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Memoria

Memoria

Titel: Memoria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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Selbst wenn Sie wollten.»
    «Das war nur eine Frage der Zeit. Darum habe ich ihnen nach meiner Entlassung den Rücken gekehrt.»
    «Das Warum verstehe ich. Nur das Wie ist mir nicht klar. Matthew Frye ist eine wasserdichte Identität. Wie haben Sie das bewerkstelligt?»
    «Als ich aus dem Gefängnis kam, musste ich einen neuen Anfang machen. Ich wollte die Vergangenheit hinter mir lassen. Mit einem neuen Namen ist so was möglich. Und da gab es eben jemanden, der mir einen Gefallen schuldete. Er hat es sogar fertiggebracht, mich identifizieren zu lassen. Hat eine Frau angeheuert, die Fryes Schwester spielen musste. Die richtige Schwester ist eine Hure auf Crack. Sie weiß nicht mal, welcher Tag ist, geschweige denn ob ihr Bruder noch lebt. Wenn ich sie zwingen könnte, sich hier behandeln zu lassen, würde ich es tun, aber sie will nicht weg von den Drogen. Das ist das Tödliche. Man muss clean werden
wollen,
selbst wenn man nicht dran glaubt, dass man es kann. Manche unserer Patienten werden rückfällig, aber die meisten schaffen es, acht von zehn. Kein staatliches Programm hat eine so gute Quote.»
    «Scheint, als wären Sie in Ihrem eigenen kleinen Krieg gegen die Drogen der Sieger.» Diesmal gab Munro sich keine Mühe, seinen Sarkasmus zu verhehlen.
    Pennebaker neigte den Kopf zur Seite. Sarkasmus beherrschte er auch.
    «Walker und ich, wir wurden in einen völlig irrsinnigen Krieg geschickt. Und dieser Krieg gegen die Drogen ist nicht weniger irrsinnig als der um Öl. Mit Kriminalisierung und Einsperren erreicht man gar nichts, aber niemand hat den Mumm, irgendwas zu ändern. Ein Viertel aller Gefängnisinsassen wurde wegen minder schwerer Drogendelikte verurteilt, aber das schert wohl niemanden, wie?»
    All diese Argumente waren mir nicht neu, aber dennoch wusste ich nichts zu erwidern. Das Ganze war eine moralische Zwickmühle, die einem wirklich Kopfschmerzen bereiten konnte. Unser bestehendes System funktionierte nicht, das wusste ich, und es wurde mir von Jahr zu Jahr klarer. Der sogenannte Krieg gegen die Drogen war nicht zu gewinnen. Dazu war die Nachfrage viel zu groß, und zu viele Leute verdienten leichtes Geld, indem sie diese Nachfrage bedienten. Ganz gleich, wie viele wir aus dem Verkehr zogen, es gab immer mehr als genug andere, die nur darauf warteten, ihren Platz einzunehmen. Die Bestie war unüberwindbar und übermächtig. Ich als ehemaliger Fußsoldat in diesem Krieg wusste das nur zu gut. Anscheinend hatten wir aus den Erfahrungen mit der Prohibition nichts gelernt. In diesen Krieg wurde heute mehr Geld denn je gesteckt, und dennoch stiegen die Produktion, der Verkauf und Konsum von Drogen wie Koks, Heroin und insbesondere Meth mit jedem Jahr weiter an. Ich kannte die Statistiken – die ungeschönten –, und die traurige Ironie war, dass der weltweite Krieg gegen die Drogen – wie ich diesen Ausdruck hasste – inzwischen mehr Schaden anrichtete als der Drogenmissbrauch selbst. Wir hatten nichts weiter erreicht, als einen riesigen internationalen Schwarzmarkt zu schaffen, ganzen Heerscharen organisierter Krimineller zur Macht zu verhelfen, die Gewalt im eigenen Land anzuheizen, ein paar andere Länder in den Ruin zu treiben und das Leben zahlloser harmloser Konsumenten zu zerstören. Nicht dass ich gewollt hätte, dass alle Leute ungehindert konsumierten und sich mit Heroin, Crack oder Meth ihr Leben kaputt machten. Aber andererseits war das Leid, das durch Alkohol oder legale Betäubungsmittel entstand, auch nicht viel geringer. Irgendjemand musste doch mal laut aussprechen, dass diese Verbotspolitik zu nichts führte. Jemand musste das Tabu brechen, das Thema entschlossen auf den Tisch bringen und eine offene, rationale, vorurteilsfreie Diskussion über alternative Herangehensweisen anstoßen. Allerdings hatte ich wenig Hoffnung, dass das in naher Zukunft geschehen würde. In der Geschichte sind die, die eine Niederlage eingestanden, noch nie gut weggekommen, selbst wenn der Krieg in Wirklichkeit längst verloren war.
    Pennebaker schnaubte verächtlich und hob resigniert die Hände.
    «Wir hatten hier mal eine Frau, die sechs Jahre im Gefängnis gesessen hatte, weil sie für dreißig Dollar Gras verkauft hat. Ihre Kinder wurden ihr weggenommen, und sie ist, sobald sie wieder frei war, auf Meth gekommen. Das war ihre Art auszusteigen. Ein Punkt für das System, wie? Inzwischen gesteht selbst die UN -Kommission für Drogenpolitik ein, dass das völlige Verbot ein Fehlschlag war, und

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