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Memoria

Memoria

Titel: Memoria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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darauf sein werden, ihn zu probieren, sogar Leute, die sonst keine Drogen nehmen. Weil er ebendas bewirkt. Es ist der ultimative Trip. Er führt einen Jahre, Jahrzehnte, sogar Jahrhunderte zurück – zu Ereignissen in Leben, von denen man bisher nicht wusste, dass man sie hatte. Es ist wie eine Zeitreise im Kopf, zu realen Orten und realen Erinnerungen, realen Gefühlen und realen Menschen … Es ist wie träumen, nur viel klarer und lebhafter – und es ist keine Phantasie. Was man erlebt, ist wirklich passiert.»
    «Woher wissen Sie das?», fragte ich. «Woher wissen Sie, dass es nicht nur Ihre Vorstellung ist?»
    «Oh, ich weiß über Kryptomnesie Bescheid», konterte er, dann wandte er sich an Stephenson, als suche er Bestätigung. «Ich kenne all die Argumente gegen die Rückführung in frühere Leben. Dass das, woran wir uns in Hypnose erinnern, nichts weiter ist als willkürlich zusammengewürfelte Dinge, die wir gelesen oder im Fernsehen gesehen oder gehört und dann vergessen haben, längst verschüttete Erinnerungen, die die Regressionstherapie aus den tiefsten Tiefen unseres Geistes wieder zutage fördert. Aber hier reden wir nicht von Phantasien. Glauben Sie mir. Ich habe den Stoff genommen. Ich habe die Erfahrung gemacht, mehr als einmal. Und ich kann Phantasie von Wirklichkeit unterscheiden. Die Dinge, die diese Droge auslöst, die Dinge, die man erlebt … das Gefühl, der Reichtum der Erfahrung, die Detailgenauigkeit bis hin zu Gerüchen. Das ist jenseits aller Vorstellung. Es ist, als wäre man da. Und es ist greifbar. Es ist klar genug, dass man Einzelheiten nachrecherchieren kann. Spezifische Erinnerungen, Namen und Orte. Und genau das habe ich getan. Ich habe nachgeforscht.»
    «Sie haben über die früheren Leben recherchiert, die Sie unter Einfluss der Droge wiedererlebt haben?», vergewisserte sich Stephenson.
    Navarro strahlte. Sein Stolz war geradezu mit Händen zu greifen. «Natürlich.»
    Er sah Stephenson an, wie um ihn zur nächsten Frage herauszufordern. Die dieser rasch stellte. «Und?»
    «Ich habe erfahren, wer ich war. Wo und wann ich gelebt habe. Und was ich herausgefunden habe, war … erstaunlich. Die Tage der Revolution, als ich gegen die Rurales gekämpft habe. Und davor hier, hier an diesem Ort.» Er breitete die Arme aus, wies auf die umgebenden Wände. «Diese Hazienda. Was denken Sie, warum ich sie gekauft habe? Warum ich gerade diesen Ort gewählt habe?» Er lächelte. «Ich war hier, genau hier, vor mehr als hundert Jahren. Ich habe wie ein Sklave draußen auf den Feldern geschuftet, habe für den
hacendado,
Don Francisco Mendoza,
henequén-
Agaven geerntet. Ich kann Ihnen erklären, wie die Schreddermaschine, an der Sie auf dem Weg hierher vorbeigekommen sind, funktioniert. Ich kann Ihnen sogar beschreiben, wie sie sich anhörte. Und ich kann Ihnen versichern, ich wusste nichts über diesen Ort oder über
henequén
oder Mendoza, bevor ich McKinnons Zaubertrank probiert habe. Absolut nichts. Wollen Sie mir vielleicht erklären, wie das anders möglich wäre?»
    Mir schwindelte vom Zuhören. Wenn das wahr war, würde es in so vielerlei Hinsicht alles verändern. Aber so weit waren wir noch nicht. Der Kerl war ein Psychopath, und ihm war jede Lüge zuzutrauen. Für einen eingefleischten Skeptiker wie mich brauchte es eine Menge mehr als die Worte eines durchgeknallten Drogenbosses, um mich zu überzeugen, dass das alles wahr war.
    Aber wenn … Die Tragweite dessen wäre unvorstellbar.
    Ich warf einen Blick zu Stephenson. Sein Gesicht hatte einen Ausdruck gespannter Konzentration angenommen, gepaart mit Ehrfurcht vor dem, was er soeben gehört hatte. Mich beschlich ein starkes Unbehagen. Navarro hatte ihm gerade das vor die Nase gehalten, worauf er sein Leben lang hingearbeitet hatte. Den Beweis für Reinkarnation. Die Ehrenrettung für sein Lebenswerk.
    Ich fragte mich, ob mein Mitgefangener im Begriff war, zur dunklen Seite überzulaufen.
    «Real oder nicht», warf ich ein, «es wird schwer zu beweisen sein.»
    Navarro zuckte die Schultern. «Wenn Tausende Menschen anfangen, es zu nehmen, werden sie auch anfangen, Fragen über das zu stellen, was sie gesehen haben. Sie werden nachforschen, und ich wette, sie werden eine Menge Belege dafür finden, dass das, was sie gesehen haben, wirklich geschehen ist. Es wird ein Vergnügen sein, das zu beobachten. Und selbst wenn es keine Möglichkeit gäbe, es zu beweisen, selbst wenn manche stur darauf beharren werden, dass es

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