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Memoria

Memoria

Titel: Memoria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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haben, ich lege keinen besonderen Wert darauf, selbst im Knast zu landen.»
    Sie schwieg und starrte mich an, dann die anderen, dann wieder mich. Sie versuchte, gelassen und herausfordernd zu wirken, aber ich hatte oft genug mit Menschen in ihrer Lage zu tun gehabt, um zu wissen, dass sich hinter dieser Fassade der forschen Biker-Braut ein Häufchen Elend verbarg. Dennoch, ihre Forderung war durchaus vernünftig, jedenfalls von ihrem Standpunkt aus betrachtet. Und so wütend ich über das war, was ihr Mann und seine Gang angerichtet hatten, ich konnte doch nicht wissen, ob sie im Einzelnen darüber im Bilde war. Selbst wenn sie es wäre, blieb fraglich, ob wir es ihr jemals nachweisen könnten. Wichtiger war jetzt, dass sie uns sehr wahrscheinlich helfen konnte herauszufinden, wer hinter der ganzen Sache steckte. Ich wollte endlich Licht ins Dunkel bringen und denjenigen fassen, der die Biker auf Michelle angesetzt hatte. Dafür war ich auch bereit, einen Deal einzugehen, der Karen Walkers tätowierte Handgelenke vor Handschellen bewahrte.
    Ich warf einen Blick zu Villaverde. Angesichts von Karens Vorgeschichte hatten wir mit dieser Forderung gerechnet. Und wir waren übereingekommen, dass wir es uns nicht leisten konnten, sie abzulehnen.
    «Okay», sagte ich zu ihr.
    Erstaunen zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab, und sie schien nicht recht zu wissen, was sie davon halten sollte. «Wie, einfach so? Dazu sind Sie doch gar nicht befugt. Müssen Sie nicht erst das Einverständnis von der Staatsanwaltschaft einholen oder so?»
    «Das ist bereits geschehen. Wir haben mit der Bezirksstaatsanwaltschaft von San Diego County gesprochen. Die ziehen mit. Mit L. A. County wird es auch keine Probleme geben.» Ich wies mit einer Kopfbewegung zu Munro, und er nickte Karen bestätigend zu. «Sie machen gerade jetzt den Papierkram fertig.» Ich beugte mich vor. «Es geht hier nicht um Sie, Karen. Sie haben mein Wort als Bundesagent, dass nichts, was Sie hier aussagen, in irgendeiner Weise gegen Sie verwendet wird. Aber wenn wir diese Kerle schnappen wollen, müssen wir schnell handeln. Sonst gehen sie uns womöglich durch die Lappen. Also, wenn Sie irgendetwas wissen, ist jetzt der Zeitpunkt, es zu sagen.»
    Ich sah, wie ihre Kiefermuskeln sich anspannten, und sie fing wieder an, mit der Zigarette auf den Tisch zu klopfen, während sie offenbar mit sich rang.
    «Wie lange dauert es, bis dieses Papier hier ist?», fragte sie.
    «Nicht lange, aber trotzdem könnte es dann schon zu spät sein.»
    Sie stieß wieder die Luft aus, und ihre Augen wurden schmal. Dann lehnte sie sich zurück, schaute einen Moment lang zum Fenster hinaus und wandte sich wieder uns zu. Sie nickte mehrmals kurz, wie um sich selbst davon zu überzeugen, dass sie richtig handelte.
    «Sie haben für irgendeinen mexikanischen Dreckskerl gearbeitet», begann sie endlich. «Den Namen weiß ich nicht. Wook hat ihn immer nur den ‹Tacofresser› genannt.»
    Ich horchte auf. Die Vernehmung kam in Gang.
    «Worin bestand der Auftrag?»
    «Das Ganze hat so vor sechs oder sieben Monaten angefangen. Da hat er sie angeheuert, ein paar Typen zu entführen.»
    «Die Wissenschaftler oben bei Santa Barbara?», fragte Munro.
    Karen nickte. «Danach habe ich länger nichts von der Sache gehört. Umso besser, da war ja einiges schiefgelaufen. Dann, vor ein paar Wochen, kam er mit neuen Aufträgen an. Wieder Entführungen.»
    «Wer war es diesmal?», fragte ich.
    «Weiß ich nicht. Wirklich nicht. Die erste war auch nicht hier in der Gegend.»
    «Sondern wo?»
    «Weiter nördlich an der Küste. Ich glaube, irgendwo in der Gegend von San Francisco. Hören Sie, Wook hat mir nicht alles erzählt. Manchmal hat er mir überhaupt nichts erzählt, wenigstens nicht direkt. Ich habe dann nur davon erfahren, wenn was schiefgelaufen war und er darüber völlig außer sich war.»
    Ich fragte mich, was Wook wohl getan hatte, wenn er völlig außer sich war.
    «Sie wissen also nichts weiter darüber, wen sie da entführen sollten?», bohrte ich nach.
    «Nein», beharrte sie. «Nur dass es wieder um irgendein Superhirn ging. Und dann vor ein paar Tagen war noch mal so ein Überfall, und der ist wieder völlig in die Hose gegangen.»
    Ich spürte, wie mir das Blut ins Gesicht schoss und meine Muskeln sich anspannten. Sie sprach von Michelle. «Wen haben sie überfallen?»
    «Ich weiß es nicht», erwiderte Karen. «Aber nach dem, was ich gehört habe, glaube ich, es war eine Frau.»
    Ich

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