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Memoria

Memoria

Titel: Memoria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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es wirklich gern wissen. Wer ist das?»
    Alex schwieg einen Moment lang, dann erwiderte er, ohne aufzublicken: «Niemand.»
    Tess sah ihm an, dass er etwas verschwieg. Offenbar hatte er Angst, ihr zu verraten, wen die Zeichnung darstellen sollte.
    Das bestätigte ihren Verdacht: Die Sache war wichtig.
    Die Frage war jetzt, wer war Dean, und warum hatte Michelle Alex zu ihm gebracht?
    Tess wollte Alex nicht weiter unter Druck setzen, sie hatte schon jetzt ein schlechtes Gewissen, ihn so bedrängt zu haben. Aber ihr fiel niemand anders ein, den sie hätte fragen können. Sie wusste nicht, wer Michelles Freunde waren, ob es Verwandte gab, die ihr nahegestanden hatten, und selbst wenn, wusste sie nicht, ob Michelle mit ihnen über dieses Thema gesprochen hatte.
    Es gab nur einen Punkt, wo sie ansetzen konnte, um etwas herauszufinden.
    «Alex, in welche Schule gehst du?»

Kapitel 31
    Wir mussten Guru finden.
    Das Problem war, dass er anscheinend nicht gefunden werden wollte.
    Dank Karen und der ATF -Akte kannten wir den Lebenslauf des Mannes wenigstens in groben Zügen. Pennebaker und Walker – Guru und Wook – stammten beide aus der Gegend und waren zum Militärdienst in Camp Pendleton stationiert gewesen, wo sie der 1 st Marine Division beitraten. Beide waren 2003 und 2004 im Irak im Einsatz, erst gegen die irakische Republikanische Garde, dann gegen die weitaus kampflustigeren und gefährlicheren Aufständischen, ein Mischmasch untereinander verfeindeter einheimischer Milizen und ausländischer Söldner, die nur eines verband: ihr Hass auf die amerikanischen und britischen Truppen im Land. Pennebaker und Walker hatten vor allem in Falludscha Seite an Seite gekämpft, im Rahmen der Operation Phantom Fury, ein wochenlanger gnadenloser Straßenkampf, der bei allen Beteiligten deutliche Spuren hinterlassen hatte. Die beiden machten sich im Kampf verdient, und es gelang ihnen schließlich, im Besitz all ihrer Gliedmaßen nach Kalifornien zurückzukehren, aber sämtlichen Berichten zufolge waren sie nicht mehr dieselben. Sie waren zornige, verbitterte Männer, sagte Karen. Sobald sie wieder heimatlichen Boden erreichten, quittierten sie den Dienst bei den Marines und gingen zurück nach San Diego County. Wenig später gründeten sie die Babylon Eagles. Interessanterweise schien Pennebaker derjenige gewesen zu sein, der dem Club seinen Namen gegeben hatte.
    Ein paar ihrer Kriegskameraden schlossen sich ihnen an, ebenso wie Pennebakers jüngerer Bruder Marty, der noch keine Richtung im Leben gefunden hatte und sich mehr recht als schlecht durchschlug. Die beiden unbekannten Gesichter in der Fotogalerie des Clubhauses waren die zwei Pennebaker-Brüder. Dann, etwa ein Jahr nach der Gründung des Clubs, war Marty bei einer Auseinandersetzung mit einer rivalisierenden Bikergang verwundet worden und auf der Straße verblutet. Pennebaker lief Amok. Er machte den Kerl ausfindig, der seinen Bruder umgebracht hatte, und prügelte ihn zu Tode. Anschließend tat er etwas Unerwartetes: Er stellte sich der Polizei.
    Bei der Verhandlung wirkte sich zweierlei zu seinen Gunsten aus: Erstens hatte der Biker, den er getötet hatte, ein ellenlanges Vorstrafenregister. Und zweitens berührte Pennebakers Geschichte die Geschworenen, denn gerade zu dieser Zeit herrschte die Ansicht vor, dass die Regierung nicht so für die heimgekehrten Veteranen sorgte, wie sie es verdient hätten. Guru wurde wegen Totschlags zu sieben Jahren verurteilt. Nachdem er vier davon in Ironwood verbüßt hatte, wurde er wegen guter Führung vorzeitig entlassen. Das war vor etwa fünfzehn Monaten gewesen.
    Seitdem fehlte jede Spur von ihm.
    In der ATF -Akte war nichts weiter verzeichnet. Karen berichtete, er sei mit veränderter Gesinnung aus der Haft gekommen und habe nichts mehr mit dem Club zu tun haben wollen. Er traf sich noch einmal mit Walker – Karen war nicht dabei –, dann verschwand er.
    Keine Daten, keine Angaben. Nichts. Der Mann war wie vom Erdboden verschluckt.
    Das verdoppelte mein Interesse, ihn zu finden. Er konnte uns womöglich helfen, unseren mexikanischen Gangsterboss zu finden, indem er uns verriet, wessen Drogenlieferungen er und Walker begleitet hatten. Außerdem interessierte mich, wie und warum er dem Club den Rücken gekehrt hatte. Er war verschwunden, und plötzlich stießen seinen Ex-Biker-Brüdern allerlei schlimme Dinge zu. Das konnte Zufall sein. So etwas kam vor.
    Es gab nur eine Möglichkeit, es herauszufinden: Wir mussten ihn

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