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Memoria

Memoria

Titel: Memoria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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mehr preiszugeben. Darum hat er seinen Notruf abgesetzt. Und darum hat er keine Aufzeichnungen darüber hinterlassen. Wenigstens haben wir nie welche gefunden.»
    Villaverde nickte nachdenklich. «Und jetzt ist also ein weiterer Akteur auf den Plan getreten, der darauf aus ist – der Auftraggeber der Biker.» Er wandte sich an mich. «Warum gerade Sie? Was denken die, was Sie ihnen geben könnten?»
    Ich erwiderte: «Ich habe keine Ahnung. Aber sie müssen wissen, dass ich dort war» – ich wandte mich Munro zu –, «dass
wir
dort waren, und vielleicht denken sie, ich hätte McKinnons Aufzeichnungen gefunden und hätte sie noch immer.» Ich sah Munro an. Etwas war mir nicht klar. «Sie waren auch dort. Warum haben die es auf mich abgesehen und nicht auf Sie?»
    Er zuckte lässig die Schultern. «Keine Ahnung.»
    Wie auch immer, jedenfalls mussten wir herausfinden, mit wem wir es zu tun hatten, wenn nicht Tess und Alex – und vielleicht auch ich – den Rest unseres Lebens im Elfenbeinturm irgendeines Zeugenschutzprogramms eingeschlossen sein wollten. Und etwas an ebendieser Frage bereitete mir Kopfzerbrechen.
    Ich wandte mich erneut an Munro.
    «Was wissen Sie über Navarros Tod?»
    Die Andeutung eines wissenden Grinsens auf seinem Gesicht verriet mir, dass er genau wusste, worauf ich hinauswollte.
    «Ich kann Ihnen nicht hundertprozentig versichern, dass der Dreckskerl tot ist, falls es das ist, was Sie meinen.»
    Es durchfuhr mich wie ein elektrischer Schlag. «Genau das meine ich.»
    Wieder ein Schulterzucken. «Wie Sie ja wissen, waren wir hinter ihm her. Die DEA nimmt einen Anschlag auf einen ihrer Agenten nicht auf die leichte Schulter, erst recht nicht, wenn so ein kokainwütiger
maricón
jemanden wie Hank Corliss überfällt.»
    Das musste jedem Drogenboss klar sein, auch Navarro. Es war in Stein gemeißelt, seit damals Mitte der Achtziger in Mexiko Enrique Camarena entführt und zu Tode gefoltert worden war. Die DEA hatte alles darangesetzt, seine Mörder zu bestrafen. Da es schwierig war, die Auslieferung aus Mexiko zu erwirken, hatten amerikanische Agenten sogar Verdächtige gekidnappt und in die USA geschmuggelt, um sie dort vor Gericht zu stellen. Und trotzdem hatte Navarro persönlich an Corliss Rache geübt, dreist und in aller Offenheit.
    Ein schlechter Schachzug.
    Buchstäblich ein wahnsinniger Schachzug.
    «Die Drogenbosse sind uns zuvorgekommen», fuhr Munro fort. «Durch Navarro waren sie alle so sehr unter Druck geraten, dass sie beschlossen, es sei in ihrem eigenen Interesse, die Hexenjagd zu beenden. Aber sie waren nicht bereit, ihn uns lebend auszuliefern; er wusste zu viel. Also luden sie ihn zu einer kleinen Unterhaltung ein. Aber er ist nicht darauf hereingefallen.»
    «Und dann haben sie ihn mit einer Autobombe getötet», unterbrach ich ihn. Ich erinnerte mich, einen Bericht darüber gelesen zu haben, der in den verschiedenen Behörden in Umlauf war. «War der rechtsmedizinische Befund hieb- und stichfest?»
    «Ich bitte Sie. Sie wissen doch selbst, womit wir es hier zu tun haben. Mexiko.» Er dehnte die Silben mit unverhohlenem Sarkasmus –
Mee-chie-koh.
«Aber wir haben getan, was wir konnten. Unsere eigenen Jungs haben DNA -Tests durchgeführt und die richtigen Fragen gestellt. Und sie sind zu dem Schluss gekommen, dass er es war.»
    «Aber auf welcher Grundlage?»
    «Was immer verfügbar war. Sachen, die wir in seinem Haus gefunden haben – seine Zahnbürste, Haare, Spuren von seinem Bettlaken. Größe, Gewicht.»
    «Fingerabdrücke?»
    «Ja, sie stimmten sowohl mit denen in seinem Haus überein, als auch mit denen in der Akte der
federales,
die ihn früh in seiner Laufbahn einmal festgenommen hatten.»
    Keiner dieser Beweise war fälschungssicher. Wenn er über das nötige Geld und entsprechende Kontakte verfügte – und davon war bei jemandem in seiner Position auszugehen –, konnte Navarro das Ganze inszeniert haben.
    Genau dahin ging mein Verdacht.
    Es gab keine Möglichkeit, Gewissheit zu erlangen. Jedenfalls noch nicht.
    So oder so spielte es im Grunde keine Rolle. Ob es nun Navarro selbst war oder einer seiner Gefolgsleute, entscheidend war, dass derjenige hinter etwas her war, wovon er glaubte, ich hätte es. Aufgrund eines Fehlers, eines Fehlurteils, das mir unterlaufen war – oder weniger beschönigend ausgedrückt, eines Verbrechens, das ich begangen hatte –, damals vor fünf Jahren. Alles im Leben rächt sich, nicht wahr? Den Spruch hatte ich

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