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Memoria

Memoria

Titel: Memoria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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alles zusammen.»
    «Ich bitte dich, Tess. Sieh dir doch diese Bilder an», hielt ich dagegen. «Das sind ja nun nicht gerade Beweisfotos. Sie sind ziemlich vage, vielleicht deutest du etwas hinein,
weil
es passt … Vielleicht hat er etwas gemalt, das er im Fernsehen oder in einem National-Geographic-Heft gesehen hat. Und die Geschichte mit dem Cholesterol, vielleicht hat er in den Nachrichten davon gehört oder etwas aus einem Gespräch aufgeschnappt.»
    «Vielleicht … Aber er erinnert sich auch an dich, Sean. Diese Zeichnung hier» – sie hielt mir das Bild hin, das Alex mit jemand anderem zeigte, sah mich dabei fest an und tippte mit dem Finger auf die dunkle Gestalt –, «er hat gesagt, das bist du. Er hat gesagt, du hast ihn erschossen.» Sie zeigte auf ihre Stirnmitte. «Da. Er hat mir die ganze Geschichte erzählt. So, wie du sie mir erzählt hast. In allen Einzelheiten.»
    Sie verstummte. Ich betrachtete noch einmal das Bild, diesmal eingehender. Es war schon unheimlich. Obwohl es nur eine Kinderzeichnung war, sah ich etwas darin. Eine unverblümte Wahrheit, ein Gefühl, das in mir mit einem Schlag wieder die Erinnerung an jene Nacht lebendig werden ließ. Es war zutiefst verstörend, mir vorzustellen, dass Alex tatsächlich mich dort in dem Labor gezeichnet hatte, aber jetzt, da ich das Bild mit anderen Augen sah, erschien es mir plötzlich nicht mehr ausgeschlossen.
    Dennoch, es konnte nicht sein.
    «Er wusste das alles, Sean», fuhr Tess fort. «Von der Frau und ihrem Kind. Von dem Mann, der mit dir dort war und der sie erschossen hat.»
    Das traf mich wie ein Vorschlaghammer. «Was?»
    «Er hat mir davon erzählt. Wie sie gestorben sind. Wie er wütend geworden und weggerannt ist … Er hat mir von dem Notebook erzählt und von Pater Eusebios Tagebuch. Er wusste davon. Er wusste alles.» Ihre Augen glänzten jetzt feucht. «Wie hätte er davon erfahren können, Sean? Wie kann ein Vierjähriger, der damals noch gar nicht geboren war, all das wissen?»
    Darauf fand ich nichts zu erwidern.
    Ich hatte ja schon Schwierigkeiten, die Grundannahme zu verarbeiten, ganz zu schweigen von den Details. Ich versuchte, innerlich auf Abstand zu gehen und das Ganze noch einmal von vorn bis hinten zu durchdenken, um in der schieren Absurdität dessen, was Tess mir soeben eröffnet hatte, einen Sinn zu erkennen. Ich zermarterte mir das Hirn, um eine andere Erklärung zu finden und ihre Theorie aus den Angeln zu heben, aber ich stolperte immer wieder über eine Tatsache, eine Gewissheit, die sich nicht leugnen ließ: Alex hatte es nicht von Michelle. Ich hatte ihr nie erzählt, wie McKinnon gestorben war, geschweige denn, was Munro getan hatte. Und es hatte auch in keinem Bericht gestanden. Dafür hatte Corliss gesorgt.
    Ich sah Tess an. Meine eigene Seele schien taumelnd ins Bodenlose zu stürzen. «Das kann nicht sein …»
    «Woher sonst könnte er es wissen, Sean? Woher?»
    Wieder wusste ich nichts zu erwidern. Aber ich verstand jetzt. Ich verstand, worum es bei der ganzen Sache ging.
    «Navarro ist gar nicht hinter mir her», sagte ich, und meine Stimme wurde hart vor Zorn. «Er hat es auf Alex abgesehen. Weil er denkt, Alex ist die Reinkarnation von McKinnon. Weil er an die Formel kommen will. Und er denkt, Alex könnte sich vielleicht daran erinnern.»
    «Ganz genau», pflichtete Tess mir bei. «Alex ist die Zielperson. Schon von Anfang an.»
    Das passte.
    Verdammt noch mal, das passte.
    Und wenn es so war, dann hatte irgendein höheres Wesen, das über solche Dinge entschied, aus irgendeinem abgehobenen, kranken, karmischen, wahnwitzigen Grund beschlossen, die Seele des Mannes, den ich hingerichtet hatte, in den Körper meines eigenen Sohnes zu katapultieren.
    Von wegen, das Universum wird von einer Intelligenz gesteuert.
    Es sah ganz so aus, als würde es von Perversion und Sadismus gesteuert.
    Ich ließ mich am Stamm der Platane auf den Boden sinken und fühlte mich ebenso allein wie sie. Ich war mir immer noch nicht sicher, ob ich das Ganze glaubte. Es war zu verrückt, zu irreal. Es verlangte einen gewaltigen Glaubensakt, und zu dem war ich noch nicht fähig. Andererseits war nach allem, was Tess herausgefunden hatte, die ganze Sache nicht einfach von der Hand zu weisen. Und wenn es tatsächlich so war … Die Vorstellung, dass Alex jedes Mal, wenn er mich, seinen eigenen Vater, anschaute, seinen Mörder sah, war unvorstellbar grauenhaft. Wieder begann ich nach Wegen zu suchen, um Tess’

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