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Memoria

Memoria

Titel: Memoria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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hervorquellen, wo er den Einschnitt gefühlt hatte. Dann hob er den Blick zu den Händen des Mexikaners.
    «Was zum T –»
    Walker kam nicht dazu, das Wort auszusprechen. Die beiden
sicarios,
Profikiller, zu beiden Seiten des Mexikaners zogen blitzschnell ihre schallgedämpften Pistolen und entfesselten ein Gewitter tödlich präziser Schüsse.
    Drei Sekunden später waren Walkers Männer entweder auf der Stelle tot oder tödlich getroffen.
    Walkers Mund stand offen, und er starrte ungläubig auf seine gefallenen Brüder. Entgeistert sah er zu, wie die beiden Killer gelassen durch den Raum gingen und jedem zur Sicherheit noch eine Kugel in den Kopf jagten. Dann riss er den Blick von dem Gemetzel los und richtete ihn wieder auf den Mexikaner – und zwei Dinge trafen ihn wie Faustschläge.
    Das erste war die Erkenntnis, wer der Mexikaner in Wirklichkeit war.
    Das zweite war, dass er plötzlich jegliches Gefühl in seinen Armen und Beinen verlor.
    Er brach einfach zusammen, als seien alle seine Knochen zu Wackelpudding geworden.
    Walker konnte sich nicht mehr rühren. Er konnte nicht einmal eine Schulter bewegen oder einen Finger heben, geschweige denn sich ausstrecken. Nichts. Von Entsetzen überwältigt, lag er da auf der Seite, Wange und Nase an die Holzdielen gedrückt. Aus seinem Blickwinkel konnte er nichts weiter sehen als den Staub auf dem mit kleinen Abfällen übersäten Boden.
    Die Stiefel des Mexikaners kamen näher, bis sie dicht vor Walkers Gesicht stehen blieben, und aus dem Augenwinkel sah er, wie der Mann hoch über ihm aufragte und auf ihn herunterblickte wie auf eine Kakerlake.
    Dann hob sich der Stiefel des Mexikaners.

Kapitel 21
    Als ich zur Straße vor dem Zolllagerhaus zurückkehrte, fand ich an der Stelle, wo ich Flammentattoo zurückgelassen hatte, einen schwarz-weißen Streifenwagen vor. Einer der Uniformierten von der Harbor Patrol redete gerade mit Terry, während der andere in sein Funkgerät sprach. Binnen Sekunden traf der nächste Streifenwagen ein, aus dem zwei weitere Officers stiegen. Ich gab den vieren eine schnelle Beschreibung von Soulpatch, die einer von ihnen über Funk weiterleitete mit der Bitte um einen dringenden Fahndungsaufruf. Dann sprangen die Uniformierten wieder in ihre Wagen, um sich auf die Suche zu machen. Gleichzeitig kam ein Rettungswagen mit heulender Sirene an.
    Um Tattoo stand es nicht gut. Er lag noch immer mitten auf der Straße ausgestreckt auf dem Bauch. Ich sah nicht viel Blut auf dem Boden, aber obwohl er bei Bewusstsein war, starrte er nur mit leerem Blick auf den Asphalt und reagierte kaum auf Ansprache. Ich und Terry sahen aus einigem Abstand zu, wie die Sanitäter, eine Frau und ein Mann, sich schnell und zielstrebig an die Arbeit machten.
    Ich war wütend auf mich selbst. Ich hatte schon geglaubt, zwei lebendige Personen zu haben, die mir helfen könnten herauszufinden, wer es auf Michelle abgesehen hatte und warum, und jetzt war mir nur ein halb toter Komparse aus einem Mad-Max-Film geblieben, der nicht aussah, als könnte ich von ihm in naher Zukunft irgendetwas erfahren.
    Ich setzte mein BlackBerry wieder zusammen und sah zu, wie der Sanitäter den Blutdruck überprüfte, während seine Kollegin mit einer Kleiderschere Tattoos Windjacke und sein T-Shirt aufschnitt, um die ovale Eintrittswunde rechts oben an seinem Rücken freizulegen.
    «Blutdruck palpatorisch hundert», verkündete der erste.
    «Die Lunge ist getroffen. Drehen wir ihn um.»
    Die beiden arbeiteten zusammen, als hätten sie das schon tausendmal getan, ein eingespieltes Team. Jetzt schnitten sie das Hemd auch an der Vorderseite auf. Dicht unter der rechten Brustwarze befand sich eine gut sechs Zentimeter große Wunde, durch die Luft eingesogen wurde.
    Die leitende Sanitäterin, eine auffallend attraktive Brünette mit stahlblauen Augen, einer üppigen gewellten Mähne, die sie zurückgebunden trug, und dem aufgestickten Namenszug Abisaab auf der Brust untersuchte den Verletzten mit ruhigen, geschickten Händen, dann sagte sie zu ihrem Kollegen: «Er ist hypoxisch, Sauerstoffsättigung bei neunundachtzig Prozent, und es sieht nach einem Lungendurchschuss aus. Ich denke, er hat einen Pneumothorax. Hol die Maske.»
    Sie befestigten rasch eine Sauerstoffmaske über Mund und Nase, dann legten sie am Unterarm mehrere Infusionsschläuche. In diesem Moment hatte mein BlackBerry seinen endlos langen Reboot abgeschlossen. Als ich Villaverdes Nummer wählte, um ihm zu berichten, was

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