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Memoiren 1945 - 1987

Memoiren 1945 - 1987

Titel: Memoiren 1945 - 1987 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leni Riefenstahl
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großen Spaß, mich damit zu beschäftigen.»
      Speer wohnte im «Malleier», ich im Sporthotel «Gran Baita». Dort machte ich von ihm das bekannte Foto mit dem roten Wollschal, und «Die Zeit» erwarb es als Titelbild für eine Serie über Speer. Mit diesem Foto hatte es eine besondere Bewandtnis: Ich hatte mir 1932, ein Jahr, bevor Hitler an die Macht kam, ein kleines Schwarzweißfoto von Speer aus einer Zeitung ausgeschnitten. Sein Gesicht war mir aufgefallen, und ich sammelte für mein Filmarchiv alles, was mich ansprach. Als ich Speer später kennenlernte und ihm diesen Ausschnitt zeigte, schenkte er mir in einem schweren Silberrahmen eine Vergrößerung dieses Fotos, das sich durch seinen Ausdruck und eine rembrandtartige Beleuchtung von anderen Porträts dieses Stils unterschied. Dieses Foto fiel mir ein, als ich nun die von «Jasmin» gewünschten Nahaufnahmen machte. Ich versuchte, das Gesicht in ähnlichem Licht zu fotografieren. Das Resultat war verblüffend. Obgleich seit dem ersten Foto 39 Jahre vergangen waren, sind sich die beiden Aufnahmen unglaublich ähnlich. Der junge und der alte Speer haben den gleichen Ausdruck.
      Nach fünf Wochen gemeinsamer Arbeit hatten wir die 247 Manuskriptseiten auf 88 Seiten reduziert. Speer hatte eine architektonische Meisterleistung vollbracht und ich von ihm viel gelernt.
      Vor meiner Abreise nach München hatte ich ein besonderes Erlebnis: Zum ersten Mal flog ich mit einem Hubschrauber und außerdem auf den Gipfel des höchsten Berges der Dolomiten, der Marmolata. Das hatte ich dem Industriellen Ernst Sachs zu verdanken, der seinen Winterurlaub in Wolkenstein verbrachte und auch im «Gran Baita» wohnte. Es war ein unbeschreibliches Vergnügen, als wir vom Gipfel der Marmolata in unzähligen Schwüngen über herrlichem Schnee ins Tal hinunterbrausten, wo der Hubschrauber auf uns wartete — einfach toll.
      Ein nicht weniger eindrucksvolles Erlebnis war der Flug über die tief verschneiten Dolomiten nach Meran, wo Sachs den Südtiroler Sebastian Andersag besuchte, den Architekten der schönsten Hotels in den Dolomiten. Die Sonne war schon im Untergehen, als der Hubschrauber sich wieder in die Höhe hob. In weichen graublauen Pastelltönen sah ich während des Rückflugs unter uns das Tal. Nur
die Spitzen der Dolomiten waren noch glutrot vom letzten Sonnenlicht. Als wir uns Wolkenstein näherten, brannten schon die Lichter in den Häusern und am Himmel wurden Mondsichel und Sterne sichtbar.

    Sorge um meine Buchrechte

    N achdem ich mein Manuskript beim Bechtle-Verlag abgeliefert hatte, wartete ich ungeduldig auf eine Entscheidung. Noch länger wollte ich mich nicht hinhalten lassen, aber der Verlag hüllte sich in Schweigen. Nach einem Monat vergeblichen Wartens wollte ich meine Rechte zurückhaben. Es kam zu sehr unerfreulichen Verhandlungen, in denen meine berechtigten Ansprüche vom Verlag nicht nur ignoriert, sondern mir unzumutbare Forderungen gestellt wurden. Da ich um jeden Preis einen Prozeß, der sich über Jahre hinziehen könnte, vermeiden wollte, ging ich auf die Bedingungen des Verlags ein, das Garantiehonorar, das ich bei Vertragsschluß erhalten hatte, zurückzuzahlen. Allerdings hatte ich das Geld nicht und wußte auch nicht, woher ich es nehmen sollte.
      Mir schwirrte der Kopf. Zur gleichen Zeit lief der unglückselige Prozeß meiner Gläubiger gegen Geyer, der mich zwang, für Dr. Deuchler, unseren Hamburger Anwalt, lange Schriftsätze auszuarbeiten.
      Mein Verleger dankte mir meine Großzügigkeit nicht. Meine Zusage der Rückerstattung des Vorschusses erschwerte er durch eine plötzlich erhobene vierwöchige Fristsetzung und drohte mir im Fall der Nichteinhaltung derselben mit Schadensersatzansprüchen. Um mein Bildmaterial zu retten, mußte ich versuchen, die Summe aufzutreiben. Da schien es einen Lichtblick zu geben. Als mich John Toland, ein amerikanischer Historiker, besuchte und die NubaBilder sah, war er von ihnen hingerissen und konnte nicht verstehen, daß der deutsche Verlag keinen Co-Partner in den USA finden sollte. Er glaubte, seinen Verleger Doubleday für den Bildband interessieren zu können. Als er mich bat, ihm meine Nuba-Bilder mitzugeben, überließ ich ihm trotz meiner Skepsis einen Teil der besten Aufnahmen.
      Alles schien auch gut zu verlaufen. Aus Paris kam die europäische Repräsentantin des großen New Yorker Verlags zu mir, sah sich die Fotos an und war ebenfalls von ihnen beeindruckt. Nach
zwei

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