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Memoiren 1945 - 1987

Memoiren 1945 - 1987

Titel: Memoiren 1945 - 1987 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leni Riefenstahl
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war, uns zu unserem Schiff zu bringen. Es war irre. Wir mußten noch durch einen Teil der Stadt fahren, und die Zeit lief — der Uhrzeiger rannte — schließlich erblickten wir das Schiff, unsere «Cynthia» — sie lag noch im Hafen. Ich stieß einen Seufzer der Erleichterung aus — nach dieser Wahnsinnsfahrt.
      Der Kapitän erklärte sich bereit, uns noch mitzunehmen, Zollund Verladeformalitäten waren schnell erledigt, dann war es soweit. Wir hatten es geschafft — fast. Als die Männer, die Landrover und Anhänger verladen sollten, sahen, wie sie überladen waren, schüttelten sie den Kopf und winkten ab. Ich verstand erst nicht, was sie meinten, dann sagte der Kapitän, das Fahrzeug sei zu schwer, und sie hätten nicht so starke Seile, um es auf Deck zu hieven. Wie
erstarrt standen wir da. Das Schiff vor uns — und im letzten Augenblick sollte alles scheitern? Ich brach in Tränen aus, in lautes Weinen. Da erbarmte sich der Kapitän. Er ließ den Anhänger abkoppeln und einige Kisten vom Landrover herunternehmen. Dann ging es los. Wohl zwanzig Mann waren damit beschäftigt, das Fahrzeug mit Hilfe eines Ladenetzes vorsichtig hochzuziehen. Eine große Menschenmenge, die das Manöver beobachtete, umringte uns. Werden die alten Seile halten — wird der Landrover herunterstürzen? Trotz meiner Erregung griff ich nach unserer Super-8 und filmte die Szene. Durch die Linse sah ich den im Netz schräg hängenden Wagen langsam durch die Luft schaukeln.
      «Lieber Gott», betete ich, «laß den Wagen nicht abstürzen.» Es ging gut — ohne Schaden setzte der Kran den Landrover auf das Schiffsdeck. Todmüde wankten wir in unsere Kajüten.

    Die Sudan-Expedition 1968/69

    D as Meer war stürmisch und kalt die Luft. Wir hatten fünf Tage Zeit, uns auszuschlafen. Horst habe ich auf dem Schiff kaum gesehen, er war seekrank und hatte die Kabine fast nie verlassen. Bei strahlendem Sonnenwetter näherten wir uns Ägypten. Ich war voller Unruhe und konnte es wegen der fehlenden Genehmigung für den Wagen nicht genießen.
      Bevor wir in Alexandria das Schiff verlassen konnten, stürzten sich ägyptische Händler mit ohrenbetäubendem Geschrei auf uns und boten ihre Waren an, silberne Armreifen, Ketten und Lederwaren. Vor allem wollten sie uns mehrere mindestens eineinhalb Meter große ausgestopfte Kamele verkaufen, auf denen man richtig sitzen konnte. Während Horst vergeblich versuchte, den Händlern klarzumachen, daß wir für die Kamele keinen Platz hatten, sahen wir zu unserem Entsetzen, daß einige von ihnen auf den völlig überladenen Wagen kletterten und dort drei große Kamele befestigen wollten. Es machte große Mühe, uns von den Kamelen zu befreien.
      Ehe wir nach Kairo fahren konnten, mußten erst noch die Zollformalitäten erledigt werden. Nach einigen Stunden war es geschafft. Da es inzwischen dunkel geworden war, übernachteten wir vor Kairo in einem Hotel, bedauerlicherweise waren wir in ein Luxus hotel geraten. Am nächsten Morgen bot sich uns ein herrliches Bild, wir befanden uns in unmittelbarer Nähe einer Pyramide. Was für ein Erlebnis nach diesen nervenaufreibenden Monaten!
      Das erste in Kairo war, zum Hauptpostamt zu gehen. Dort lag weder ein Brief noch ein Telegramm. Das nächste, in Erfahrung zu bringen, wie wir mit unserem Landrover nach Wadi Halfa kommen konnten. Zweimal ging wöchentlich von Assuan ein kleiner Nildampfer dorthin, aber ohne die sudanesische Einreisegenehmigung durfte der Dampfer unglücklicherweise keine Fahrzeuge verladen.
      Das war der Augenblick, den ich so befürchtet hatte. Mit allen meinen Überredungskünsten versuchte ich, die Dampfertickets zu kaufen, es war ergebnislos. Wir konnten nicht weiterfahren und mußten vorläufig in Kairo bleiben. Schließlich fand ich doch noch ein Büro, das gegen entsprechenden Aufpreis bereit war, die Tikkets auch ohne sudanesische Einreiseerlaubnis zu verkaufen.
      Bevor wir nach Assuan fuhren, erinnerte ich mich an den Rat, den mir der frühere deutsche Botschafter im Sudan, Herr de Haas, gegeben hatte. Ich telegrafierte nach Khartum an den «Speaker of Parliament»: «Eintreffe Wadi Halfa mit Boot 7. Dezember 1968 — Leni Riefenstahl.»
      Ich hatte keine Ahnung, wer dieses Telegramm erhalten und ob es Erfolg haben würde. Es war ein Versuch, ich setzte alles auf eine Karte.
      Wir verließen Kairo, bis Assuan war es eine Strecke von etwa tausend Kilometern. Die Straßen waren gut, wir kamen schnell voran. Da

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