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Memoria

Memoria

Titel: Memoria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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instinktiv ihre Umgebung.
    Reilly kam ohne Umschweife auf den Punkt: «Sie müssen Alex und Tess da rausbringen, ohne sie zu ängstigen. David organisiert einen sicheren Unterschlupf.»
    Jules lief es eiskalt den Rücken hinunter. «Warum, was ist passiert?»
    «Sie haben es auf mich abgesehen. Darum waren sie hinter Michelle und Alex her. Sie wollten sie benutzen, um an mich heranzukommen. Das bedeutet, Alex ist noch immer in Gefahr. Und Tess auch.»
    Jules hörte zu, während Reilly ihr rasch die Hintergründe erklärte, die Ereignisse in Mexiko vor fünf Jahren, Raoul Navarro. Als er den Namen aussprach, hörte sie eine Mischung aus Frustration und schlecht verhohlenem Unbehagen heraus, was ihre eigenen bösen Ahnungen verstärkte. In der kurzen Zeit, seit sie Reilly kannte, hatte er sie mit seinem klaren Denken und entschlossenen Handeln beeindruckt, vielleicht hatte sie sich sogar zu einer unvernünftigen kleinen Schwärmerei hinreißen lassen. Dass er jetzt so aufgewühlt klang, verunsicherte sie zutiefst.
    Er teilte ihr auch mit, dass die Gangster, die die Eagles ausgelöscht hatten, wahrscheinlich Ex-Militärs waren, das sei Navarros Modus Operandi.
    Als er endlich eine Pause machte, um Luft zu holen, fragte sie: «Soll ich Verstärkung anfordern?»
    Reilly zögerte, ehe er erwiderte: «Nein, das ist vorerst nicht nötig. Ich will nicht, dass Alex sich noch mehr ängstigt, als ohnehin schon. Fahren Sie einfach nur mit den beiden zum Hotel zurück und packen Sie Ihre Sachen. Ich komme sofort zurück nach San Diego.»
    «Verstanden.»
    Sie beendete das Gespräch und zog sich unauffällig hinter ein tief hängendes Flugzeug zurück, um mit einem schnellen Rundumblick den Museumsraum zu überschauen. Zuerst fiel ihr nichts Verdächtiges auf, dann bemerkte sie wieder den Latino. Er stand dicht beim Eingang zum Hauptpavillon, doch diesmal sah sie neben ihm einen zweiten Mann, der ebenfalls das Kabel einer Freisprecheinrichtung am Ohr hatte. Er hielt irgendein Gerät in der Hand, und beide schauten aufmerksam auf das Display. Dann sah einer von ihnen in Jules’ Richtung, wies mit einer unauffälligen Kopfbewegung zum Vorführraum hinüber – und in diesem Moment sah sie es. Eine kleine Ausbeulung unter seiner Windjacke. Offenbar trug er eine Pistole in einem Unterarmhalfter.
    Ihre Nackenhaare sträubten sich.
    Jules behielt die Männer jetzt fest im Blick, doch die beiden rührten sich nicht von der Stelle. Sie schauten geradeaus an ihr vorbei und schienen sie nicht zu bemerkten. In Sekundenschnelle überschlug sie die Lage, wie es ihr antrainiert war, und sie ging im Geiste die verschiedenen Möglichkeiten durch. Im besten Fall spielten die Männer Angry Birds oder riefen Sportergebnisse ab. Im schlechtesten Fall hatten sie feindliche Absichten. Aus ihren Blicken und ihrer Körpersprache schloss sie auf Letzteres.
    Was bedeutete, dass sie Alex und Tess verfolgten.
    Und das wiederum musste heißen, dass sie sie irgendwie per GPS orten konnten, wahrscheinlich über Tess’ Handy.
    Aber wenn es so war, schienen sie im Augenblick keinen Zugriff zu planen, sondern warteten ab, bis Tess und Alex wieder herauskamen, um sie auf freier Fläche anzugreifen oder später im Wagen, während der Fahrt.
    Verdammt.
    Jules konnte nicht wissen, mit wie vielen Gegnern sie es zu tun hatte, aber ihr war klar, dass sie eine Schießerei an einem belebten öffentlichen Ort unbedingt vermeiden musste. Die jüngsten Vorfälle hatten gezeigt, dass dieser Raoul Navarro keine Skrupel hatte, unschuldige Leben zu opfern, sondern entschlossen war, mit allen Mitteln an Reilly heranzukommen, auch über die Leichen von Frauen und Kindern.
    Sie suchte fieberhaft nach einer Lösung, bis ihr plötzlich eine Idee kam: Wenn es sich tatsächlich um das Überfallkommando eines Kartells handelte, konnte sie die GPS -Ortung gegen sie einsetzen. Vielleicht würde es ihr so gelingen, Tess und Alex in Sicherheit zu bringen, ohne dass dabei irgendjemand zu Schaden kam. Jules fragte sich nur, ob sie Reilly zurückrufen sollte – als Agent wollte er sicher auf dem Laufenden gehalten werden, aber als Vater war eine detaillierte Berichterstattung das Letzte, was er brauchen konnte. Villaverde hatte sie bereits am Vortag zur Seite genommen, um ihr zu sagen, Reilly stecke zwar mitten im Geschehen, aber sie müssten aufpassen, dass seine persönliche Verstrickung in diesen Fall nicht zum Problem wurde, nicht zuletzt für Reilly selbst. Ihre Priorität lag auf

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