Memoiren 1945 - 1987
aus Wolfsburg schickte, und in kurzer Zeit war der Schaden behoben — eine bewundernswerte Leistung des Kundendienstes der VW-Werke.
Überraschend erhielt ich Besuch von Robert Gardner. Er brachte eine gute Nachricht. Mr. Fruchtman von der «Odyssey-Productions» erklärte sich bereit, die fraglichen Paragraphen des Vertrages zu ändern, so daß ich mit einer weiteren Finanzierung bis zur Fertigstellung des Films rechnen konnte. Mir fiel eine große Last vom Herzen. Allerdings war eine Bedingung daran geknüpft, bis Mitte August müßte die Rohfassung des Films abgeliefert werden.
Mit Spannung wartete ich auf die erste Sendung der Muster aus Hamburg. Sie traf sehr verspätet ein und enthielt nur ein Zehntel der Aufnahmen. Das Material enttäuschte mich sehr, denn die Farben entsprachen nicht denen der Proberollen, sie hatten Farbstiche. Die Kopieranstalt beruhigte mich und versprach, die nächsten Sendungen würden wieder die Qualität der Proberollen haben. Aber bei den folgenden Sendungen waren die Farben noch schlechter, einige waren rot, andere violett oder türkis. Diese Muster waren unbrauchbar. Ich wurde nervös, denn meine amerikanischen Partner, die mich schon drängten, mußte ich immer wieder vertrösten. Ich verstand nicht, warum Geyer das Material in so großen Abständen lieferte, noch dazu in so schlechter Qualität. Irgend etwas stimmte da nicht.
Inzwischen war es Mitte Juli geworden. Von Tag zu Tag wurde die Situation kritischer. Die Einhaltung des Termins war lebenswichtig. Davon hing nicht nur die Finanzierung des Nuba-Films ab. Die «Odyssey-Productions» wollten mir, wenn der Film Erfolg haben würde, in den USA die Regie für drei Dokumentarfilme in Cinemascope übergeben. Eine nie wiederkehrende Chance.
Nachdem ich trotz täglichen Telefonaten noch keine Kopie von dem ER-Material erhalten hatte, fuhr ich nach Hamburg. Was ich dort bei Geyer erlebte, war eine einzige Katastrophe. Als der Meister der 16-mm-Farbfilmabteilung mir die Kopien des ER-Materials vorführte, schaute ich entgeistert auf die Leinwand. Was dort ablief, war kein Farbfilm — es war ein grüner Film, so grün wie Tannen im Schwarzwald. Das war ein Schock. Nun verstand ich, warum man mir diese Kopien nicht geschickt hatte. Wahrscheinlich war das hochempfindliche ER-Material falsch entwickelt worden. Ein Unglück von unvorstellbarem Ausmaß. Diese Aufnahmen waren nicht wiederholbar. Der Abteilungsleiter, dessen Namen ich nicht nennen möchte, sah mein verzweifeltes Gesicht und versuchte mich zu trösten. «Sie brauchen keine Angst zu haben, die grüne Farbe ist bei ER-Material ganz normal, das können wir später durch Filter ausgleichen.»
«Aber», sagte ich, «die Proberolle war doch nicht grün, und es war doch auch ER-Material.»
«Die war schon gefiltert. Wir bekommen die Aufnahmen schon noch hin.»
«Warum haben Sie es denn nicht gleich getan?» fragte ich erregt, «und warum habe ich zwei Monate auf die Hälfte der Muster warten müssen?»
«Sie müssen entschuldigen. Wir sind durch Aufträge von Fernsehanstalten zu überlastet. Aber Sie werden Ihre Muster bald bekommen, das verspreche ich Ihnen.»
Ich hatte noch keine Erfahrung mit ER-Material, und so verließ ich mich auf seine Worte. Aber meine Zweifel waren stärker.
Ich beschloß, Hamburg nicht zu verlassen, bis ich gute Kopien bekam, und übersiedelte in ein kleines Gasthaus in Rahlstedt, in der Nähe der Kopieranstalt. Ich fand keinen Schlaf — die grünen Aufnahmen spukten in meinem Kopf —, ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, daß dieses Grün normal sein sollte und daß man es wegfiltern könnte. Das mußten Ausreden sein, wahrscheinlich war bei den Arbeiten etwas passiert. Am nächsten Morgen ging ich wieder zu Geyer und fragte den Abteilungsleiter: «Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich in Ihrer Gegenwart mit einem Fachmann bei Kodak telefoniere?»
«Überhaupt nicht», erwiderte er gelassen. In wenigen Minuten hatte ich Dr. Würstlin, einen Farbspezialisten von Kodak, in Stuttgart erreicht. Ich informierte ihn, daß ich von Geyer aus spreche und daß der Leiter der Farbfilmabteilung das Gespräch anhöre, es lief ungefähr folgendermaßen ab: «Sagen Sie, Dr. Würstlin, wir haben auf unserer Expedition mit Ihrem Material gearbeitet, außer dem normalen auch mit dem hochempfindlichen ER-Material. Wie müssen bei diesem Material die Originale und Muster aussehen? Muß der Himmel blau ausschauen,
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