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Memoria

Memoria

Titel: Memoria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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selbst versucht, es in die Hände zu bekommen. Einer seiner Gefolgsmänner, der nach seinem Tod in der Rangordnung aufgestiegen ist.»
    So lief es da unten. Immer wenn einer der obersten Gangsterbosse inhaftiert oder getötet wurde, brach unter seinen Gefolgsleuten ein regelrechter Krieg um die Nachfolge aus, während sie zugleich kämpfen mussten, um Übernahmeversuche durch andere Kartelle abzuwehren. Die Spirale der Gewalt schraubte sich weiter hoch, und oft war das Ergebnis schlimmer als der Zustand davor. So oder so schien es, als hätten wir nichts zu gewinnen.
    Von den Killern würden wir nichts erfahren. Derjenige, dem Jules das Messer in den Bauch gerammt hatte, erreichte das Krankenhaus nicht lebend. Die anderen zwei waren in der Menge untergetaucht.
    «Was ist das überhaupt für eine Droge?», fragte Villaverde. «Was ist so Besonderes daran?»
    «Wir wissen es nicht», antwortete Munro. «Wir wissen nur, dass es sich um ein hochwirksames Halluzinogen handelt, das McKinnon bei irgendeinem gottlosen Eingeborenenstamm im finstersten Urwald entdeckt hat.»
    Ich erinnerte mich an die Aufzeichnung von McKinnons Notruf. Er war ganz überraschend gekommen, von einem Handy, das zu ihm hereingeschmuggelt worden war.
    Seine Botschaft war kurz, chaotisch und eindringlich gewesen.
    Er nannte seinen Namen und sagte, er sei vor mehreren Monaten von bewaffneten Banditen entführt worden, als er in den Regenwäldern unten im Süden, in der Gegend von Chiapas, nach bisher unentdeckten Tier- und Pflanzenstoffen forschte. Die
banditos
hatten ursprünglich geglaubt, sie könnten von einem großen Pharmakonzern Lösegeld für ihn erpressen, ein verbreitetes Berufsrisiko für Forscher, die in entlegenen Gegenden jenes Erdteils arbeiteten. Als sich herausstellte, dass McKinnon ausschließlich in eigener Sache forschte, überlegten sie, ihn zu töten, ehe ihnen eine andere Möglichkeit einfiel, ihren Fang doch noch zu Geld zu machen. Sie boten ihn Navarro an, weil sie dachten, El Brujo sei vielleicht an den Fähigkeiten des entführten Chemikers interessiert.
    Sie ahnten gar nicht, wie sehr.
    In dem verzweifelten Versuch, das eigene Leben zu retten, hatte McKinnon den Fehler begangen, Navarro von etwas zu erzählen, das er entdeckt hatte. Etwas, wonach er seit Jahren gesucht hatte, etwas, womit der Schamane eines kleinen, isoliert lebenden Stammes tief im Regenwald ihn bekannt gemacht hatte. Es handelte sich um ein hochpotentes Halluzinogen, das, wie er sagte, mit keiner anderen Substanz vergleichbar war. Navarro probierte es aus, war begeistert und wurde besessen davon.
    «McKinnon wollte nicht mit Einzelheiten herausrücken», berichtete Munro, an Villaverde gewandt. «Man musste ihm jede Kleinigkeit aus der Nase ziehen. Er sagte, es sei ein Alkaloid mit absolut unwiderstehlicher Wirkung, und beschrieb es als ‹
ayahuasca
auf Speed›. Aber Navarro hatte ein Problem. Wie bei den meisten Halluzinogenen, die diese Eingeborenenstämme kannten, gestaltete sich die Einnahme so, als würde man Schlamm trinken. Buchstäblich. Es war ein grässliches, zähflüssiges Gebräu, das wie Scheiße schmeckte und wovon man sich tagelang die Seele aus dem Leib kotzte. Niemand hätte es versuchen wollen. Navarro verlangte, dass McKinnon seine Entdeckung in die Form einer praktischen Pille brachte, die keine der schlimmen Nebenwirkungen hatte. Wenn es erst einmal in Tablettenform vorlag, konnte Navarro es leicht mit Chemikalien versetzen, die eine starke Abhängigkeit erzeugten. Er drohte, anderenfalls McKinnon langsam und qualvoll zu töten; wir wussten, wie überzeugend er in dieser Hinsicht sein konnte. Also machte McKinnon sich an die Arbeit. Und es gelang ihm. Er sagte zu uns, er habe herausgefunden, wie er es in Tablettenform synthetisieren konnte, aber er hatte Navarro nichts davon gesagt – noch nicht. Er wusste nicht, wie lange er seine Entdeckung noch geheim halten konnte. Wir stellten Nachforschungen über McKinnon an und stellten fest, dass seine Geschichte glaubhaft war. Er hatte das entsprechende Profil und besaß die nötigen Kenntnisse und Fähigkeiten, um so etwas zu entwickeln. Also mussten wir etwas unternehmen. Wir durften es nicht so weit kommen lassen, dass diese Droge in Umlauf kam. Darum mussten wir ihn da rausholen.»
    Oder töten,
ergänzte ich im Stillen.
    «Aber Sie wissen nicht, wie diese Droge wirkt?», bohrte Villaverde nach.
    «Das wollte McKinnon nicht sagen. Ich schätze, er hielt es für zu gefährlich, noch

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