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Memoiren 1945 - 1987

Memoiren 1945 - 1987

Titel: Memoiren 1945 - 1987 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leni Riefenstahl
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den mir zustehenden 50prozentigen Anteil der Auslandseinnahmen meines Films. Er ging dann in die USA, verarmte dort und mußte während der Kriegsjahre seinen Lebensunterhalt durch den Verkauf von Staubsaugern verdienen.
      Nur eines hatte er gerettet: Einen Skifilm, den er in Frankreich, noch ehe er sein Geld verlor, produziert hatte. Da er im deutschen Filmgeschäft niemanden mehr kannte, bat er mich, ihm bei dem Verkauf dieses Films behilflich zu sein. Das gelang mir sehr schnell. Eine der damals großen deutschen Filmfirmen war der Union-FilmVerleih, dessen Rechtsanwalt Dr. Kraemer wegen des «Tiefland»Films mit mir Kontakt aufgenommen hatte. Ich machte beide miteinander bekannt, und schon nach wenigen Tagen war der Vertrag perfekt. Sokal erhielt für diesen sehr mäßigen alten Film 100
    000 DM. Ich hatte gehofft, für meine Vermittlung vielleicht eine kleine Provision zu bekommen. Auch diesmal enttäuschte mich Sokal. Ich bekam nicht einmal einen Blumenstrauß. Dafür erhielt ich von anderer Seite überraschende Hilfe. Friedrich A. Mainz, der frühere Direktor der «Tobis»-Film, der den Mut gehabt hatte, schon ein Jahr vor den Olympischen Spielen mit mir einen Vertrag zu schließen, besuchte mich eines Tages in der Hohenzollernstraße. Er schlug die Hände über dem Kopf zusammen und fragte ungläubig: «Hier wohnen Sie?»
    Spontan sagte er: «Das dürfen Sie nicht — das ist nicht gut —

    ich werde Ihnen helfen.» Er zog ein Heft aus der Tasche und schrieb einen Scheck aus, den er mir überreichte. Es waren 10 000 DM.
      «Damit werden Sie sich eine Wohnung besorgen können», sagte Mainz, «Sie werden es schon wieder schaffen — nur nicht den Mut verlieren.»
      Starr vor Freude, brachte ich kein Wort heraus. Nur in einem Brief konnte ich ihm danken.

    Eine Wohnung in Schwabing

    N achdem ich über ein halbes Jahr in der Hohenzollernstraße gewohnt hatte, konnte ich in eine neue Wohnung einziehen, die ich durch einen Zufall erhalten hatte.
      In München traf ich eine Bekannte, Maria Bogner, die begabte Begründerin der inzwischen weltberühmten «Bognermoden». Damals war Willi Bogner, ihr Mann, noch in norwegischer Gefangenschaft, und sie bemühte sich allein, das kleine Sportgeschäft am Leben zu erhalten. Großzügig schenkte sie mir einige Kleidungsstücke und mehrere Meter Stoff — dunkelbraunen geriffelten Samt, aus dem ich mir einen Mantel machen lassen wollte. Damit ging ich zu dem Salon Schulze-Varell, der früher viel für mich gearbeitet hatte. Als ich meinen Mantel abholte, saß mir im Vorzimmer ein elegant gekleideter Herr gegenüber. Er sah mich intensiv an und sagte schließlich: «Sie sind doch Leni Riefenstahl, mein Name ist Ady Vogel, Sie kennen mich nicht, aber ich Sie. Wir hatten einen gemeinsamen Freund, der mir viel von Ihnen erzählt hat, Ernst Udet.» Dann sprach er davon, er baue in München ein Haus, in der Schwabinger Tengstraße. Das elektrisierte mich. Als er mein Interesse an diesem Projekt bemerkte, holte er aus seiner Aktentasche die Pläne heraus. Nachdem ich die Grundrisse und die Lage des Hauses sah, überfiel mich brennend der Wunsch, dort zu wohnen.
      Schon am nächsten Tag wurden wir über eine kleine Wohnung, fünf Treppen hoch, handelseinig. Das verdankte ich Herrn Mainz. Mit Hilfe von Freunden und Handwerkern, die mir ihre Rechnungen stundeten, konnte ich innerhalb kurzer Zeit meine kleine Dreizimmerwohnung provisorisch möblieren. Nun hatte ich endlich auch für meine Mutter ein eigenes Heim.
      Auch im übrigen schien sich mein Schicksal zum Besseren zu
wenden. Mein Anwalt aus Innsbruck teilte mir mit, die Franzosen hätten einen Teil meines Privatinventars freigegeben, einige Möbel, Bilder und Teppiche sowie Koffer und Kleidungsstücke, die mir Freunde nach München brachten. Leider konnte ich die Freude, in einer eigenen Wohnung zu leben, nur wenige Monate genießen. Wir hatten kein Geld für die Miete. Um sie aber nicht zu verlieren blieb mir kein anderer Ausweg, als die Wohnung, bis auf ein Zimmer, zu vermieten. Ich mußte auch die Küche und das Bad abgeben. Von nun an wohnte ich mit meiner Mutter nur in einer kleinen Stube, die zwar eine Waschnische, aber keine Kochgelegenheit und kein Bad besaß. Zur Toilette mußten wir auf den Flur hinausgehen.
      Meine Mutter war zu bewundern, mit stets guter Laune meisterte sie jede Situation. Auf einem kleinen Spirituskocher bereitete sie unsere Mahlzeiten, wusch, bügelte und flickte meine

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