenlernen. Noch ehe ich mein Hotel verließ, kam aus München ein Telegramm. Ohne Angaben von Gründen wurde mir mitgeteilt, das Visum für den Sudan sei mir verweigert worden. Das Blut stieg mir in den Kopf — ich mußte mich am Treppengeländer festhalten. Ohne Visum waren Expedition und Nuba-Film gescheitert. Fieberhaft arbeitete es in meinem Kopf, um noch eine Rettung zu finden. Da fiel mir ein, vielleicht könnte ich von der sudanesischen Botschaft in den USA das Visum bekommen. Ich mußte es unter allen Umständen versuchen. Am Abend ging mein Flugzeug nach New York und am kommenden Tag nach München.
      Es war zehn Minuten vor fünf. Was sollte ich tun? Um fünf Uhr schloß die Botschaft, und um fünf Uhr wurde ich von den Herren des «Magazins» und der «Society» erwartet. Ich stürmte auf mein Zimmer, holte aus meinem Koffer die sudanesischen Unterlagen heraus und raste mit einem Taxi zum «Magazine», wo ich einige Minuten zu spät eintraf. Völlig verstört versuchte ich den versammelten Herren zu erklären, was passiert war, und daß ich sofort zur Botschaft fahren müßte, um dort mein Visum zu holen. Eisiges Schweigen. Ich spürte, die Herren waren gekränkt. Einige steckten die Köpfe zusammen, sie diskutierten — ich konnte die Spannung kaum noch ertragen —, aber dann wurde mir gesagt, man könne darauf leider nicht warten. Da wußte ich, daß ich meine nie wiederkehrende Chance verloren hatte. Ich war verzweifelt, aber was sollte ich tun? Man stellte mir höflicherweise ein Auto zur Verfügung, und wenig später stand ich vor dem sudanesischen Botschaftsgebäude.
      Es war schon fünf vorbei, die Botschaft geschlossen. Wie furchtbar. Bei der «Society» konnte ich den Vertrag nicht unterschreiben — und hierher kam ich zu spät. Das Gebäude stand in einem Garten. Ich lief um das Haus herum und schaute durch die Fenster — kein Mensch zu sehen. In einem Anfall größter Verzweiflung schlug ich wie wild gegen die Tür. Plötzlich erkannte ich hinter den Glasscheiben einen Schatten. Die Tür wurde einen Spalt geöffnet.
      Ich rief: «I want to speak the Ambassador.»
      Der Mann, der ein dunkles Gesicht hatte, sagte, die Botschaft sei geschlossen, ich solle morgen wiederkommen.
      «Unmöglich», sagte ich, «ich kann nicht, ich muß den Botschafter sprechen.» Der Mann, ein Araber, wollte die Tür schließen. Ich stellte meinen Fuß dazwischen.
      Entgeistert schaute er mich an und sagte: «I am the Ambassador.»
      Ein Hoffnungsschimmer. Bittend und verzweifelt schaute ich ihn an und sagte: «Lassen sie mich herein — please give me five minutes.»
      Er ließ mich tatsächlich eintreten und führte mich in ein Zimmer. Wir waren allein.
      «Was ist Ihr Wunsch?» fragte er. Ich erzählte ihm von

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