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Memoria

Memoria

Titel: Memoria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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hinterlassen haben.» Er griff zum Telefon und wählte eine Nummer. «Ich lasse das vom Labor überprüfen.»
    Während Villaverde telefonierte, stand ich schweigend vor dem großen Fenster und starrte hinaus. Innerlich kochte ich vor Wut. Die Sonne war längst untergegangen, und draußen herrschte düstere, bedrückende Dunkelheit. Die Straßenlaternen auf dem fast leeren Parkplatz gaben nur ein schwaches Licht ab, und am Himmel waren weder Mond noch Sterne zu sehen, kein heller Schein, kein Licht am Ende des grauenvollen Tunnels, in den sich dieser Tag verwandelt hatte. Es war, als habe sich die Natur verschworen, mich meinen Verlust noch stärker fühlen zu lassen.
    «Ich begreife das nicht», stieß ich wütend hervor. «Sie sagte, die wollten sie nicht töten. Sie sagte, einer der Männer, die in ihr Haus eingedrungen waren, hatte sie im Visier, aber er hat nicht abgedrückt.»
    «Vielleicht war es einfach ein Versehen», schlug Villaverde vor, der sein Telefonat beendet hatte. «Sie haben selbst gesagt, dass es eine wilde Schießerei war.» Er zögerte, dann fügte er mit unsicherer Miene hinzu: «Vielleicht galt der Schuss, der sie getötet hat, eigentlich Ihnen.»
    Mir stieg die Galle hoch. Dieser Gedanke war mir auch gekommen, und ich hatte alles in Frage gestellt, was ich getan, jede Entscheidung, die ich getroffen hatte von dem Moment an, als Michelle mich anrief.
    «Na großartig, da fühle ich mich doch gleich besser», grollte ich. Ich versuchte, Wut und Reue abzuschütteln und mich darauf zu konzentrieren, was jetzt zu tun war. «Okay, also, was für Anhaltspunkte haben wir, abgesehen von Michelles Handy? Die Aufnahmen der Überwachungskameras vom Hotel, den Ballistikbericht vom Hotel und von ihrem Haus … Was noch? Fingerabdrücke? Blut von den Angreifern?»
    Villaverde nickte. «Wir haben reichlich DNA , vom Haus und von den Überresten des Kerls, den Sie auf dem Parkplatz zermalmt haben. Ich weiß nicht, wie es mit der Auswertung der Überwachungsbänder steht, aber die Forensiker lassen ihre Ergebnisse gerade durch die zentrale Datenbank laufen.»
    «Wie sieht es mit den Nachbarn aus?»
    «Das Morddezernat ermittelt schon seit dem Notruf in der Gegend, aber ich mache mir keine großen Hoffnungen. Was sollte schon dabei herauskommen? Das Kennzeichen des Lieferwagens?»
    Ich erinnerte mich, den Wagen des Überfallkommandos auf dem Hotelparkplatz gesehen zu haben, aber in der Hitze des Gefechts hatte ich das Nummernschild nicht registriert. Es spielte ohnehin keine Rolle. In solchen Fällen war es immer das Gleiche, der Wagen war entweder gestohlen oder mit falschen Papieren gemietet.
    «Ich muss Sie bitten, sich auf der Dienststelle in der Stadt ein paar Gesichter anzusehen», sagte Villaverde, womit er die riesige digitale Verbrecherkartei meinte. Keine erfreuliche Aussicht für mich.
    Widerstrebend sagte ich ja, während ich mich fragte, wer diese Kerle waren. Ich rief mir ins Gedächtnis, was ich gesehen hatte, was ihre Gesichter und ihre Bewegungen mir verrieten. Sie waren skrupellos, zu allem entschlossen und wirkten wie ein eingespieltes Team, als hätten sie schon einige Übung. Das brachte mich zu der Frage, was wir noch alles erfahren würden, wenn wir sie endlich zur Strecke brachten.
    «Sie haben zwei Männer verloren, die zumindest schwer verletzt, wahrscheinlicher aber tot sind», bemerkte ich.
    «Die werden sie garantiert nicht ins Krankenhaus bringen», entgegnete Villaverde. «Bestenfalls finden wir demnächst irgendwo die Leichen, aber darauf würde ich nicht wetten. Eher werden sie als Würmerfraß in einem der Canyons enden oder draußen in der Wüste.»
    Ich an ihrer Stelle hätte jedenfalls diese Lösung gewählt. Trotzdem musste man alle Möglichkeiten in Betracht ziehen für den Fall, dass einer der Dreckskerle, die Michelle getötet hatten, oder einer ihrer Hintermänner einen Fehler machte; so etwas kam zu unserem Glück hin und wieder vor.
    «Sie haben zwei Männer an einem Tag verloren. Kennen Sie viele Überfallkommandos, die einen solchen Verlust hinnehmen könnten, ohne mit der Wimper zu zucken?» Ehe Villaverde etwas erwidern konnte, fügte ich hinzu: «Wir müssen die DEA mit ins Boot holen.»
    «Warum?»
    «Michelle hatte keine Ahnung, weshalb irgendwer es auf sie abgesehen haben könnte. Das Einzige, was ihr einfiel, war, dass es vielleicht etwas mit ihrer Vergangenheit als Agentin zu tun hatte. Dem müssen wir nachgehen.»
    Villaverdes Gesichtsausdruck verriet,

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