Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Memoria

Memoria

Titel: Memoria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
Vom Netzwerk:
wiederherstellen. Solche Sicherheitsvorkehrungen waren eigentlich nicht überraschend, wenn man bedachte, dass diese Chemiker oft an neuen Substanzen arbeiteten, die Milliarden Dollar wert waren, aber für uns war es ein schwerer Rückschlag.
    «Aber nach dem Überfall auf Corliss haben Sie und Ihre Leute mit allen Mitteln Jagd auf Navarro gemacht», sagte ich. «Konnten Sie da nichts sicherstellen?»
    «Navarro hatte den Stoff doch selbst nicht, Mann. Was denken Sie denn, warum er Corliss überfallen hat? Die Formel für diese Droge ist mit McKinnon gestorben. Darüber ist Navarro ausgerastet. Darum ist er zum Berserker geworden und über Corliss hergefallen, obwohl ihm klar sein musste, dass die DEA ihm dafür die Hölle heißmachen und seine Killer ganz oben auf die Fahndungsliste setzen würde.»
    Die ganze Sache wurde immer klarer, zugleich spürte ich aber, dass es noch etwas anderes Wichtiges gab, das aus den tiefsten Winkeln meiner Überlegungen an die Oberfläche drängte.
    «Okay, die Formel ist also verloren, aber die denken, wir hätten sie», stellte ich fest. «Irgendjemand muss es denken. Darum hat Navarro damals Corliss überfallen. Darum hat derjenige, der hinter dieser ganzen Sache steckt, die Biker darauf angesetzt, die Wissenschaftler zu entführen. Und das muss auch der Grund sein, warum sie Michelle wollten.»
    «Aber Michelle gehörte nicht zu unserer Task-Force», wandte Munro ein. «Sie hatte mit unserem Einsatz in Navarros Labor nichts zu tun.»
    «Nein», erwiderte ich, «aber ich.»
    Die Erkenntnis fuhr mir wie eine Bombe in die Eingeweide und zerriss mich von innen.
    «Es ging denen gar nicht um sie.» In meinem Kopf fügten sich die Puzzleteile mit gnadenloser Klarheit zusammen. «Sie waren auf mich aus. Darum die Anschläge auf Michelle. Sie wussten, dass ich derjenige bin, der McKinnon erschossen hat. Sie müssen denken, ich wüsste etwas.»
    Ich sah noch einmal vor mir, wie Michelle angeschossen wurde, wie sie mich anblickte, schon vom Tod gezeichnet, wie sie auf dem Gehweg lag und das Leben aus ihr heraussickerte; ich hörte wieder, wie sie kraftlos ihre letzten Worte heraushauchte. Am liebsten hätte ich mich umgebracht.
    Sie hatten es die ganze Zeit auf mich abgesehen.
    Sie hatten die Anschläge auf Michelle verübt, um an mich heranzukommen.
    Meinetwegen war sie gestorben.
    Das Blut strömte wie Säure durch meine Adern und zerfraß mich. Sie hatten sich wohl an Michelle gehalten, weil sie nichts von Tess wussten. Oder vielleicht war New York zu weit außerhalb ihrer Reichweite, also mussten sie mich hierherlocken, in ihr Revier, nur einen Katzensprung von der Grenze entfernt.
    Und als hätte das nicht genügt, wurde mir noch etwas klar.
    Alex.
    «Sie hatten es nicht nur auf Michelle abgesehen», stieß ich mit zugeschnürter Kehle hervor. «Auch auf Alex. Sie müssen gewusst haben, dass er mein Sohn ist. Darum die Überfälle. Um ihn zu entführen und als Druckmittel gegen mich zu benutzen. Um an mich heranzukommen.» Das musste der Grund sein, weshalb sie mich noch immer verfolgten. Nicht weil sie nicht wussten, dass Michelle tot war. Sondern weil es eigentlich um mich ging. Sie wollten etwas von mir, und sie wollten Alex benutzen, um es zu bekommen, was immer es sein mochte.
    Was bedeutete, dass Alex noch immer in Gefahr schwebte.
    Und Tess ebenfalls.
    All das wurde mir mit einem Schlag klar. Wie benommen zog ich mein Handy hervor und drückte die Speichertaste für Jules’ Nummer.

Kapitel 43
    «Wow, guckt mal, das da», kreischte Alex und zeigte begeistert auf eins der Flugzeuge vor dem Museum.
    Sie standen unter dem Lockhead Blackbird, der sie auf seinen drei Metallstützen hoch überragte.
    «Das hier ist das schnellste. Es ist wie eine Rakete.» Alex bestaunte das windschnittige schwarze Spionageflugzeug, das einmal von den Salzseen der Area 51 in Nevada zu seinem Jungfernflug gestartet war. Der Junge war ganz aus dem Häuschen und schaute immer wieder zwischen dem Blackbird und dem kleineren Convair Sea Dart auf der anderen Seite des Eingangs hin und her.
    Jules erkannte die Freude in Tess’ Gesicht, als sie beide zusahen, wie Alex herumlief, und musste selbst lächeln. Sie wusste, was Tess empfand. Alex nach allem, was er durchgemacht hatte, so glücklich zu sehen, und wenn es nur für einen flüchtigen Moment war, wirkte so herzerwärmend und stimulierend wie ein Glas guter gereifter Single Malt.
    Tess warf einen Blick zu Jules und lächelte sie voller Dankbarkeit an,

Weitere Kostenlose Bücher