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Memoria

Memoria

Titel: Memoria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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dir bin.»
    «Sean, ich wollte nicht –»
    «Ich komme, Mish», fiel ich ihr ins Wort, während ich bereits ins Auto stieg und den Motor anließ. «Ich nehme den nächsten Flug. Schätze, ich kann in sieben, höchstens acht Stunden bei dir sein.»
    Michelle schwieg einen Moment lang, dann sagte sie: «Wow.»
    «Was denn?»
    «Nein, ich … Danke. Ich glaube, insgeheim habe ich wohl gehofft, dass du das sagen würdest.»
    «Versteck dich einfach so lange, okay?» Ich hatte bereits ausgeparkt und fädelte mich zwischen den anderen, langsameren Fahrzeugen hindurch. «Wo kannst du in der Zwischenzeit unterkommen?»
    «Ich suche mir ein Hotel in der Nähe des Flughafens und warte dort auf dich.»
    «Klingt gut. Hast du Bargeld?»
    «Hier ist ein Geldautomat.»
    «Zieh genügend Geld und benutz dann keine Karten mehr.» Ich dachte an das, was sie gesagt hatte – es war ein professionelles Überfallkommando gewesen. «Nimm auch den Akku aus deinem Handy. Und lass den Wagen stehen. Nimm ein Taxi oder fahr mit dem Bus.»
    «Okay», erwiderte sie. «Ich rufe dich dann vom Hotel aus an und gebe dir Bescheid, wo ich bin.»
    «Gut. Wahrscheinlich sitze ich dann schon im Flieger, aber du kannst mir ja auf die Voicemail sprechen», sagte ich, während ich ein langsam fahrendes Auto überholte und zugleich überlegte, ob ich wirklich an alles gedacht hatte. «Und rühr dich nicht aus dem Hotel, Mish. Wir werden diese Sache klären.»
    «Sicher», antwortete sie, klang aber alles andere als überzeugt.
    Ich zögerte, dann sagte ich: «Hey, Mish.»
    «Ja?»
    «Du hättest es mir erzählen sollen.»
    Ich musste es einfach sagen.
    Verdammt, sie hätte es doch wirklich tun sollen.
    Einen Moment lang war es still in der Leitung, dann sagte sie in gequältem, reuigem Ton: «Ja. Na ja, aber … besser spät als nie, hm?»
    Ich hatte das Gefühl, dass mein Herz in einem Schraubstock steckte. «Ist alles in Ordnung mit ihm? Mit Alex?»
    «Es geht ihm prächtig. Du wirst sehen.»
    Die Worte versetzten mir einen Stich. «Benutz den Geldautomaten und nimm den Akku aus dem Handy», schärfte ich ihr noch einmal ein. «Ich bin bald bei dir.»
    Ich beendete das Gespräch, dann drückte ich die Speichertaste für Nick Aparo, meinen Partner beim FBI . Ich musste ihn informieren, was im Gange war, und ich brauchte seine Hilfe, um herauszufinden, wie ich so schnell wie möglich nach San Diego gelangen konnte.
    Während die Verbindung aufgebaut wurde, starrte ich vor mich hin. Ich war ganz benommen von der Bombe, die Michelle hatte platzen lassen. Ich fühlte mich ausgelaugt und war hin- und hergerissen – wie sehr hatte ich mir ein Kind gewünscht, so verzweifelt, dass beinahe meine Beziehung mit Tess daran zerbrochen wäre. Aber zugleich war mir bewusst, dass die Neuigkeit Tess hart treffen würde. Sehr hart.

Kapitel 4
    Mir blieb gerade noch genug Zeit für einen kurzen Halt in dem Haus, in dem ich mit Tess und Kim wohnte. Nachdem ich ein paar Sachen in einen Rucksack gestopft und mein Pistolenhalfter umgeschnallt hatte, machte ich mich auf den Weg über die Interstate 95 runter nach Newark.
    Von meinem Partner hatte ich erfahren, dass die früheste Verbindung ein United-Flieger am Nachmittag war, mit Zwischenlandung in Denver. Dadurch verlor ich zwar eine Stunde, aber das war nicht zu ändern. Jedenfalls nicht, solange ich nicht bereit war, mir mit irgendeinem Trick einen FBI -Jet zu verschaffen, der mich runter nach San Diego brachte. Selbst wenn mir das gelungen wäre, hätte es mir mit Sicherheit ein Verfahren der Dienstaufsicht und höchstwahrscheinlich die Kündigung eingebracht. Diesen Weg war ich schon einmal gegangen. Vor ein paar Jahren, als ich ohne das Wissen meines Chefs mit Tess nach Istanbul geflogen war. Damals entging ich nur knapp einer Begegnung mit den aufgeschlossenen Schätzchen des Office of Professional Responsibility beim FBI . Das Problem war, ich konnte nicht offen darüber sprechen, warum ich einen Jet brauchte – dazu hätte ich verraten müssen, was bei Michelle im Gange war. Aparo und ich hatten überlegt, was das kleinere Übel war: eine Stunde zu verlieren oder neue Risiken für Michelle einzugehen, wenn mehr Personen von ihrem Aufenthaltsort erfuhren. Letztendlich hatte ich Aparo widerstrebend zugestimmt. Es war besser, die Verzögerung in Kauf zu nehmen und dafür die Geschichte geheim zu halten.
    Während ich durch den spärlichen Verkehr fuhr, gingen mir verschiedene Dinge durch den Kopf. Michelles

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