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Memoiren 1945 - 1987

Memoiren 1945 - 1987

Titel: Memoiren 1945 - 1987 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leni Riefenstahl
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seit Kriegsende vergangen, mein Eigentum immer noch beschlagnahmt und ich arbeitslos, ohne jede finanzielle Unterstützung.

    In Rom

    D a geschah etwas, was mein Leben veränderte. Der junge französische Schauspieler Paul Müller, der mich vor Jahren in Königsfeld besuchte, hatte sein Versprechen gehalten. Er teilte mir mit, einen italienischen Produzenten gefunden zu haben, der den Wunsch hätte, mit mir zu arbeiten. Tatsächlich erhielt ich bald den Besuch von Signor Alfrede Panone. Ich kannte ihn aus Berlin, wo er vor dem Krieg zur italienischen Botschaft gehörte.
      Dieser Italiener, Direktor der Firma «Capital Pictures», Rom, war der erste, der neue Arbeiten von mir erwartete, kein kalter, nüchterner Geschäftsmann, sondern begeisterungsfähig wie so viele seiner Landsleute. Er lud mich nach Rom ein und machte mir den Vorschlag, dort in Ruhe und mit genügend Zeit meine Filmideen niederzuschreiben. Diese Aussicht erschien mir zu unwahrscheinlich, als daß ich an ein solches Glück noch glauben konnte. Aber Paul Müller ermutigte mich.
      Noch gab es einige Schwierigkeiten. Ich besaß weder Paß noch Visum und vor allem keine Ausreisegenehmigung, die nur die Amerikaner ausstellen konnten. Und die verweigerten sie. Erst nach wochenlangen Bemühungen meines früheren Mannes gelang es schließlich doch, das «Exit permit» zu erhalten.
      In Rom erwarteten mich an der Stazione Termini Signor Panone und Paul Müller. Ich befand mich in einem euphorischen Zustand. Blauer Himmel, warme Luft und die lachenden Menschen ließen mich das Grau, das ich in Deutschland zurückgelassen hatte, vergessen. Man hatte mir ein elegantes Appartement besorgt, und neben den Blumen lag ein Couvert mit einem größeren Betrag in Lire-Scheinen.
      Den Abend verbrachten wir in einem Restaurant in Trastevere und sprachen über die Projekte zukünftiger Arbeiten. Ich dachte an eine Verfilmung von Jean Gionos «Le chant du Monde». Ich liebte seine Bücher, aber ich hatte auch eigene Filmthemen.
      Signor Panone schlug mir vor, in Fregene, nicht weit von Rom am Meer gelegen, meine Ideen niederzuschreiben. Ein guter Vorschlag, denn in Rom war es sehr heiß.
      Es erschien mir alles wie ein Traum. Ich bewohnte in Fregene ein hübsches Zimmer, in das gedämpftes grünschimmerndes Tageslicht einfiel. Tagsüber ging ich an dem menschenleeren Strand spazieren. Niemand außer mir badete im Meer. Aber diese Ruhe war nur von kurzer Dauer. Am Wochenende kam Signor Panone mit Sekretärin und einigen Journalisten. Durch meine Erfahrungen mit der deutschen Presse verängstigt, war ich zu den Presseleuten sehr zurückhaltend. Um so mehr überraschten mich ihre Berichte, die mir Renata Gaede, meine neue Sekretärin, übersetzte. Sie waren mehr als liebenswürdig. Auf den Titelseiten wurde ich mit «Olympia in Roma» und «Ventura in Italia» begrüßt.
      Soviel Sympathie und Menschlichkeit gaben mir enormen Auftrieb. Ich begann zu schreiben, und von Tag zu Tag fiel mir mehr ein. Nach einer langen, kreativen Durststrecke war ich voller Ideen. In knapp zwei Wochen schrieb ich drei verschiedene Exposés. Eines hatte den Titel: «Der Tänzer von Florenz» — ein Thema, das ich schon lange mit mir herumtrug, eine Filmdichtung für meinen Freund, den Tänzer Harald Kreutzberg. Jedes Mal war ich hingerissen, wenn ich ihn tanzen sah. Es war das größte Erlebnis, das mir durch Tanz vermittelt wurde.
      Als zweites Thema sah ich einen Bergfilm vor mir. Er sollte in vier Ländern aufgenommen werden, in denen alpiner Sport geschätzt und ausgeübt wird. «Ewige Gipfel» nannte ich diesen Stoff. Die Handlung zeigt vier historisch bekannte Erstbesteigungen, die filmisch nachgestaltet werden sollten. Als Höhepunkt die Besteigung des höchsten Gipfels der Erde, des «Mount Everest».
      Das dritte Vorhaben, «Die roten Teufel», war mein Lieblingsprojekt. Die Idee stammte aus dem Winter 1930, als ich in dem Fanckfilm «Stürme über dem Montblanc» eine Rolle hatte. Damals in Arosa trat ich eines Tages aus der Hoteltür ins Freie und wurde von einem unvergeßlichen Bild geblendet: In der weiß glitzernden Winterlandschaft stand eine Gruppe von etwa fünfzig Studenten, die Fanck für seine «Fuchsjagd» auf Skiern verpflichtet hatte. Sie
trugen alle rote Pullover. Als sie die Hänge hinuntersausten, leuchtete die rote Farbe im Sonnenlicht — ein faszinierender Anblick, das Rot auf dem weißen Schnee. Da hatte ich die Vision eines Skifilms in

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