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Memoria

Memoria

Titel: Memoria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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sollte, aber sie kam nicht dagegen an.
    Sie ging in ihr Schlafzimmer und holte die Zeichnung, die sie aus Michelles Haus mitgenommen hatte, dann kehrte sie ins Wohnzimmer zurück und wählte zwei der neuen Bilder von dem Tischchen aus. Sie schob das ältere unter die zwei neuen und ging zu Alex hinüber.
    Tess setzte sich aufs Bett und hielt die Bilder hoch.
    «Diese Bilder sind toll, Alex. Sie gefallen mir wirklich gut. Die hast du mit Jules gemalt, nicht wahr?»
    Er nickte, ohne aufzublicken, ganz in die Schlacht der Außerirdischen vertieft, die er mit seinen Figuren spielte.
    Tess betrachtete das erste Bild. Es zeigte eine Gestalt mit bohnenförmigem Körper und daneben ein großes Meerestier, entweder einen Delfin oder einen Wal. Offenbar eine Szene aus SeaWorld. Die Gestalt hatte braunes Haar und hielt ein kleines Strichmännchen in der Hand, ähnlich wie auf dem Bild, das ihr Kopfzerbrechen bereitete.
    «Bist du das mit dem Delfin in SeaWorld?»
    Alex antwortete nicht.
    «Alex, sag mal, bist du das mit einem Delfin?»
    Diesmal warf Alex einen kurzen, gleichgültigen Blick auf die Zeichnung, dann schüttelte er den Kopf.
    Entmutigt vergewisserte sich Tess: «Das bist nicht du?»
    Alex schüttelte noch einmal den Kopf, dann sagte er, ohne sie anzusehen: «Das ist kein Delfin. Das ist Shamu.»
    Tess überlief ein Prickeln. «Aha, das bist also du mit einem Wal.»
    Er nickte.
    Die nächste Zeichnung stellte Alex mit springenden Delfinen dar. Er war noch immer in sein Spiel versunken, und es fiel Tess schwer, seine Aufmerksamkeit zu gewinnen. Außerdem fühlte sie sich schuldig, weil sie versuchte, ihn aus seiner Phantasiewelt zu locken und seine Gedanken auf die düstere Zeichnung zu lenken. Doch sie hatte das Gefühl, es tun zu müssen. Der kleine Dämon der Neugier bestand darauf.
    «Alex, ich habe gestern bei dir zu Hause noch ein anderes Bild gefunden, und ich möchte dich etwas dazu fragen. Darf ich dich was fragen?»
    Er antwortete nicht.
    «Ich meine dieses Bild hier», drängte sie weiter und hielt es hoch.
    «Das hast du gemalt, nicht wahr, Alex? Das hier bist du, stimmt’s? Mit Ben in der Hand?»
    Diesmal warf der Junge einen kurzen Seitenblick auf das Bild. Tess beobachtete ihn aufmerksam, um seine Reaktion zu deuten.
    Sobald er es sah, huschte ein unbehaglicher Ausdruck über sein Gesicht.
    Dennoch konnte sie sich nicht zurückhalten, weiter zu bohren.
    «Wenn du das bist, wer ist dann der andere da?» Sie zeigte auf die mysteriöse Gestalt.
    Alex schwieg.
    «Alex, wer ist das? Ich möchte es wirklich gern wissen.»
    Er wandte sich nicht um.
    «Alex?»
    Keine Reaktion.
    Tess beschloss, es anders zu versuchen. «Sag mal, Alex, hat deine Mommy dich auch mal danach gefragt?»
    Diesmal bekam sie eine Reaktion. Ein langsames, zögerndes Nicken.
    «Und was hast du ihr gesagt?»
    Widerstrebend, ohne Tess anzusehen, antwortete Alex: «Wir haben ein bisschen darüber geredet.»
    «Worüber habt ihr denn geredet?»
    «Mommy wollte auch wissen, wer das ist.»
    «Und was hast du ihr gesagt?»
    «Ich hab gesagt, ich weiß nicht.»
    Er schien die Wahrheit zu sagen.
    «Das ist alles, was du deiner Mommy gesagt hast? Dass du es nicht weißt?»
    «Ja», bestätigte er leise. «Das hab ich ihnen gesagt.»
    Ihnen. Nicht ihr.
    «‹Ihnen›? Mit wem hast du denn noch über das Bild gesprochen, Alex?»
    Er schwieg.
    «Alex? Du hast gesagt, du hast deiner Mommy und noch jemandem gesagt, dass du es nicht weißt. Wer war das? Mit wem hast du noch darüber gesprochen?»
    Er zögerte, dann antwortete er: «Dean.»
    Tess überlief ein Prickeln. «Wer ist Dean, Alex?»
    Alex runzelte die Stirn, dann erwiderte er: «Mommys Freund.»
    Tess war ratlos. Reilly hatte ihr von Tom erzählt, aber einen Dean hatte er nicht erwähnt. «Wo hast du Dean getroffen, Alex?»
    «In seinem Büro. Er hat ein Aquarium. Ich durfte die Fische füttern.»
    Tess tappte völlig im Dunkeln.
    «Warum hat Mommy dich nach diesem Bild gefragt, Alex? Was ist Besonderes daran?»
    «Nichts.»
    Tess schossen allerlei Gedanken durch den Kopf, aber nichts Greifbares. Sie beschloss, ein letztes Mal auf ihre Ausgangsfrage zurückzukommen, und zeigte auf die bohnenförmige Gestalt mit dem Spielzeug in der Hand. «Aber das bist du, oder?»
    Alex warf erneut einen raschen Seitenblick auf die Zeichnung und nickte widerstrebend.
    «Okay, und … wer ist das?», beharrte Tess sanft und zeigte auf die andere Gestalt. «Sag mir, was du Dean gesagt hast, Alex. Ich möchte

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