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Memoria

Memoria

Titel: Memoria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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die Sache ausgeht. Kommen Sie mir in die Quere … und die Hölle aus Heroinsucht und Prostitution, in die ich Sie schicke, wird schlimmer sein als alles, was Sie sich vorstellen können.»
    Er starrte sie lange an, dann ging er hinaus und ließ sie im Nachhall seiner Worte schmoren.

Kapitel 63
    Stephenson bestätigte, was Tess herausgefunden und geschlussfolgert hatte.
    Das, was er mir über andere Fälle erzählte, seine offenkundige Autorität über ein Thema, mit dem er sich wahrscheinlich besser auskannte als irgendwer sonst auf der Welt, all das war atemberaubend und erschütterte mich bis ins Innerste. Unserer Lage zum Trotz sprach er mit einer Ruhe, Gewandtheit und Schlüssigkeit, die mich in ihren Bann schlugen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass irgendjemand – am allerwenigsten gebildete Akademiker – seine Forschungen anzweifeln würde. Beunruhigender aber war die Tatsache, dass jedes Detail, das ich ihm über McKinnon erzählte, einschließlich der Todesumstände, mit dem übereinstimmte, was er von Alex über sein früheres Leben gehört hatte – bis hin zu der Kopfbedeckung, die ich in jener verfluchten Nacht getragen hatte.
    Ich konnte mir dafür keine andere Erklärung geben als die, die mir noch immer unmöglich erschien.
    Ich schwieg eine ganze Weile, um das Gehörte zu verarbeiten. Schließlich fragte ich: «Wie kommt es, dass über so etwas nicht mehr gesprochen wird? Warum wissen nicht mehr Menschen von Ihrer Arbeit?»
    Er schnaubte. «Überrascht Sie das wirklich?»
    Sein Gesicht verriet deutlich, wie sehr ihn dieser Umstand seit langem frustrierte.
    «Ich kann Ihnen alle möglichen Umfragen zeigen, die belegen, dass einer von vier Amerikanern an Reinkarnation glaubt», fügte er hinzu, «aber das ist nur eine einfache Antwort auf eine oberflächliche Frage. Wenn man etwas tiefer gräbt, wird es selbst denjenigen, die erklärtermaßen daran glauben, unbehaglich. Und das ist der eigentliche Grund, weshalb mein Fachgebiet als Grenzwissenschaft gilt. Niemand will darüber nachdenken müssen. Jedenfalls nicht ernsthaft. Unsere politische, akademische und religiöse Führungselite hat einen eingebauten Widerstand dagegen. Es läuft zu vielen ehernen Grundsätzen zuwider. Medizinwissenschaftler lehnen die Vorstellung grundsätzlich ab, weil sie dem fundamentalen, unumstößlichen Glauben anhängen, außerhalb des Gehirns könne kein Bewusstsein existieren. Und für gläubige Menschen, in deren Weltbild nichts anderes passt, als was man ihnen ihr Leben lang eingetrichtert hat, ist die Vorstellung eines Lebens nach dem Tod, das nichts mit Himmel und Hölle zu tun hat, schlicht gotteslästerlich. Aber nicht die ganze Welt denkt so. Buddhisten und Hindus glauben von jeher an Reinkarnation. Und sie stellen immerhin fast ein Viertel der Weltbevölkerung dar.»
    Dann fuhr er fort: «Wir sprechen hier von einem neuen Paradigma. Und das bereitet einer Menge Leute tiefes Unbehagen. Insbesondere, und das erstaunt mich immer wieder, meinesgleichen. Akademikern, die doch eigentlich den Drang haben müssten, Neuland zu erkunden und die Geheimnisse unseres Universums zu ergründen. Aber all unseren Referenzen und Forschungsbemühungen zum Trotz würden die meisten meiner wissenschaftlichen Kollegen lieber sterben, als sich öffentlich meiner Meinung anzuschließen. Das Problem ist, selbst wenn wir bergeweise Indizien und Beispiele dafür haben, dass Reinkarnation stattfindet, haben wir doch keinen einzigen Beweis und auch keine Erklärung für den Vorgang. Es gibt keine biologische Erklärung, nicht einmal eine greifbare Theorie für das, was wir ‹Beseelung› nennen – den Moment, in dem eine Seele in einen Fötus oder Embryo eintritt oder sogar in ein noch früheres Entwicklungsstadium.» Er schüttelte mit einem gequälten Lächeln den Kopf. «Aber das ist wiederum ein anderes Wespennest.»
    Ich dachte an all die Reagenzglasbefruchtungen, die ich mit Tess durchgemacht hatte, und kratzte zusammen, was ich von den Erklärungen damals noch behalten hatte. «Also wir wissen, dass es nicht in den ersten vierzehn Tagen nach der Empfängnis sein kann, stimmt’s? Weil die Zygote sich bis dahin nur zu einem Zellklumpen entwickelt, der sich noch teilen kann, sodass eineiige Zwillinge entstehen. Wenn da schon eine Seele wäre, wie sollte dann die Teilung funktionieren?»
    Stephenson schien beeindruckt. «Wissenschaftlich betrachtet haben Sie natürlich recht», erwiderte er. «Aber wie Sie sicher auch

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