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Memoria

Memoria

Titel: Memoria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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überraschend. Ich horchte auf. «Warum denkst du das?»
    «Er hat seine Assistentin vor etwa zehn Tagen angerufen und gesagt, er müsse verreisen. Er hat nicht gesagt, wohin und für wie lange. Auf dem Handy ist er nicht zu erreichen. Und die Assistentin sagt, das ist sonst nicht seine Art.» Sie hielt inne, stieß tief die Luft aus und fügte hinzu: «Er trägt auch Kontaktlinsen.»
    Er und noch einige andere. «Und weiter?»
    Sie zögerte.
    «Komm schon, Tess. Wenn du so überzeugt bist, dass Stephenson sich nicht einfach nach Vegas abgesetzt hat, um einen draufzumachen, dann muss da noch mehr sein. Erzähl schon.»
    Es fiel ihr jetzt schwer, mich anzusehen, und ich bemerkte, dass sie zitterte. Mir schoss etwas durch den Kopf, was Karen Walker bei der Vernehmung gesagt hatte. Dass die letzte Entführung der Biker in der Gegend von San Francisco war.
    Stephenson lebte in Berkeley.
    Es kroch mir kalt den Nacken hinunter. Tess trat dichter neben mich.
    «Ich glaube, sie waren nicht hinter dir her, Sean», sagte sie. «Ich glaube, ihnen ging es von Anfang an um Alex. Darum machen sie immer noch Jagd auf uns. Und darum haben sie Stephenson entführt.»
    «Warum?», fragte ich, und meine Brust wurde eng. «Warum sollten sie Alex entführen wollen?»
    Sie begegnete meinem Blick, und ein Schatten huschte über ihr Gesicht. «Weil sie denken, dass er die Reinkarnation von McKinnon ist. Weil es scheint, als ob dein Sohn möglicherweise die Reinkarnation des Mannes ist, den du getötet hast.»

Kapitel 59
    Villaverde erwachte in einem großen, luftigen Raum.
    Als er sich umsah, stellte er fest, dass es sich um eine Art Fitnessraum handelte, einen teuer ausgestatteten, privaten. Vor der deckenhohen Glaswand ihm gegenüber standen nebeneinander ein Crosstrainer, ein Rudergerät und eine Platte für Vibrationstraining. Draußen sah er das Meer im Mondlicht glänzen, und ihm wurde klar, dass er sich in einer Strandvilla befand. Das wäre großartig gewesen, wäre er nicht an Hand- und Fußgelenken mit Klebeband an eine Sprossenwand aus Stahl gefesselt gewesen.
    Sein Oberkörper war nackt.
    Er schloss die Augen und versuchte sich zu erinnern, was geschehen war, wie es geschehen war. Sie hatten ihn betäubt, so viel wusste er noch.
    El Brujo.
    Der geisteskranke Dreckskerl hatte ihn aus seinem Haus entführt. Das war nicht so einfach, denn die Privatadressen von FBI -Mitarbeitern unterlagen strenger Geheimhaltung. An diese Informationen war nicht leicht heranzukommen, ganz und gar nicht leicht. Dann dachte er an den Tag davor zurück, und plötzlich ergab alles einen Sinn. Die Mall in Mission Valley. Torres dort mit einer Waffe auszusetzen schien sinnlos und willkürlich. Es war reine Irreführung. Sie mussten ihm von dort aus gefolgt sein, auch wenn er instinktiv immer auf so etwas achtete. Dann wurde ihm klar, dass sie ein Ortungsgerät an seinem Geländewagen angebracht haben mussten. Natürlich. Jemand hatte unbemerkt einen GPS -Sender am Wagen befestigt. Oder auch einfach ein eingeschaltetes Handy, das sie orten konnten.
    Aber warum hatten sie es gerade auf ihn abgesehen?
    Reilly.
    Sie waren hinter Reilly her. Sie hatten gehofft, einen Sender an seinem Wagen anbringen zu können, aber dazu gab es keine Gelegenheit, weil sie beide zusammen in seinem, Villaverdes Geländewagen gekommen waren.
    Und das, wurde ihm klar, war sein Todesurteil gewesen. Daran zweifelte er nicht.
    In diesem Moment erschien es ihm ganz und gar sinnvoll, keine Kinder zu haben, nicht einmal eine Freundin.
    Er zog probeweise an dem Klebeband, aber es gab nicht nach. Seine Arme waren waagerecht ausgestreckt, seine Beine gespreizt – er hing wie eine Fliege am Fliegenfänger.
    Und noch etwas. Sein Kopf war schwer. Schwer und – träge. Als seien seine Reflexe gedämpft.
    Er hörte von draußen Schritte und drehte den Kopf in die Richtung. Die Tür zum Fitnessraum wurde geöffnet, und ein Mann trat herein. Er war elegant gekleidet, mit einem schwarzen Hemd mit offenem Kragen und einer teuer aussehenden grauen Stoffhose. Dazu trug er dunkle Lederhalbschuhe ohne Socken, und sein glänzend schwarzes Haar war mit Gel glatt zurückgekämmt.
    Er hielt ein kurzes, breites, krummes Messer in der Hand.
    Als er sich vor Villaverde stellte, begegnete der Agent seinem Blick, und ein seltsamer Schauder durchlief ihn. Diese Augen musterten ihn mit unergründlicher Intensität, Augen, die konzentriert wie Laser blickten, zugleich jedoch alles im Umkreis wahrnahmen.

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