Memoria
seine Augen schmal wurden, wie er stutzte und sich etwas zwischen Belustigung und Unglauben auf seinem Gesicht abzeichnete. Einen Sekundenbruchteil später warf sie sich gegen ihn, den rechten Arm dicht vor dem Körper angewinkelt, sodass der Mann rückwärts gegen den Wagen gerammt wurde, ihm die Luft ausging und drei Rippen brachen. Mit dem restlichen Schwung stieß Jules ihn zu Boden.
Sie stürzte sich auf ihn. Während sie ihre Handschellen hervorzerrte, versuchte sie, den Mann am Boden zu halten, doch er war zu stark. Er wehrte ihren Arm ab und packte sie an der Schulter, dann drehte er sich und stieß sie mit Wucht gegen die Wagentür. Jules schlug mit dem Kopf so heftig gegen das Blech, dass sie für einen Moment nur noch verschwommen sah. Ihr Blick wurde gerade rechtzeitig wieder klar, um das unverkennbare Aufblitzen von Stahl auszumachen, als der Killer ein gefährlich aussehendes Stilett aus dem linken Stiefel zog.
Wieder stürzte sie sich auf ihn und packte mit der Linken das rechte Handgelenk des Gegners, während sie ihm den Handballen ihrer Rechten mit aller Kraft gegen die Nase rammte. Er stöhnte vor Schmerz auf, und für einen Moment sank die Hand mit dem Messer nach unten, doch dann richtete er es direkt auf ihren Bauch. Er war stärker als gedacht, und Jules war klar, dass jetzt ihre letzte Chance kam, mit ihm fertigzuwerden.
Sie trat nach dem Arm mit der Waffe, warf sich darauf und schmetterte ihn mit beiden Händen auf den Asphalt, aber der Gangster hielt das Messer fest umklammert. Er riss das rechte Knie hoch und traf Jules mit voller Wucht in die Nieren. Der Stoß warf sie zur Seite, aber während sie sich auf dem Boden abrollte, hielt sie sein rechtes Handgelenk noch immer mit beiden Händen umklammert. Der Gegner folgte ihrer Bewegung und versuchte, sie mit seinem Gewicht niederzudrücken, doch Jules nahm ein letztes Mal alle Kraft zusammen, drehte seinen Arm herum und warf sich mit Schwung dagegen, um ihm die Waffe in den Bauch zu rammen.
Er riss die Augen auf und rang nach Luft, während Jules ihn über sich hinwegdrehte, sodass er flach auf dem Rücken landete. Um kein weiteres Risiko einzugehen, zog sie ihre Glock und versetzte ihm damit einen kräftigen Schlag gegen die Schläfe. Er war auf der Stelle bewusstlos. Sie klopfte ihn ab, steckte sein Handy und seine Pistole aus Edelstahl ein und legte ihm dann zur Sicherheit Handschellen an. Als sie wieder auf die Beine kam, sah sie, wie einige Touristen sie anstarrten, manche entsetzt, andere mit einem Ausdruck, der besagte
Bravo, Mädchen.
« FBI », rief sie und hielt ihre Dienstmarke hoch. «Halten Sie Abstand. Dieser Mann ist gefährlich.» Sie zog ihr Handy hervor, meldete den Vorfall und bat den Kollegen in der Leitstelle, die örtliche Polizei zu verständigen – sie sollten so viele Uniformierte wie möglich schicken.
Ihr ganzer Körper kribbelte vor Anspannung. Tess und Alex schwebten in großer Gefahr. Zwar konnte sie nicht wissen, ob der Mann, den sie soeben unschädlich gemacht hatte, seinen
compadres
schon etwas mitgeteilt hatte, aber sie musste davon ausgehen, dass die inzwischen Verdacht geschöpft hatten und ahnten, dass Tess und Alex sich eher in der Nähe von Jules’ jetzigem Standort befanden. Sie rannte los in Richtung ihres Wagens, als sie aus dem Augenwinkel sah, wie die beiden Verfolger vom nördlichen Ende her auf den Parkplatz kamen. Sie hatten Jules noch nicht bemerkt, aber sie wussten, wo ihr Komplize war, und würden sehr bald bei ihm sein. Jules sprintete weiter. Sie entdeckte ihren Wagen am gegenüberliegenden Ende des Parkplatzes, dicht bei der Ausfahrt.
Jules rannte, so schnell sie konnte, bahnte sich einen Weg durch das Getümmel, um den Wagen zu erreichen, bevor die Männer sie entdeckten. Sie lief am südlichen Rand des Parkplatzes entlang, nicht ohne alle paar Sekunden einen Blick über die Schulter zu werfen – dann sah sie, dass einer der Killer sie bemerkt hatte und seinen Kumpel auf sie aufmerksam machte.
Die beiden Männer rannten los, quer über den Parkplatz, um ihr den Weg abzuschneiden.
Noch während sie ihre Pistole zog, wurden bereits mehrere Salven auf sie abgefeuert. Die Kugeln pfiffen ihr um die Ohren. Ein paar Kinder, die gerade wieder in die Autos ihrer Familien kletterten, fingen an zu schreien, als in ihrer Nähe eine Windschutzscheibe zerbarst, und schon brach auf dem gesamten Gelände Panik aus, Menschen schrien und suchten Deckung. Jules zielte und versuchte gerade, den
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