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Memoria

Memoria

Titel: Memoria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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Augen, die alles gleichgültig betrachten konnten, ohne eine Spur von Gefühl zu verraten.
    Und in diesem Blick las er eine winzige Bestätigung, als wollten sie sagen: «Ja, ich bin es.» In diesem Moment wusste Villaverde mit völliger Sicherheit, dass es Navarro war.
    «Glauben Sie nur nicht, dass Sie –»
    «Pssst.» Der Mann brachte ihn mit zwei Fingern vor dem Mund zum Schweigen. Dann hob er sein Messer und ließ es langsam über Villaverdes nackte Brust gleiten, ohne es zu tief einzudrücken. Es hinterließ einen klaffenden, roten, kreisförmigen Schnitt über seinem gesamten Torso.
    Villaverde unterdrückte einen Schrei. Er weigerte sich, dem
pinche madre
diese Befriedigung zu verschaffen. Navarro musterte ihn leidenschaftslos, dann brachte er ihm einen weiteren Schnitt bei und noch einen, mal waagerecht, mal senkrecht, sodass in dem Kreis ein symmetrisches Muster sich überkreuzender Schnitte entstand. Schließlich trat er zurück und betrachtete zufrieden sein Werk. Dann zog er ein Tuch aus der Tasche und begann, die Klinge abzuwischen.
    Villaverde war kurz davor, vor Schmerz das Bewusstsein zu verlieren. Er versuchte, nicht auf seine aufgeschlitzte Brust zu schauen, aber er konnte nicht anders. Sein Torso war eine blutige, fleischige Masse. Das Blut lief in Strömen an ihm hinunter, tränkte seine Hose und tropfte von seinen Zehen auf den polierten Holzboden des Fitnessraums. Allerdings schien keiner der Schnitte eine Arterie oder ein inneres Organ verletzt zu haben.
    Er verstand nicht, warum er gefoltert wurde, ehe Navarro überhaupt versucht hatte, irgendetwas von ihm zu erfahren. Er hatte sich immer gefragt, wie er in einer solchen Situation reagieren würde. Er wusste, dass er nicht reden würde, ganz gleich, wie groß der Schmerz war. Sterben würde er so oder so, daran führte kein Weg vorbei. Aber er hatte eine Wahl, wie die letzten Momente seines Lebens abliefen. Sein Schmerz war zu groß, als dass er Wut empfunden hätte, und ihm war klar, dass es sinnlos wäre, Beschimpfungen herauszuschreien. Aber irgendetwas musste er sagen. Das verlangte seine Ehre.
    «Was immer Sie vorhaben, Ihnen ist doch klar, dass Sie enden werden wie all die anderen? Früher oder später bringen entweder wir Sie zur Strecke oder einer der anderen Drogenbosse, und dann werden auch Sie Hundefutter.»
    Navarro betrachtete Villaverde mit schief gelegtem Kopf und einem dünnen Lächeln auf den Lippen. Dann zog er einen kleinen Lederbeutel aus der Tasche und löste das Band, mit dem er verschlossen war. Er hielt den Beutel beinahe andächtig hoch und flüsterte ein paar Worte in einer Sprache, die Villaverde nicht verstand. Dann sah Navarro ihm direkt in die Augen.
    «Öffnen Sie Ihren Geist und genießen Sie.»
    Er griff in den Beutel und hielt in der hohlen Hand ein feines, graues Pulver, das wie Asche aussah. Er trat dicht vor seinen Gefangenen, streckte – den Blick fest in Villaverdes Augen gerichtet – die Hand aus und rieb das Pulver in die offenen Wunden auf dessen Brust. Es brannte entsetzlich, aber Navarro zuckte nicht mit der Wimper, obwohl Villaverde so laut schrie, dass es ihm selbst schier das Trommelfell zerriss.
    Dann hörte Navarro auf, so plötzlich, wie er begonnen hatte. Er wandte sich ab, nahm ein Handtuch von einem Halter und wischte sich die Hände ab, während er vor die Glaswand trat und aufs Meer hinausblickte.
    Villaverde fühlte, wie der Schmerz nachließ, und dann begann plötzlich sein Puls zu rasen. Er dachte an Torres, und ihm wurde klar, dass er binnen kurzem nicht mehr Herr seines eigenen Geistes sein würde.
    Nach ein paar Minuten wandte sich Navarro wieder ihm zu und stand reglos vor ihm, starrte ihn an, während er wiederum ein paar unverständliche Worte murmelte.
    Und jetzt fühlte er es. Viel eher als erwartet.
    Seine Temperatur stieg an. Ihm brach im ganzen Gesicht der Schweiß aus. Galle stieg ihm in die Kehle und bis in den Mund, er würgte und hatte das Gefühl zu ersticken. Er schloss die Augen, doch sofort glitten seltsame Gestalten wie Wesen der Vorzeit durch sein Blickfeld. Er öffnete die Augen wieder, aber die unheimlichen Gestalten waren noch immer da und schoben sich vor das Bild von Navarro und dem Fitnessraum hinter ihm.
    Villaverde schloss erneut die Augen und versuchte, die Phantome auszublenden. An ihre Stelle traten jetzt blendend grelle Farben. Ganz plötzlich, als habe jemand hinter seinen Augen einen Schalter umgelegt, verschwanden sie wieder. Die Schwärze war

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