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Memoria

Memoria

Titel: Memoria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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aussteigen.»
    Ich trat ein paar Schritte zurück und stellte mich vor den Wagen, um den Fahrer besser sehen zu können. Während ich meine Browning in der rechten Hand hielt, zog ich mit der linken mein Handy hervor.
    «Ich habe sie», teilte ich Villaverde mit. «Schicken Sie die Verstärkung.»
    Der Fahrer stieg fluchend und stöhnend aus dem Wagen. Er war kleiner und stämmiger als Tattoo und hatte einen Soul Patch, ein kleines Unterlippenbärtchen. Das lange, glatte Haar trug er als Pferdeschwanz. Er ging um die Tür herum, blieb mir gegenüber stehen, funkelte mich mit finsterer Miene an und spuckte auf den Boden.
    Ich sah ihm fest in die Augen und sagte: «Ruhig, Brauner. Ich denke, ein Loch reicht für heute, meinst du nicht auch?» Dann wies ich mit einer Kopfbewegung auf die Pistole in seinem Gürtel. «Mit zwei Fingern. Du weißt schon.»
    Er spuckte noch einmal aus, dann befolgte er die Anweisung.
    «Stoß sie mit dem Fuß unter den Wagen», befahl ich. «Und ich meine nicht bis rüber zu der menschlichen Fackel da.»
    Er bückte sich und tat, was ich verlangt hatte. In diesem Moment trat Terry auf den Plan.
    «Heilige Scheiße, sind Sie okay, Kumpel?»
    Mein Blick huschte in die Richtung, aus der seine dröhnende, atemlose Stimme ertönte, und ich sah flüchtig, wie er mit gezogener Pistole über die breite Straße angewatschelt kam. Sein Gesicht war schweißnass, und die Hängebacken wippten bei jedem seiner schweren Schritte –
    – und dieser Sekundenbruchteil, in dem ich abgelenkt war, genügte den Gangstern.
    Fast gleichzeitig, als seien sie irgendwie gedanklich verschmolzen, stürzten die zwei sich mit wüsten Schreien auf mich. Tattoo, der von links kam, erreichte mich als Erster, doch es gelang mir, den Angriff mit dem linken Arm abzuwehren und mit der rechten Hand, in der ich die Pistole hielt, einen Schlag in sein Gesicht zu landen, der ihn quer über Nase und Oberlippe traf. Er taumelte rückwärts, aber in diesem Moment war meine rechte Seite ungedeckt, und schon hatte Soulpatch mich erreicht, packte mich blitzschnell um die Taille und riss mich zu Boden. Die Browning und das BlackBerry fielen mir aus der Hand, als ich hart auf den Asphalt aufschlug, und ich verlor sie aus den Augen, denn meine Aufmerksamkeit galt Soulpatchs linkem Arm, der zu einem Hammerschlag herunterschnellte. Ich lenkte den Schlag mit dem Unterarm ab, ehe ich mit der linken Faust gegen seine blutende Schulter schlug. Er brüllte vor Schmerz auf, und dann schrie Terry: «Stopp!»
    Als Soulpatch aufblickte, drehte ich den Kopf zur Seite und sah Terry dastehen, gut fünf Meter entfernt, das Gesicht in angespannter Konzentration verzogen, die Pistole in beiden Händen. «Ich warne euch!», rief er.
    Ich hörte Tattoo schreien «Fuck!», und als ich einen raschen Blick nach links warf, sah ich ihn davonrennen. Dann ließ Soulpatch von mir ab, sprang auf und rannte ihm nach.
    Terry rief: «Stehen bleiben!»
    Und in diesem Moment, gerade als ich schrie «Nicht!», drückte er ab, einmal, zweimal und wieder, drei schnelle, laute Schüsse, die die Luft zerrissen.
    «Neeein!», brüllte ich, rappelte mich auf und sah gerade noch, wie Tattoo in einiger Entfernung auf der Straße stolperte und auf den Asphalt schlug wie ein Spielzeug, dem der Strom abgeschaltet wurde.
    «Nicht schießen!», schrie ich Terry zu und breitete weit die Arme aus. Er starrte mich verwirrt an, dann nickte er, und ich fügte hinzu: «Rufen Sie den Notarzt.» Dabei zeigte ich wütend auf den Mann, der zusammengebrochen mitten auf der Straße lag, dann wandte ich mich ab und sah mich suchend nach meiner Browning und meinem Handy um. Das Handy entdeckte ich neben dem nächsten geparkten Auto, die Abdeckung des Akkus hatte sich geöffnet, und der Akku war herausgefallen. Ich beschloss, dass das warten konnte, und konzentrierte mich auf die Waffe. Sie lag neben einem Büschel Unkraut am Rand des Gehwegs.
    Ich hob sie auf und rannte die Straße entlang.
    Soulpatch war nach rechts abgebogen. Ich sah, wie er sich zwischen den Fahrzeugen auf dem angrenzenden Parkplatz hindurchschlängelte, dann hatte ich Tattoo erreicht. Er lag ausgestreckt am Boden und rührte sich kaum. Sein Atem ging mühsam und keuchend. Wegen seiner dunklen Kleidung konnte ich nicht gleich erkennen, wo er getroffen war, doch dann sah ich es – ein kleines Loch in der Windjacke, am unteren Rand des rechten Schulterblattes.
    Ich warf einen raschen Blick zu Soulpatch hinüber, der gerade

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