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Memoiren 1945 - 1987

Memoiren 1945 - 1987

Titel: Memoiren 1945 - 1987 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leni Riefenstahl
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verständlich, warum Dr. Schwerin sich so aufgeregt hatte, denn er war so generös gewesen, Sokal 50 Prozent Gewinnbeteiligung anzubieten, unter der Bedingung, die Länder zu nennen, in die er «Das blaue Licht» verkauft und welche Einnahmen er erzielt hatte. Als sich aber Sokal weigerte, Angaben über seine Verkäufe und Einnahmen zu machen, platzte dem gutmütigen Schwerin der Kragen. Von nun an bestand er auf Rechtsanspruch und Schadensersatz. Erst danach gab Sokal seine Drohungen auf, und auch sein Anwalt, Herr Joseph, mußte passen.
      Während dieses überflüssigen Rechtsstreits machte ich in München bei «Riva» die Synchronaufnahmen, ließ die neuen Titel anfertigen und bereitete danach in Rom alles für die italienische Version vor. Eine einfache Sache war eine Co-Produktion zu dieser Zeit noch nicht. Drei Wochen wartete ich in Rom schon auf das Eintreffen des Materials. Die Zollgenehmigung wurde in verschiedenen Ministerien bearbeitet.
      Wir hatten für die Musikaufnahmen feste Termine mit dem römischen Symphonieorchester vereinbart, ebenso mit der «FonoRoma», wo unsere italienischen Sprachaufnahmen und Mischungen gemacht werden sollten. Ich wurde immer nervöser. Es war so gekommen, wie ich es befürchtet hatte.
      Inzwischen bemühte ich mich, italienische Produzenten für «Die roten Teufel» zu gewinnen. Die Aussichten waren gut, besonders seit Cesare Zavattini, der bekannte Autor fast aller Filmbücher für de Sica, von dem Exposé so begeistert war, daß er sich bereit erklärte, am Drehbuch mitzuarbeiten. Und de Sica gab mir die Zusage, eine der Hauptrollen des Films zu übernehmen.
      Endlich traf die Zoll-Lizenz ein. Wir stürzten uns in die Arbeit, aber noch hatten wir uns nicht auf die italienische Mentalität eingestellt. Oft war es zermürbend, Absagen von Terminen — es war zum Wahnsinnigwerden. Aber wenn es dann endlich klappte, war die Zusammenarbeit fabelhaft. Mit großer Sensibilität, künstlerischem Einfühlungsvermögen und technischem Geschick erwiesen sich die italienischen Kollegen außergewöhnlich begabt. Auch bei der Kopieranstalt Catalucci wurde hervorragend gearbeitet. Ich war überrascht, wie meisterhaft der Lichtbestimmer sein Metier für die Herstellung der Musterkopie verstand.
      Am 21. November 1951 fand in Rom eine glanzvolle Galavorstellung statt. Professor Gramazio hatte namhafte Künstler und Politiker dazu eingeladen. Bewegt nahm ich Glückwünsche und Blumen entgegen. Es war nach Kriegsende eine Sternstunde in meinem Leben. Aber auch dieser Glanz war nur von kurzer Dauer. So begeistert Publikum und Presse waren, so schwierig war es, den Film in Italien zu verkaufen. Die Bedingungen, die einige Verleiher anboten, waren Signor Gramazio zu unbefriedigend. Er erhoffte sich wenigstens eine Deckung seiner Unkosten. Aber kein Verleih wollte eine Garantie übernehmen. Der Markt war mit neuen Filmen überschwemmt. So setzte ich meine Hoffnungen auf den Film in meinem Heimatland, wo er vor dem Krieg große Erfolge hatte und für meinen Schicksalsweg von so entscheidender Bedeutung gewesen war.

    Das Foto eines Erpressers

    Z wei Tage vor der Aufführung in München veranstaltete der «National-Film-Verleih» in der «Ewigen Lampe», gegenüber der Ruine des Nationaltheaters, einen Presseempfang. Gunter Groll, Münchens bekanntester Film-Kritiker, hatte sich nachdrücklich für die Wiederaufführung des Films eingesetzt. Er nannte ihn einen «Meilenstein in der deutschen Filmgeschichte». Nun stand ich zwanzig Jahre seit der Uraufführung dieses Films zum ersten Mal in Deutschland wieder im Licht der Öffentlichkeit und versuchte vor den mich mit Fragen bestürmenden Journalisten, meine innere Erregung zu verbergen.
      Das Presseecho war überraschend freundlich. Da schlug die «Revue» zum zweiten Mal zu. Mit der Titelzeile «Vor Leni Riefenstahls neuem Start» brachte sie am 19. April 1952 einen Bericht, der an Infamie ihren ersten über die «Tiefland»-Zigeuner noch übertraf. Es war ein Racheakt Helmut Kindlers oder, wie mir mein Freund, der Journalist und Schriftsteller Harry Schulze-Wilde sagte, Frau Kindlers, einer ehemaligen, wenig bekannten Schauspielerin, die schon im ersten «Revue»-Prozeß von dem Richter gerügt wurde. Sie hatte in der Pause sich zu intensiv mit ihrer Zigeunerzeugin Kurz unterhalten, die anschließend vor dem Gericht eine falsche Aussage machte.
      Der Bildbericht der «Revue» mit der Überschrift: «Darüber schweigt Leni

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