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Memoria

Memoria

Titel: Memoria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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still im Haus. Dann hörte ich erneut ein Knarren, gefolgt von einem metallischen Einrasten.
    Bei diesem Geräusch war ich augenblicklich hellwach, aber da war es schon zu spät. Ich war halb aus dem Bett und griff nach meiner Pistole, als die Tür zu unserem Schlafzimmer aufgestoßen wurde und zwei dunkle Gestalten hereinstürmten. Ich bekam den Griff meiner Browning nicht mehr zu fassen. Ich fühlte den heftigen Stich in meiner Brust, ehe ich überhaupt realisiert hatte, dass einer der beiden mit seiner Waffe auf mich zielte, aber es klang nicht wie eine normale Pistole, und was mich traf, war keine Kugel. Der Schuss verursachte ein Zischen wie aus einer Druckluftpatrone, und in meiner Brust klaffte keine Schusswunde. Stattdessen steckte da ein fingerlanger Betäubungspfeil mit einer schwarzen Spitze am Ende.
    Ich versuchte dennoch, nach der Pistole auf dem Nachttisch zu greifen, aber einer der Eindringlinge hatte mich schon erreicht und trat nach meinem Arm, dann stieß er mich gegen die Wand. Ich sah flüchtig, wie Tess sich gerade halb im Bett aufgerichtet hatte, als sie auch schon aufschrie, ebenfalls von einem Pfeil getroffen. Ich stieß mich von der Wand ab, um den Eindringling abzuwehren, aber mitten in der Bewegung wurden meine Muskeln plötzlich zu Wackelpudding, und ich sackte auf dem Boden zusammen wie eine Stoffpuppe.
    Ich konnte keinen Finger mehr rühren.
    Ich konnte nur zusehen, ein Gefangener meines eigenen Körpers, während sie um mich herumliefen, als sei ich gar nicht da. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sie Tess vom Bett hoben und hinaustrugen, und mich durchströmte eine Wut, wie ich sie noch nie empfunden hatte. Meine Gedanken sprangen zu Alex – hoffentlich benutzten sie bei ihm ein anderes Betäubungsmittel, eins, das es ihm ersparte, dieses Grauen bei vollem Bewusstsein mitzuerleben. Ich dachte auch an Jules und Cal und hoffte, dass man sie nicht als entbehrlich ansah, hoffte, dass sie verschont wurden. Dann tauchte in meinem Blickfeld von hinten ein Gesicht auf, ganz nah und verkehrt herum. Ein neues Gesicht, eins, das ich noch nie gesehen hatte, aber ich wusste, dass er es war.
    Hier, nur eine Handbreit von mir entfernt. Und ich konnte mich nicht auf ihn stürzen, konnte ihm nicht das verdammte Herz herausreißen. Sofern er eins hatte.
    Ich sah starr zu ihm auf, gefangen in meiner stummen Wut, schrie mir lautlos die Seele aus dem Leib, und ich dachte an Spinnen und Echsen und was im Toxikologiebericht stehen würde, wenn sie mich obduzierten.

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Donnerstag
    Kapitel 62
    «He, los, wachen Sie schon auf. Bitte.»
    Die Worte rissen mich aus meiner Bewusstlosigkeit.
    Es dauerte einen Moment, bis meine Augen scharf sehen konnten, aber mir war bereits klar, dass mir das, was sie mir dann zeigten, nicht gefallen würde. Mein Kopf fühlte sich benebelt an, aber nicht wie bei einem Kater. Eher als sei mein Schädel in einen Schraubstock eingespannt, der gerade eine halbe Drehung gelockert wurde.
    Ich lag auf einer Pritsche mit dünner Matratze, und das Erste, was mir auffiel, war, dass meine Hände nicht gefesselt waren. Die Pritsche knarrte, als ich mich aufrichtete, und ich sah, dass auch meine Beine frei waren. Ich sah mich um. Meine Umgebung war der Inbegriff von spartanisch. Es war ein fensterloser Raum von vielleicht viereinhalb Meter im Quadrat. Die Wände waren alt und aus Stein, und darüber spannte sich ein Tonnengewölbe. Es befand sich buchstäblich nichts im Raum außer mir, der Pritsche und einem Mann, der einfach dastand und mich anstarrte, als sei ich ein gestrandeter Außerirdischer. Was ich wohl in gewisser Weise auch war.
    «Wer sind Sie?», fragte er mit unsicherer Stimme, die verriet, wie angeschlagen seine Nerven waren.
    Ich sah ihn an, und allmählich kehrte Klarheit in mein Gehirn zurück. «Sie sind Stephenson.»
    Verblüffung zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. «Woher wissen Sie das? Wer sind Sie?»
    Ich setzte mich auf, stellte die Füße auf den Boden und rieb meine Arme und Beine, um die Durchblutung anzuregen, während ich mich in unserer Zelle umsah.
    «Ich bin Sean Reilly. FBI .» Mein Mund fühlte sich an wie mit Sandpapier ausgekleidet.
    «Was zum Teufel geht hier vor?», fragte Stephenson. «Wo sind wir?»
    Die Luft war kühl, aber es hing eine schwache Feuchtigkeit im Raum, als ob sie durch die Wände hereindrang.
    «Ich würde sagen, wir sind irgendwo in Mexiko.»
    Ihm fiel die Kinnlade herunter, und er hatte Schwierigkeiten, seine

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