Memoiren 1945 - 1987
das der Öffentlichkeit von mir als Hitleranbeterin und «Reichsgletscherspalte» jahraus, jahrein noch immer vorgesetzt wurde, ein mutiges Unternehmen. Mit den Einnahmen wollte Carl Müller meine Expedition unterstützen. Auf dem Spielplan standen, ausgenommen «Triumph des Willens», alle Filme, in denen ich spielte oder die ich inszeniert hatte.
Der Erfolg war so groß wie in Nürnberg. Ausverkaufte Vorstellungen, gute Presse. Endlich, neunzehn Jahre nach Kriegsende, erlebte ich in meinem Beruf wieder ein paar glückliche Tage. Aber es war wohl mein Schicksal, daß nach jeder Hoffnung Rückschläge folgten. Der NDR brachte eine üble Sendung. Die Redaktion hatte vor dem Lichtspieltheater in Bremen Interviews mit dem Publikum machen lassen, das meine Filme sehen wollte, und es nach seiner Meinung über mich befragt, ob die Leute es richtig fänden, daß wieder Filme der «Riefenstahl» gezeigt werden. Zwischen den Antworten und Reaktionen, die meistens günstig für mich ausfielen, brachte der NDR kommentarlos Aufnahmen aus Konzentrationslagern in seiner Sendung. Auch «Die Zeit» verzichtete nicht auf einen bösartigen, unwahren Bericht in großer Aufmachung. Das war Rufmord. Der Verfasser dieses Schmähartikels mußte sich seiner Verleumdungen bewußt sein. Er hatte vorher bei meinem Anwalt die Gerichtsunterlagen eingesehen. Aber es ging ja nicht um die Wahrheit, sondern nur darum, mich zu diffamieren und zu verhindern, daß ich beruflich wieder tätig sein konnte. Für dieses erhabene Ziel war gewissen Leuten jedes Mittel recht. Es war für sie so einfach, denn sie hatten Geld, Einfluß und Macht.
Besonders leid tat mir Carl Müller. Erfreut über den Erfolg des Programms, hatte er mir vor Ausstrahlung des NDR-Pamphlets geschrieben:
Ich bin noch nie von Kinogästen so häufig angesprochen worden wie bei diesen Filmen. Immer wieder drückten mir die Zuschauer dankbar die Hand ...
Über diese gezielte Hetze empört, schrieb er an seinen Anwalt:
Das Hamburger Fernsehen hat mich arglistig getäuscht. Bei einem Interview, das sie mit mir machten, ließen sie mich in dem Glau ben, daß es sich um eine positive Sendung handeln würde. Der Tenor der Angriffe von NDR und «Der Zeit» ist so, daß Millionen Hörer und Leser glauben müssen, daß Leni Riefenstahl eine Nazi verbrecherin war und ich jetzt ihr Steigbügelhalter.
Wie er wurde jeder attackiert, der mir helfen wollte.
In dieser Zeit näherte sich das Leben meiner Mutter seinem Ende. Mit großer Willenskraft kämpfte sie gegen die Krankheit an und wehrte sich verzweifelt gegen das Sterben. Und ich konnte ihr nicht helfen.
Merkwürdige Begegnung
D ie Vorbereitungen für meine Expedition waren ins Stocken geraten. Seit Monaten wartete ich ungeduldig auf mein sudanesisches Visum — bei meiner letzten Reise hatte ich es sofort erhalten. Auch war die Genehmigung für die Einreise der zwei VW-Busse nach dem Sudan noch immer nicht eingetroffen.
Ich war abgekämpft und verlor meine Zeit mit zermürbendem Warten, deshalb nahm ich eine Einladung von Konsul Ady Vogel und seiner Frau Winnie Markus dankbar an. In der «Cala Tarida» auf Ibiza war ich fast ganz allein. Vogels waren nicht da, nur ihr Töchterchen Diana mit dem Mädchen und ein befreundetes Ehepaar. Die Ruhe hier war Balsam für meine Nerven. Am Strand traf man nur noch auf wenige Menschen.
Eines Tages fiel mein Blick auf eine apart gekleidete Frau, die mit ihren zwei Kindern und dem Kindermädchen badete. Sie war Amerikanerin. Wenig später lernte ich sie kennen. Sie stellte mir die überraschende Frage, ob ich zufällig die Filmregisseurin Leni Riefenstahl kenne. Verblüfft schaute ich sie an. Da ich mich nicht zu erkennen geben wollte, bemerkte ich beiläufig, daß ich sie persönlich nicht kenne, mir aber ihre Filme bekannt seien. Sie brach in Begeisterung aus und sagte: «Mein Mann ist Filmregisseur und Wissenschaftler. Er arbeiteten Harvard und leitet dort die Filmabteilung. Bevor wir hierherkamen, haben wir Dokumentarfilme von Frau Riefenstahl gesehen. Sie begeisterten uns so, daß wir sie uns mehrmals angesehen haben. Mein Mann möchte Frau Riefenstahl so gern kennenlernen, weil er in einer ähnlichen Art arbeitet. Er versucht, sie zur Zeit in München zu treffen.» Ich war belustigt, schwieg aber noch. Als sie aber anfing, mir einzelne Szenen aus meinen Filmen zu beschreiben, konnte ich es nicht unterlassen, zu sagen: «Look, I am Leni.» Sie wollte das zuerst nicht
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