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Memoria

Memoria

Titel: Memoria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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dran.»
    Ich hörte, wie er jemandem zurief, er solle die Rettungszentrale des Flughafens verständigen, dann meldete Villaverde sich wieder.
    «Was ist mit den Angreifern?»
    «Ich habe einen von ihnen auf dem Parkplatz ausgeschaltet, bestimmt finden Ihre Leute die Spuren, aber die anderen sind sicher längst über alle Berge.»
    «Okay, ich halte Sie auf dem Laufenden. Und viel Glück für Sie.»
    Ich warf das Handy auf den Sitz neben mir und trat fester aufs Gaspedal. Während wir an anderen Fahrzeugen vorbeirasten, verstellte ich den Rückspiegel so, dass ich Michelles Gesicht sehen konnte.
    «Wir sind gleich da, hörst du, Mish?», redete ich ihr verzweifelt zu. «Wir sind gleich da.»
    Sie hielt nur noch mühsam die Augen offen.
    Von Angst überwältigt, steuerte ich den Ford an einer Reihe Autos vorbei, die ich nur undeutlich wahrnahm, dann fuhr ich von der sechsspurigen Straße ab und lenkte den Wagen auf die spiralförmige Rampe, die zum Terminal führte. Weniger als eine Minute später hielten wir neben einem erschrockenen Verkehrspolizisten am Fahrbahnrand.
    Ich sprang aus dem Auto und sah mich hektisch nach dem Rettungswagen um. Es war nichts zu sehen.
    «Ein Rettungswagen ist auf dem Weg hierher», rief ich dem Cop zu, während ich die hintere Wagentür aufriss, um mich um Michelle zu kümmern. «Versuchen Sie rauszufinden, wo er ist. Wir haben einen Notfall.»
    Ich beugte mich in den Wagen. Der Anblick, der sich mir bot, ließ mich erstarren. Michelle regte sich nicht mehr. Ihr Atem ging flach, kaum mehr als ein schwaches Keuchen. Aus einem Mundwinkel rann Blut, vermischt mit Speichel. Der Autositz war bereits durchtränkt.
    Behutsam zog ich ihre Bluse hoch, um mir die Wunde anzusehen. Es war ein dunkler Krater dicht unter ihrer linken Brust, aus dem dickflüssiges Blut quoll. Ich legte meine Hand darauf und drückte vorsichtig, um die Blutung zu stillen. Dabei war mir bewusst, welchen Schmerz ich Michelle zufügte, und tatsächlich zuckte sie heftig zusammen, als ich den Druck verstärkte. Ich streichelte mit der anderen Hand ihre bleiche, schweißnasse Wange, auch wenn ich nicht sicher war, ob sie es überhaupt fühlte. Dabei wanderte mein Blick von ihrem Gesicht hinunter zu Alex, der sich unter ihren Arm gekauert hatte, den Kopf gesenkt, die Augen fest zusammengekniffen. Er zitterte heftig.
    «Hey», sagte ich sanft. Ich streckte die Hand aus, um ihm über den Kopf zu streichen, doch dann zögerte ich und zog sie zurück. «Alles wird gut», sagte ich zu ihm in dieser nervtötenden, verzweifelten Art, in der man solche Plattitüden hervorbringt. «Sie wird wieder gesund.»
    Alex sah nicht auf. Einen Moment lang verharrte er, wie er war, eng zusammengerollt und zitternd, dann nickte er kaum wahrnehmbar, ehe er sich wieder in sein Schneckenhaus zurückzog.
    Mein Herz schien stillzustehen, während Michelles warmes Blut unaufhaltsam durch meine Finger sickerte – dann hörte ich in der Ferne schwach eine Sirene, die rasch lauter wurde.
    «Sie sind da, Mish, hörst du das? Der Rettungswagen ist da.»
    Ihre zitternden Lider öffneten sich halb, für einen Moment konnte sie meinem Blick begegnen. Sie verzog das Gesicht vor Anstrengung, etwas zu sagen, aber sie brachte nichts heraus, sondern hustete nur wieder Blut.
    Ich beugte mich dichter zu ihr. «Nicht sprechen, Liebes. Halte nur durch, jetzt haben wir dich im Handumdrehen im Rettungswagen.»
    Sie versuchte es beharrlich noch einmal, aber die Worte blieben ihr im Hals stecken.
    «Was willst du mir sagen, Baby?», fragte ich, während das Schrillen der Sirene immer lauter wurde. Es hatte uns jetzt fast erreicht.
    Ihre Augen weiteten sich kurz wie von einer übermenschlichen Anstrengung, und sie begegnete wieder meinem Blick, auch wenn es offenbar fast über ihre Kräfte ging. «Alex», keuchte sie schwach. «Pass … pass auf … ihn auf.»
    «Natürlich. Hey, ich gehe nicht weg», sagte ich und rang mir den Hauch eines ermutigenden Lächelns ab, während ich mit einer Hand Michelles Wange streichelte und die andere weiter auf die Schusswunde drückte. «Wir sind beide hier bei dir», redete ich ihr zu. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie der Rettungswagen hinter uns hielt.
    Binnen Sekunden waren die Sanitäter am Wagen und untersuchten Michelle. Als sie sahen, wie blass und geschwächt sie war und wie viel Blut sie verloren hatte, wechselten sie einen Blick, und meine Eingeweide krampften sich zusammen. Während sich immer mehr Schaulustige um das Auto

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