Memoria
schwanger wurde, haben Marty und ich einmal darüber gesprochen, was wir täten, wenn uns der Boden zu heiß würde. Wenn wir verschwinden müssten. Ich dachte an das Baby und machte mir Sorgen um das Leben, das Marty führte. Und da hat er mir von diesem Typen bei den Marines erzählt, den Gary kannte. Der unglaublich gut Ausweise fälschen konnte. Marty sagte, wir würden uns an ihn wenden und dann über die Grenze gehen. Vielleicht hat Gary das getan. Vielleicht hat er sich von dem Typen eine neue Identität verschaffen lassen, um von vorn anzufangen.»
Ich wechselte einen raschen Blick mit Munro. Das konnte ein Ansatz sein.
«Hat er erwähnt, wie der Mann hieß?»
Dani schüttelte den Kopf. «Nein. Oder jedenfalls kann ich mich nicht erinnern. Tut mir leid.»
Wieder eine Sackgasse. Kaum dass man Hoffnung schöpfte …
«Wenn Sie ihn finden», fügte sie hinzu, «grüßen Sie ihn von mir. Sagen Sie ihm, ich denke, es wäre gut für Naomi, ihren Onkel kennenzulernen.»
Damit stand Dani auf, strich ihren Blazer glatt und wandte sich zum Gehen. Nach zwei Schritten drehte sie sich noch einmal um.
«Aber denken Sie dran, er will wahrscheinlich noch weniger gefunden werden als ich.»
Dann ging sie zum Aufzug und verschwand.
Ich rief Villaverde an und berichtete, was wir erfahren hatten. Er musste nach Marines aus Walkers und Pennebakers Zeit forschen, die wegen Betrugs gesessen hatten oder vor ihrem Eintritt in die Truppe vorbestraft waren. Und ich hatte noch eine Idee. Etwas Konkretes. Etwas, das zu der Einstellung der beiden Biker gegenüber dem Militär gepasst hätte. Es war eine gewagte Spekulation, aber im Augenblick mussten wir alle Möglichkeiten ausschöpfen.
«Suchen Sie auch nach Soldaten aus den letzten zehn Jahren, die nach einem Kampfeinsatz als vermisst galten, aber später wieder aufgetaucht sind. Fangen Sie mit Camp Pendleton an und weiten Sie die Suche dann aus.»
Villaverde begriff sofort, worauf ich hinauswollte. «Sie meinen, Pennebaker hat nach seiner Haftentlassung die Identität eines vermissten Soldaten angenommen?»
«Ja. Wahrscheinlich die von jemandem ohne lebende Angehörige. Ich habe den Eindruck, dieser geläuterte Pennebaker hätte nicht der Familie eines Soldaten Leid zufügen wollen, aber er hätte keine Skrupel gehabt, den Staat zu täuschen.»
«Ich setze sofort meine Jungs drauf an. Kommen Sie jetzt hierher zurück?»
Ich antwortete, wir kämen auf dem schnellsten Weg zurück an den Aero Drive.
Als wir wieder in seiner Dienststelle eintrafen, saß Villaverde mit zwei weiteren Agenten im großen Besprechungsraum. Sie gingen Unterlagen der Army durch. Ich schloss mich ihnen an, während Munro sich einen freien Schreibtisch suchte, um mit Corliss zu telefonieren.
Villaverde hatte das USACIDC , das United States Army Criminal Investigation Command, auf der Marine Corps Base Quantico kontaktiert und die benötigten Personalakten angefordert. Da sowohl das FBI als auch die DEA Auskunft verlangten – und überdies das Police Department und das Sheriff’s Office von San Diego nicht lockerließen, solange der Mörder von Deputy Fugate nicht gefasst war –, war er auf keinerlei Widerstand oder Verwaltungshürden gestoßen.
Es gab siebzehn Soldaten, die in unser Profil passten. Sie alle waren irgendwann in den vergangenen zehn Jahren als vermisst registriert, aber nur fünf von ihnen waren innerhalb der letzten zwei Jahre – das war unser Zeitfenster für Pennebaker – wieder aufgetaucht. Von den anderen zwölf waren neun mittlerweile als gefallen gemeldet, die übrigen drei galten noch immer als vermisst.
Wir suchten nach jemandem, der zwischen 1970 und 1985 geboren war und genügend Ähnlichkeit mit Pennebaker hatte, dass dieser sich für ihn ausgeben konnte. Ein Name stach hervor. Marine Sergeant Matthew Frye. Geboren 1982 , 2003 vermisst gemeldet. 2009 wieder in Erscheinung getreten. Hatte drei Termine zur psychologischen Beurteilung nicht wahrgenommen und war schließlich Anfang 2010 entlassen worden. Er hatte bei der Rückkehr noch seine Dienstmarke, und eine Schwester, seine einzige lebende Verwandte, hatte ihn identifiziert. Wenn man die Fotos nebeneinander betrachtete, hätten Frye und Pennebaker als Brüder durchgehen können, auch wenn der eine einen Schnurrbart trug und der andere nicht.
«Wo ist Frye jetzt?»
Einer der Junior Agents tippte etwas in sein Notebook und drehte es dann so, dass Villaverde auf dem Display lesen konnte.
«Seine
Weitere Kostenlose Bücher