Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Memoria

Memoria

Titel: Memoria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
Vom Netzwerk:
beieinander Lunge, Herz und andere lebenswichtige Organe liegen, das konnte nicht gut sein. Doch im Augenblick konnte ich nichts weiter unternehmen, als uns alle schnellstens von hier wegzubringen. Ich warf mich auf den Fahrersitz, steckte den Schlüssel ins Zündschloss und legte mit einem Ruck den Rückwärtsgang ein. Dann drehte ich mich um und schaute über die Schulter, um den Wagen in halsbrecherischem Tempo aus der Parklücke zu steuern.
    Ich konnte nur einen kurzen Blick auf Michelle werfen, aber ihr Anblick traf mich wie ein Dolch. Ihre Augen waren vor Angst und Schmerz geweitet, ihr Gesicht schweißbedeckt.
    «Himmel, Mish», stieß ich heiser hervor.
    Sie schaute auf ihre Wunde hinunter, dann hob sie den Kopf und blickte mir stumm in die Augen. Verwirrung stand ihr ins Gesicht geschrieben. Sie wollte etwas sagen, doch es gelang ihr nicht gleich, die Worte zu formen. Schließlich brachte sie heraus: «Ich bin … Scheiße, Sean, ich bin getroffen.»
    Durch die Windschutzscheibe hinter ihr sah ich die beiden Schützen näher kommen. Einer von ihnen, der Dreckskerl, der eben Michelle angeschossen hatte, bewegte sich schwerfälliger als der andere, und ich bemerkte an seiner Schulter einen dunklen Fleck. Dort musste meine Kugel ihn getroffen haben, aber eben einen Sekundenbruchteil zu spät.
    Er sollte keine zweite Chance bekommen.
    «Halt dich fest», sagte ich zu Mish und trat so fest aufs Gaspedal, als wollte ich es durch das Bodenblech treten. Der Ford raste rückwärts, geradewegs auf unsere beiden Verfolger zu.
    Einem von ihnen gelang es, mit einem Satz über die Motorhaube eines geparkten Wagens auszuweichen, aber der Kerl, um den es mir eigentlich ging, war nicht so behände. Ich rammte ihn und stieß ihn rücklings gegen die Seite eines anderen Autos, so fest, dass die untere Hälfte seines Körpers mit einem widerlichen Knirschen zermalmt wurde. Für mich klang es auf eine perverse Art richtig gut. Dann knallte ich den Vorwärtsgang ins Getriebe, und der Wagen raste vom Hotelparkplatz. Mit quietschenden Reifen fuhr ich rechts ab und dann mit halsbrecherischer Geschwindigkeit die Küstenstraße entlang. Immer wieder warf ich für einen Sekundenbruchteil einen Blick zu der angeschossenen Michelle auf dem Rücksitz, in der verzweifelten Hoffnung auf ein Anzeichen dafür, dass sie durchhielt.

Kapitel 8
    «Mish, bleib bei mir, okay? Bitte halt durch», flehte ich atemlos, und die wüstesten Flüche schossen mir durch den Kopf, während ich mich mit raschen Blicken vergewisserte, wie es ihr ging. Zugleich zog ich mein Handy hervor.
    Als ich zweimal die grüne Taste drückte, um die Wahlwiederholung zu aktivieren, sah ich flüchtig, wie Michelle zu mir aufblickte. Es stand nicht gut um sie. Ihre Augen waren halb geschlossen, ihr Mund schmerzverzerrt, und ihr Gesicht war jetzt nicht mehr nur feucht, sondern schweißüberströmt. Ihr Hemd war an der Brust blutgetränkt, sie hatte den rechten Arm um Alex gelegt und drückte ihn fest an sich. Ihre Augen weiteten sich, fest auf mich gerichtet, und sie setzte an, etwas zu sagen, aber ein Husten unterbrach sie, und Blut quoll aus ihrem Mund.
    Mir rutschte das Herz in die Hose.
    «Halt durch, Baby», wiederholte ich. In diesem Moment meldete sich Villaverde.
    «Reilly?»
    «Ich habe Michelle bei mir, sie ist angeschossen, wir brauchen Hilfe», erklärte ich. «Ich habe sie und ihren Sohn hier bei mir im Wagen und …» Ich sah mich um und suchte nach einem Anhaltspunkt dafür, wo wir uns befanden. «Ich fahre auf der Küstenstraße vom Hotel aus in Richtung Westen.»
    «Werden Sie verfolgt?»
    Ich warf einen Blick in den Rückspiegel, von dem Überfallkommando war nichts zu sehen.
    «Nein. Aber ich muss sie in ein Krankenhaus bringen, schnell.»
    Ich hörte, wie Villaverde einem seiner Männer etwas zurief, dann sagte er: «Okay, Sie müssen auf dem Harbor Drive sein, das heißt, das nächste Krankenhaus ist …» Er hielt inne, um zu überlegen.
    «Schnell», drängte ich verzweifelt, «sie verblutet …» – und gerade in diesem Moment fiel mir etwas auf, am Himmel links von mir. Ein Flugzeug im Landeanflug.
    Mein Herz setzte einen Schlag aus. «Vergessen Sie das Krankenhaus. Ich bin am Flughafen.» Ich überblickte die Straße vor mir, und tatsächlich entdeckte ich ein großes Hinweisschild zum Flughafen, eine Ausfahrt zu Terminal zwei. «Schicken Sie einen Notarzt, ich bin vor Terminal zwei. Der Wagen ist eine blaue Ford-Limousine.»
    «Bleiben Sie

Weitere Kostenlose Bücher