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Memoiren 1945 - 1987

Memoiren 1945 - 1987

Titel: Memoiren 1945 - 1987 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leni Riefenstahl
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einer französischen Gruppe zusammengetan und schrieb, es werde in kürzester Zeit möglich sein, das Filmmaterial nach Remagen zu bringen. Der in Remagen zuständige französische Film-Offizier bestätigte mir dies und sprach ebenfalls von bevorstehender Freigabe. So hoffte ich von Woche zu Woche, von Monat zu Monat, von Jahr zu Jahr.
      Da mich immer mehr Leute sprechen wollten, versuchte ich, in München zu wohnen. Aber ohne Geld konnte ich mir nicht einmal ein billiges möbliertes Zimmer leisten. Deshalb war ich froh, als es einer Bekannten gelang, mir eine Schlafstelle in der Hohenzollernstraße 114 zu verschaffen, bei Familie Obermaier, die eine kleine Autowerkstatt betrieb. Die Wohnung lag im Hochparterre. Da mein Fenster sich direkt auf der Straßenseite befand, litt ich nachts unter dem Straßenlärm. Aber Obermaiers waren so nette Menschen, daß ich die Unannehmlichkeiten gern in Kauf nahm.
      In dieser Zeit, es war im Herbst 1949, bekam ich zum ersten Mal ein Angebot. Der Präsident des finnischen Olympischen Komitees, Herr von Frenckell, bot mir Leitung und Regie des Olympiafilms an,
der von der 1952 in Helsinki stattfindenden Sommerolympiade hergestellt werden sollte. Das war eine Überraschung und eine große Chance. So ehrenvoll dieses Angebot auch war und so sehr ich mich nach einer Aufgabe sehnte, konnte ich es nicht annehmen — leider. Das Hindernis war mein eigener Olympiafilm. Ich wußte, daß ich meinen Film nicht übertreffen könnte — und einen schwächeren wollte ich nicht machen.
      Auch als mir die Norweger anboten, den Film über die Olympischen Winterspiele in Oslo zu machen, verzichtete ich aus den gleichen Gründen.

    Briefe von Manfred George

    I m April 1949 erhielt ich einen Brief von Manfred George. Seit seinem Abschiedsbrief aus Prag hatte ich kein Lebenszeichen mehr von ihm erhalten, aber inzwischen erfahren, daß er der Chefredakteur der deutsch-jüdischen Zeitung «Aufbau» in New York geworden war. Zögernd öffnete ich den Brief und las:

    Sie müssen die fehlende Überschrift verzeihen — ich gestehe ehr lich, daß ich ein wenig in Verlegenheit bin, die passende darüber zu setzen ... Natürlich erinnere ich mich an alle die Tage und Abende gemeinsamer Gänge und gemeinsamen Suchens ganz so, als läge nicht eine furchtbare und lange Zeit dazwischen. Als unsere Wege sich trennten, geschah immerhin mehr als ein Adieusagen — und es ist nicht leicht, zu wissen, was Sie, aber auch was ich in der Zeit dazwischen erlebt haben. Einiges ist uns ja freilich davon bekannt, soweit es sich um unser Schicksal als Mitglieder verschiedener Gruppen und Anschauungen handelt. Das erscheint mir aber fast das Unwesentliche — wesentlicher ist, was uns selbst noch getrof fen und verwandelt hat. Lassen Sie mich daher auf primitive Art beginnen:
       Ich habe Sie immer als einen seine Vollendung suchenden Men schen in der Erinnerung behalten. Sie wissen, daß ich bereits da mals den Weg, den Sie gingen, für einen Irrweg hielt. Sie waren zu jung und zu ehrgeizig, um das zu sehen. Nicht als ob ich glaubte, auf meinen Weg ein Patent zu haben. Aber das Schicksal, das mich getroffen hat — und ich habe viele, viele Menschen verloren — hat mich nur stärker und gläubiger gemacht. Und darum schreibe ich Ihnen, weil ich weiß, daß im Grunde Ihres Weges ein Glaube war.

    Die Größe, die aus diesen Zeilen sprach, bewegte mich tief. Wie einen Schatz habe ich diesen Brief, ebenso wie seine weiteren, aufbewahrt. In meiner Antwort stand:

    Sie werden nicht ermessen können, wie sehr mich Ihre Zeilen auf gewühlt haben. Ich habe schon einige Briefe an Sie zerrissen, es ist einfach zu viel, was ich Ihnen sagen müßte, daß Sie mich verstehen könnten. Ich bin im Grunde dieselbe geblieben, wie damals, nur haben die harten Kämpfe der letzten zehn Jahre ihre Spuren hinter lassen. Fast alles, was die Presse über mich an Nachrichten bringt, ist aus der Luft gegriffen, nichts, aber auch nichts entspricht den Tatsachen. Meine Feinde sind unsichtbar, namenlos, aber sie sind furchtbar. Ich führe einen verzweifelten Kampf gegen meine Geg ner, die mich um jeden Preis vernichten wollen. Aber ich muß diesen Kampf führen, wenn ich leben will.
       Die größte Belastung, die ich mir selber zuschreiben muß, fällt noch in die Zeit, in der wir uns sahen. Ich habe damals wirklich geglaubt, daß Hitler ein Mann ist, der sich für soziale Gerechtig keit einsetzt, ein Idealist, der einen Ausgleich zwischen

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