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Memoiren 1945 - 1987

Memoiren 1945 - 1987

Titel: Memoiren 1945 - 1987 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leni Riefenstahl
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Garderobe, während in meinen vermieteten Räumen oftmals Feste gefeiert wurden. Ein Filmregisseur aus Hollywood hatte meine Wohnung gemietet. Bekannte Künstler wie Hildegard Knef und andere gingen dort ein und aus, ohne zu ahnen, daß ich, nur durch eine Wand getrennt, dort wohnte. Um nicht erkannt zu werden, versteckte ich, wenn ich mein Zimmer verließ, meine Haare unter einem Schal und trug eine dunkle Brille.
      Durch die Prozesse wurde mein Aufenthaltsort bekannt, und bald konnte ich mich des Ansturms der Journalisten und Fotografen, die nicht immer freundlich waren, kaum noch erwehren.
      Ein Brief aus Paris bestürzte mich. Monsieur Denis, der Präsident des französischen Olympischen Komitees, schrieb, er habe von der Internationalen Föderation für Film-Archive die Nachricht erhalten, mein Filmmaterial befinde sich in Paris in den Blockhäusern der amerikanischen und russischen Kommandostellen. Sein Kommentar: «Sollte sich aber das Material in der russischen Zone befinden, so glaube ich nicht an einen Erfolg.»

    Begegnung mit Hans Albers

    I n Deutschland vollzog sich ein Wiederaufbau in unvorstellbarem Tempo. Wie durch ein Wunder verschwanden Trümmer und Staub. Aus Schutt und Asche wuchsen neue Stadtteile. Überlebende des Krieges versuchten in fanatischem Arbeitseifer die Erinnerung an die Vergangenheit zu verdrängen. Viele Deutsche hatten während des Krieges im Glauben an eine Irrlehre in ihrer Opferbereitschaft Unmenschliches geleistet. Als dann die Stunde der Wahrheit kam, blieb nur der nackte Selbsterhaltungstrieb und der Wille zum Überleben.
      Der Westen Deutschlands hatte einen Bundespräsidenten und einen Kanzler: Theodor Heuss und Konrad Adenauer. Die «Ostzone» wurde zur DDR. Neue politische Realitäten entstanden.
      In dieser Zeit erlebte ich immer wieder menschliche Enttäuschungen. Gute Bekannte von früher, denen ich zufällig begegnete, grüßten mich nicht und wendeten sich ab. Eine peinliche Situation erlebte ich in einem Atelier der «Bavaria» in München-Geiselgasteig. Hier machte Sokal zusammen mit Mainz Aufnahmen eines Remakes unseres Bergfilms «Die weiße Hölle vom Piz Palü». Sokal bat mich, die Probeaufnahmen junger Darstellerinnen mit anzuschauen, da er wissen wollte, welche Schauspielerin ich mir am besten in meiner Rolle vorstellen konnte. Meine Wahl fiel auf die damals noch unbekannte Lieselotte Pulver. Sokal wollte sie mir im Filmstudio persönlich vorstellen.
      Im Atelier entdeckte ich eine Eiswand aus Pappmasché und künstlichem Glitzerschnee. Sokal, der mein fassungsloses Gesicht sah, sagte: «Da staunst du, leider können wir bei der Neuverfilmung die Spielszenen nicht in den Eiswänden des ‹Palü› aufnehmen. Unser Hauptdarsteller ist kein Bergsteiger, eher ein Seemann. Wir brauchen einen berühmten Namen, einen Star, auch wenn er weder skilaufen noch klettern kann. Rate mal, wer es sein kann!»
      Ich hatte keine Ahnung. Da kam der Hauptdarsteller auf mich zu. Es war Hans Albers. Als er mich erkannte, blieb er wie angewurzelt stehen und rief, auf mich zeigend: «Wenn diese Person nicht sofort das Atelier verläßt, drehe ich keine Szene mehr.»
      Er machte kehrt und ging davon. Bestürzt stand ich allein da. Sokal war dem wütenden Schauspieler nachgelaufen. Schon einmal, vor langer Zeit, im Jahre 1926, hatte ich eine höchst peinliche Szene mit Hans Albers erlebt. Sein jetziges Verhalten war mir unbegreiflich, da er den Ruf genoß, ein Lieblingsschauspieler Hitlers gewesen zu sein.
      Im Gegensatz zu diesem peinlichen Auftritt trösteten mich Verehrerbriefe, die immer häufiger aus dem Ausland eintrafen. Die meisten kamen aus den USA. Dort wurden Kopien meiner Filme, von den Alliierten als Kriegsbeute mitgenommen, an amerikanischen Universitäten als Lehrfilme gezeigt. Es waren aber nicht nur Briefe, die mir Mut machten, sondern auch positive Berichte amerikanischer Zeitschriften. Die Korrespondenz wurde so umfangreich, daß ich mir eine Karte von den USA an die Wand heftete und mit Fähnchen alle Universitätsstädte markierte, in denen meine Filme gezeigt wurden. Auch aus England und Frankreich kamen Anerkennungen. Aber in Deutschland existierte ich weiterhin nicht.
      Es meldeten sich ausländische Verleger, die meine Memoiren bringen wollten. Dazu fühlte ich mich noch nicht imstande. Als ich einmal den Versuch machte, ging alles schief. Über die Kanzlei meines Anwalts hatte ich den Journalisten Gurt Riess kennengelernt. Er

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