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Memoria

Memoria

Titel: Memoria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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im Universum ist. Kopernikus hat uns von der irrigen Vorstellung befreit, wir seien der Mittelpunkt des Universums. Darwin hat uns gezeigt, dass wir nur ein kleiner Teil des großen Systems der Evolution sind. Freud hat gezeigt, dass wir nicht allein aus einem Ego bestehen, sondern von unbewussten Impulsen beeinflusst werden, und das hat uns dazu geführt, uns selbst besser verstehen zu wollen. Das hier wäre ein weiterer gewaltiger Schritt in dieser Tradition. Der Tod ist das größte Mysterium. Und wenn jemals bewiesen wird, dass Reinkarnation real ist, könnte das die Tür öffnen … um alles neu zu erforschen.»
    Ich schnaubte spöttisch. «Aber dazu wird es wohl nicht kommen, oder? Ganz gleich, welche Beweise Sie beibringen könnten, die Menschen werden immer eine Möglichkeit finden, sie zu untergraben und zu behaupten, dass Sie im Unrecht sind.»
    Stephenson zuckte die Schultern. «Das heißt nicht, dass ich es nicht weiter versuche.» Er sah sich in der Zelle um. «Vorausgesetzt, wir kommen hier jemals raus.»
    Ich ließ das im Raum stehen und kam auf die Frage zurück, die mich im Augenblick am meisten beschäftigte. «Wie hat Michelle es aufgenommen? Als Sie es ihr gesagt haben?»
    «Es hat sie beunruhigt. So ergeht es allen, die mit etwas konfrontiert werden, das nicht Teil der eigenen Kultur ist. Aber sie hat nicht lange gebraucht, um es zu akzeptieren. Sie war sehr aufgeschlossen.»
    Das überraschte mich nicht. «Und Sie denken, Alex ist einer dieser Fälle?»
    Stephenson antwortete, ohne zu zögern. «Ja, das glaube ich. Für mich ist er sogar ein besonders interessanter Fall. Eine beinahe sofortige Wiedergeburt – eine Seele findet einen neuen Körper, kurz nachdem sie ihre alte Hülle verloren hat. Er ist nicht einmal ein Jahr nach McKinnons Tod geboren, nicht wahr? Das kommt nicht oft vor. Gewöhnlich gibt es einen zeitlichen Abstand – viele Monate, manchmal Jahre –, was zu der nächsten großen Frage führt.»
    «Wo die Seele in der Zwischenzeit bleibt?»
    Er nickte. «Ganz genau. Wir nennen es das Zwischenleben. Aber das ist ein Thema für sich.» Er stand jetzt an der Tür und starrte darauf. Dann wandte er sich zu mir um. «Glauben Sie, dass wir hier jemals lebend rauskommen?»
    «Ich weiß es nicht.» Das war gnädig formuliert.
    Er schien zu verstehen, und sein Gesicht nahm einen ernüchterten Ausdruck an. Er atmete tief durch und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, wobei er sie straff nach hinten zog. «Was hat es mit der Droge auf sich, hinter der dieser Psychopath her ist? Warum ist er so versessen darauf, sie in die Hände zu bekommen?»
    Vor der Tür waren Schritte zu hören, dann scharrte ein Schlüssel im Schloss, und die Tür öffnete sich knarrend.
    «Vielleicht werden wir es gleich erfahren.»

Kapitel 64
    Die beiden Gangster fesselten mir mit versteinerter Miene die Hände mit Nylonhandschellen hinter dem Rücken, ehe sie mich und Stephenson aus der Zelle führten.
    Wir gingen durch einen feuchten, offenbar jahrhundertealten Gang mit Gewölbedecke, von dem zu beiden Seiten eine Reihe Türen abgingen. Sie hatten ähnliche Angeln und Schlösser wie die Tür der Zelle, in der wir eingesperrt gewesen waren, und ich vermutete, dass Navarro dort die Wissenschaftler gefangen hielt, die er über die Monate und Jahre entführt hatte. Allerdings sah ich keinen von ihnen. Alles war still. Der Ort hatte eine altertümlich feierliche Atmosphäre, was in Anbetracht der derzeitigen Nutzung ziemlich pervers erschien.
    Sie führten uns über eine Treppe am anderen Ende des Ganges nach oben in einen weiteren langen, engen Gang. Dieser hatte allerdings eine flache Decke, und durch eine Reihe seitlicher Oberlichter flutete die grelle Sonne herein, was den beigefarbenen Gipsverputz der Wände erhellte. Die Hitze und der Geruch der Luft bestätigten sofort meinen Verdacht: Es hatte tatsächlich ganz den Anschein, als befänden wir uns in Navarros Heimat. Meiner Einschätzung nach nicht weit vom Meer entfernt. Aber das war auch schon alles, was ich mir denken konnte, es gab einfach nicht genügend Anhaltspunkte, um den Ort genauer einzugrenzen. Nicht dass ich gewusst hätte, was ich mit einer solchen Information hätte anfangen sollen.
    Wir kamen an einem Raum vorbei, in dem alte Maschinen standen, so etwas wie Mühlen oder dergleichen aus dem vorigen Jahrhundert. Ich nahm an, dass wir uns in einer ehemaligen Fabrik befanden, oder vielleicht war hier ein landwirtschaftlicher Betrieb

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