Memoiren 1945 - 1987
Die Kameraausrüstung vervollständigen, Probeaufnahmen von Optiken und Filtern machen, Film- und Fotomaterial besorgen, vor allem aber alle Dinge, die das Fahrzeug betrafen, Werkzeug und die notwendigen Ersatzteile beschaffen.
Inzwischen war es Ende September geworden und, wie schon beim letzten Mal, noch kein Visum und keine Genehmigung für die Einreise des Wagens eingetroffen. Trotzdem ließen wir uns impfen. Außerdem war es höchste Zeit, den Landrover aus London zu holen. Horst war dazu sofort bereit. Ich mußte ihm, was immerhin ein Risiko war, den vollen Betrag für den Landrover mitgeben. Auch sprach er kein einziges englisches Wort. Die Englandreise verlief nicht ganz glatt. Es gab mit dem Wagen Schwierigkeiten: Wegen eines Streiks konnte Horst ihn noch nicht übernehmen. Mit Unterstützung meiner englischen Freunde und seiner Mitarbeit konnte die Fertigstellung beschleunigt werden, so daß Horst den Wagen in Solihul im Rever-Werk abholen konnte. Wegen der knappen Zeit, die wir bis zur Einschiffung in Genua hatten, war er Nonstop von London bis München durchgefahren. Mein neuer Mitarbeiter hatte sich großartig bewährt.
Nun überstürzten sich die Ereignisse. Während Horst Wassertanks und einen stabilen Gepäckträger, auf dem zwei Personen schlafen konnten, anfertigen ließ, fuhr ich noch nach Wetzlar, um bei Leitz meine Fotoausrüstung überprüfen und vervollständigen zu lassen. Am nächsten Tag war ich im «Frobenius-Institut» in Frankfurt, wo ich meine Nuba-Dias zeigte und mit Professor Haberland über meine Expedition diskutierte. Tags darauf stand ich in München für «BBC» vor der Kamera, die einen 50-Minuten-Film über mich herstellte. Dieses Mal war Norman Swallow der Regisseur, ein ungewöhnlich sympathischer Engländer, in dem ich einen Freund gewonnen habe.
Gleichzeitig wurde noch ein weiterer Film mit mir gedreht, ebenfalls eine englische Produktion. Hier war es ein Amerikaner, Chadwig Hall, ein sensibler Künstler, der diese Produktion gemeinsam mit seiner Frau, der bekannten deutschen Fotografin Christa Peters, machte.
Da geschah ein Wunder, in buchstäblich letzter Minute trafen die Visa ein. Ich konnte es nicht fassen — es war unglaublich —, ich war vor Glück fast verrückt. Eine Genehmigung für den Land rover hatte ich allerdings noch nicht. Aber in jedem Fall konnte ich in den Sudan einreisen. Das gab mir einen gewaltigen Auftrieb.
Von früh bis spät war Horst auf den Beinen. Als er die Kisten ausmaß, stellte er fest, daß der Wagen unmöglich unser ganzes Gepäck aufnehmen konnte, also mußte noch schnell ein Anhänger besorgt werden. Inge und Heinz Hiestand, meine österreichischen Freunde aus Wels, die ich vor Jahren im Südsudan kennengelernt hatte, überließen mir hilfsbereit ihren geländegängigen Anhänger.
Unsere Vorbereitungen gingen fieberhaft voran. Zoll-Listen, Versicherungen und die unerläßlichen Medikamente, von meinem Arzt Dr. Zeltwanger zusammengestellt, waren nur ein kleiner Teil der wichtigsten Vorbereitungen. Nichts durfte vergessen werden, da es viele Dinge im Sudan nicht gibt. Auch hatte ich noch einen Wünschelrutengänger aus dem Allgäu eingeladen, der mir beibringen sollte, Grundwasser zu finden. Die Wünschelruten waren aus Kupfer, und tatsächlich schlugen sie auch da, wo sich Wasserleitungen befanden, in meinen Händen aus.
Dann ging es ans Packen. Horst erklärte, wir müßten mindestens vierzig Prozent des «Nötigsten» zurücklassen. Aber was? Die Brotkonserven waren ebenso wichtig wie die Haferflocken, die Gasflaschen für die Kocher genauso unentbehrlich wie das Lichtaggregat für die Filmaufnahmen — ich wollte nichts zurücklassen. Ausgerechnet an diesem Tag fiel in der Tengstraße der Lift aus, und wir wohnten im fünften Stock. Obwohl uns Uli Sommerlath half, die etwa anderthalb Tonnen schweren Kisten und Säcke fünf Treppen hinunterzuschleppen, war das nicht zu schaffen. Es war jetzt schon Mitternacht, ich fuhr zum Hauptbahnhof, um den einzigen Gepäckträger, der zu dieser Stunde dort vielleicht noch Dienst hatte, aufzutreiben.
Mittags hätten wir aufbrechen müssen, und Mitternacht war längst vorüber. Inzwischen lud Horst im Hof die Kisten in Landrover und Anhänger, während ich noch alles zusammensuchte, was mitkommen sollte. Seit 24 Stunden hatten wir nicht geschlafen, und die Uhr zeigte schon vier Uhr morgens. Zu allem Unglück begann es auch noch zu schneien. Als ich in den Hof
Weitere Kostenlose Bücher