Memoiren 1945 - 1987
Verfilmung von Thomas Wolfes Roman «Es führt kein Weg zurück» Aufnahmen aus meinen Olympiafilmen auswählen und mich außerdem für die Mitwirkung an seinem Film gewinnen wollte. So sehr ich Hädrich als Regisseur schätze und so sympathisch er mir als Mensch ist, zögerte ich doch sehr, zu Aufnahmen nach Berlin zu gehen. Ich wollte mich nicht noch einmal Diffamierungen und Drohungen, wie ich sie vor ein paar Wochen erlebt hatte, aussetzen. Auch Will Tremper, der mich mit Hädrich zusammengebracht hatte, versuchte, mich umzustimmen. Als ich erfuhr, Joachim Fest und Albert Speer wirkten ebenfalls mit, sagte ich schließlich zu.
Der Film, den Hädrich für den NDR machte, spielt während der Olympiade 1936 in Berlin. Es ist die Geschichte eines jungen Amerikaners, des Schriftstellers Thomas Wolfe, der, von Deutschland begeistert, während der Olympischen Spiele in Berlin in eine Liebesbeziehung zu einer Deutschen gerät, ohne etwas von den menschlichen Tragödien zu ahnen, die sich im Dunkeln vollziehen. Als er dann auf seiner Rückreise mit eigenen Augen erlebt, wie ein jüdischer Geschäftsmann im Zug verhaftet wird, stürzt für ihn eine Welt ein. Hädrich wollte in seinem Film einige Zeitgenossen zu Wort kommen lassen, so außer Speer auch H. M. Ledig-Rowohlt, den Verleger und Freund Thomas Wolfes. Die Aufnahmen in Berlin verliefen ohne Störung.
In London wollte mich dringend mein englischer Verleger sprechen. Am Tag meiner Ankunft konnte ich zufällig den BBC-Film sehen, der in München mit mir gemacht wurde. Ich hatte eine Scheu davor gehabt, denn so sympathisch mir die Engländer bei den Aufnahmen waren, so fürchtete ich doch, ihr Film könnte mich enttäuschen. Es war anders. Colin Nears und Norman Swallow hatten einen Film gemacht, in der Gestaltung originell und ohne die üblichen Unwahrheiten. Meine Freunde und ich waren an diesem Abend sehr glücklich.
Am nächsten Tag war ich im Verlag, wo Alex Low schon alles für die Layout-Arbeiten vorbereitet hatte. Die Atmosphäre bei Tom Stacey war sehr angenehm. Hier konnte ich zum ersten Mal sehen, wie man ein Layout für einen Bildband macht, eine faszinierende Arbeit. Am Layout konnte man erkennen, daß da ein besonderes Buch im Entstehen war, was nicht ausschloß, daß Stacey mit der Veröffentlichung noch Probleme hatte, vor allem finanzieller Natur. Die Co-Partner waren noch nicht gefunden, dennoch war er optimistisch und hoffte auf ein Erscheinen schon in vier Monaten. Für mich war dieser frühe Termin aber eine Belastung, da in wenigen Wochen in München die Olympischen Spiele begannen und ich noch keine freie Stunde gehabt hatte, mich auf meinen Auftrag vorzubereiten. Nun sollte ich in drei Wochen zu mehr als hundert Fotos Texte machen und auf Staceys Wunsch auch noch einen neuen Text mehr wissenschaftlichen Charakters schreiben. Ich war ziemlich verzweifelt. Lehnte ich ab, bestünde die Gefahr, daß jemand, der die Nuba nicht kennt, den Text schreibt. Was dabei herauskommen könnte, hatte ich schon einmal erlebt. Stacey hatte es mit einem Studenten der Anthropologie versucht, der den Sudan sogar kannte. Niemand wäre glücklicher gewesen als ich, wäre die
ser Text verwendbar gewesen, aber leider war er nicht einmal zu korrigieren. So blieb mir keine Wahl — jedenfalls durfte an mir das Erscheinen nicht scheitern.
Die Olympischen Spiele in München
N ach drei Wochen konnte ich an Tom Stacey pünktlich die neuen Texte abschicken. Tag und Nacht hatte ich geschrieben und fühlte mich urlaubsreif. Die Olympiade stand vor der Tür, und so war an so was nicht zu denken. Aber Staceys enthusiastisches Telegramm machte mich glücklich. Zum dritten Mal hatte ich die Texte geschrieben.
Nun durfte ich keinen einzigen Tag mehr verlieren, mich mit den neuen Leicaflex-Kameras zu beschäftigen. Vor allem mußte ich mir den Presseausweis besorgen. Michael Rand hatte mir schon in London erzählt, wie schwierig es für das «Sunday Times Magazine» gewesen war, einen Ausweis für einen Fotografen zu erhalten — es wurde ihnen nur ein einziger für ihren Korrespondenten bewilligt. So sah sich die Redaktion gezwungen, den für mich bestimmten Ausweis von ihrer Konkurrenz «The Guardian» zu erbitten.
Als ich mir im Olympischen Organisationskomitee meinen Presseausweis abholen wollte, erhielt ich einen ablehnenden Bescheid. Mir schwante Schlimmes, und ich ließ mich mit dem Leiter des Pressezentrums verbinden, aber auch er wußte nichts
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