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Memoria

Memoria

Titel: Memoria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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dennoch nicht allzu weit von einer Stadt entfernt lag, war diese Gegend perfekt. Eine Großstadt mit all ihren trügerischen Ablenkungen und tödlichen Verlockungen war schließlich das Letzte, was Drogenabhängige während ihrer Therapie brauchen konnten.
    Die Klinik war ein weitläufiges, dreistöckiges Gebäude im Hazienda-Stil. Das Grundstück wurde an zwei Seiten von ein paar Palmen begrenzt, und eine Rasenfläche fiel steil zur Straße ab. Wir stiegen aus dem Auto und gingen auf den Haupteingang zu. Die Tür stand offen. Wir traten in eine Vorhalle, in der mehrere hohe Kakteen standen. Links sahen wir einen Aufenthaltsraum mit Sesseln und Sofas, rechts lag eine große, offen angelegte Küche mit einem langen, durchgehenden Tisch in der Mitte. Am hinteren Ende der Vorhalle befand sich eine breite Holztreppe.
    Eine junge Frau in T-Shirt und ausgewaschener Jeans und mit langem, blondem Pferdeschwanz kam die Treppe herunter auf uns zu.
    «Hi. Kann ich Ihnen helfen?» Sie strich sich den Pony hinter das linke Ohr. Ich hätte wetten mögen, dass die Veteranen bei dem Anblick dahinschmolzen.
    «Wir möchten gern Matthew Frye sprechen.»
    Sie drehte sich um und rief die Treppe hinauf.
    «Matt? Hier sind ein paar Herren, die dich sprechen möchten.»
    Als sie sich wieder uns zuwandte, sah ich den Glanz in ihren Augen. Keine Frage: Sie und Matthew waren ein Paar.
    «Geht es um Donaldson?», fragte sie.
    «Nein, warum?»
    Sie zuckte die Schultern. «Einer unserer Patienten. Er verklagt die Army auf Schadensersatz. Hat in Afghanistan einen Arm verloren, ist von Schmerzmitteln abhängig geworden, und als die es nicht brachten, hat er zu Heroin gegriffen. Als er bei einem Pflicht-Drogentest aufflog, wurde er gefeuert. Hat drei Jahre lang nicht gearbeitet. Jetzt ist er seit drei Monaten hier und seit sechs Wochen clean.»
    Diese Geschichte würde Pennebakers Haltung garantiert in keiner Weise ändern. Sofern Frye tatsächlich Pennebaker war. Sucht man sich über kurz oder lang nicht immer die Umgebung aus, die die eigenen Überzeugungen widerspiegelt?
    Unser Gespräch wurde durch einen hochgewachsenen, drahtigen Mann unterbrochen, der die Treppe herunterkam.
    «Sind Sie vom Military Review Board?», fragte er verächtlich. «Wundert mich nicht, dass Sie nicht in Uniform erschienen sind. Wahrscheinlich haben Sie in Ihrem Leben keinen einzigen Kampfeinsatz mitgemacht.»
    Er blieb vor uns stehen. Die Ähnlichkeit mit dem Foto von Frye war verblüffend. Aber es handelte sich definitiv um Pennebaker.
    Munro konnte diese Bemerkung nicht auf sich sitzenlassen. «Wir haben schon reichlich Einsätze mitgemacht. Nur nicht im Kampfanzug.»
    Pennebaker musterte uns beide eingehender. Ich sah, wie sich seine Haltung änderte. Er schien abzuschätzen, ob er es nötigenfalls mit uns beiden aufnehmen könnte.
    Munro ging ein paar Schritte auf die Tür zu, falls Pennebaker versuchen sollte zu flüchten.
    Der Agent, der uns hergefahren hatte, sicherte bereits den Rückzug. Und der Wagen vom FBI stand ein paar hundert Meter entfernt an der Straße.
    Einen Moment lang wippte Pennebaker auf den Fußballen und spannte sich an – die instinktive Reaktion eines Soldaten –, dann wurde seine Körperhaltung locker, und er neigte den Kopf zur Seite.
    «Sie wissen, wer ich bin. Glückwunsch.»
    Ich ging zum Aufenthaltsraum hinüber, nahm Platz und winkte Pennebaker zu mir. «Kommen Sie, setzen Sie sich. Wir müssen reden. Es geht um den Club.»
    Er atmete tief durch, dann folgte er spürbar verärgert meiner Anweisung, zog sich einen Stuhl heran und setzte sich mir gegenüber. Munro kam dazu, blieb jedoch stehen.
    «Ich habe nichts dazu zu sagen. Ich bin da schon seit Jahren raus. Schluss, aus.»
    Ihm waren weder Schuld noch Paranoia oder Wut anzumerken. Er sprach ruhig und selbstsicher. Der Weg, den Pennebaker eingeschlagen hatte, schien potenziell selbstzerstörerische Gefühle in Sicherheit und ein starkes Selbstwertgefühl umgewandelt zu haben.
    «Ich weiß nicht, weshalb ich überhaupt mit Ihnen reden sollte.»
    Es lag mir auf der Zunge anzumerken, dass meines Wissens Identitätstäuschung immerhin eine Straftat war und wir ihm deshalb das Leben schwer machen konnten. Stattdessen zog ich mein Handy hervor und zeigte ihm ein Foto seines verstümmelten ehemaligen Kampfgefährten.
    «Ich denke, Walker hätte nichts dagegen, wenn Sie mit uns reden.»
    Pennebaker betrachtete das Foto, ohne eine Miene zu verziehen. Offenbar war auch sein Magen

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