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Men in Black II

Titel: Men in Black II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther M. Friesner
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lässt. Die Anatomie dürfte den einen an einen zehnarmigen Kraken, den anderen an eine Spinne erinnern, während wieder andere an ein arg ausgelaugtes Kaugummi und eine ganz besondere Minderheit an den Moderator einer Quizshow im Fernsehen denken würden. Zu allem Überfluss war er nicht nur eine Handbreit größer als ein Hausschwein, sondern größer als die meisten Einfamilienhäuser.
    Seine Tentakel hingen schlaff herab, und die vielen Körperöffnungen waren im Tod geschlossen und nutzlos, welchem Zweck sie auch zu Lebzeiten gedient haben mochten. Der Rollwagen musste über eine modifizierte Antigravitationsvorrichtung verfügen, zumindest aber über eine verdammt gute Radaufhängung, denn den Agenten, die ihn schoben, war die Anstrengung kaum anzusehen.
    Jay beäugte die ganze Angelegenheit noch einmal misstrauisch und verzog das Gesicht.
    »Könnte mir bitte irgendjemand erklären, wer auf die glorreiche Idee verfallen ist, einen toten Tricrainaslophen durch die Passkontrolle zu lassen?«, erkundigte er sich im Tonfall eines Mannes, der wissen wollte, warum in Dreiteufelsnamen im Frühstücksraum keine Donuts mehr übrig waren, abgesehen von diesen widerlichen Kokosteilen.
    Ein paar andere MIB-Agenten schoben einen Leichtbaugitterwagen vorbei. Hinter dem glänzenden Gitter stand ein alter Mann. Obwohl er beinahe zweieinhalb Meter groß war, sah er nicht gefährlich aus. Andererseits wusste jeder einigermaßen erfahrene Angehörige der Men in Black, dass das Aussehen nicht zählte.
    »Jarra«, grüßte Jay. »Lange her.«
    »Fünf Jahre und zweiundvierzig Tage, dank Ihnen«, zischte der Alte. »Man zählt die Tage, wenn man eingesperrt wird wie ein Primat.«
    »Du hättest eben unser Ozon nicht absaugen sollen, nur um es dann auf dem Schwarzmarkt zu verhökern«, gab Jay zurück.
    »Sonnenbaden ist so oder so idiotisch«, konterte Jarra. »Warum will bloß jeder braun sein?« Seine Augen zogen sich zu argwöhnischen Schlitzen zusammen. Wie die meisten Missetäter war auch er überzeugt, der Rest des Universums wäre genauso wenig vertrauenswürdig wie er selbst. »Vielleicht habe ich schon zu viel gesagt«, schloss er.
    »Was hat er hier zu suchen?«, fragte Jay einen der beiden Agenten, die Jarra begleiteten.
    »Wir bringen ihn in den Hochsicherheitstrakt«, antwortete der Mann, ein junger Bursche und offensichtlich ein blutiger Anfänger. »Er hat sich mit den anderen Insassen nicht besonders gut vertragen. Hat zwei Plasmakäfer von Andromeda umgebracht.«
    »›Umbringen‹ ist ein hässlicher Ausdruck«, verkündete Jarra mit einem nicht minder hässlichen Lächeln auf den Lippen.
    Jay ignorierte den Gefangenen. Ohne weitere Unterbrechungen erreichte er Zeds Büro. Zed saß an seinem Schreibtisch, als Jay eintrat. Der ältere Mann blickte auf, doch sein scharf geschnittenes, bärtiges Gesicht gab nichts preis. Er sah aus, als ginge er auf die Sechzig zu, war aber immer noch durchtrainiert genug, einen Kampfeinsatz durchzustehen. Zed gehörte zu jenen Männern, für die ›Verantwortung‹ mehr als nur ein Schlagwort war. Er hatte seine Rechnung an das Schicksal bezahlt, sah jedoch keinen Grund, eine Quittung dafür zu verlangen.
    »Das war gute Arbeit in der U-Bahn, Jay«, sagte er. »Ich erinnere mich noch daran, wie Jeff so klein war.« Er hielt die Hand etwa dreißig Zentimeter über den Boden.
    »Abwasser ist gesund«, entgegnete Jay. »Was haben Sie für mich?« Er schien begierig, sich auf seinen nächsten Auftrag zu stürzen, beinahe wie ein Sprinter am Startblock.
    Zed musterte den Jüngeren prüfend und sprach langsam genug, um Jay zu zwingen, sich zusammenzureißen und aufzupassen. »Schauen Sie mal durch dieses Fenster«, sagte er und deutete auf die Glasscheibe, die einen Ausblick auf das geschäftige Treiben in der Halle bot. »Sehen Sie all diese Männer in den schwarzen Anzügen? Die arbeiten auch hier. Wir sind gut versorgt.«
    »Zed …«, setzte Jay an.
    Doch der Leiter der MIB fiel ihm ins Wort. »Hören Sie, mein Freund, Engagement ist eine Sache, aber wenn Sie es nicht verhindern, wird dieser Job Sie auffressen und hinterher wieder ausspucken. Wollen Sie so aussehen wie ich, wenn Sie fünfzig sind?«
    Jay bedachte seinen Boss mit einem skeptischen Blick, einem Blick, der Zed zwang, sich daran zu erinnern, dass seine Gesichtshaut erschlafft und faltig genug war, um einem ganzen Rudel Bluthunde Konkurrenz zu machen. Für ihn war der fünfzigste Geburtstag nur noch eine

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