Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Men in Black II

Titel: Men in Black II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther M. Friesner
Vom Netzwerk:
auch.«
    »Oh. Ich meine … okay.« Er sah ihr noch ein wenig länger in die Augen, und etwas tief in seinem Inneren – sein Herz? Seine Seele? – sagte ihm, dass er für alle Zeiten in diese Augen blicken könnte, ohne je zu viel von all den wundervollen Dingen zu bekommen, die er in ihrem ruhigen, strahlenden Blick entdeckte. Im Stillen fragte er sich, was wohl geschehen würde, wenn er ihr von diesen ungebetenen und unbestreitbaren Gefühlen erzählte. Würde sie lächeln? Würde sie ihn auslachen? Oder würde sie einfach nur sagen … okay?
    Langsam und widerstrebend kehrte er in die Realität zurück, zurück zu seiner Arbeit. Es war genauso, wie er es seinem Ex-Partner Tee erklärt hatte: Solange er für die Men in Black arbeitete, konnte niemand ihn kennen oder lieben, und alles, was er zu kennen und zu lieben hatte, war sein Job.
    Er zog seinen Neuralisator hervor und schickte sich an, zu tun, was getan werden musste.
    »Hören Sie, Laura, es tut mir Leid, aber ich muss …«
    »… mich umbringen«, beendete sie den Satz in düsterer Erwartung. Dennoch wirkte sie nicht ängstlich, nur resigniert.
    »Nein«, widersprach Jay. Er wusste nicht, warum, aber plötzlich erschien es ihm ungeheuer wichtig, sie zu beruhigen, auf der Stelle. »Das hier wird Ihnen helfen zu vergessen, weiter nichts. Nur ein kleiner Lichtblitz, und alles ist wieder in schönster Ordnung.«
    Sie fixierte ihn immer noch, ließ ihn nicht aus den Augen, in die sich nun ein trauriger Schimmer geschlichen hatte. »Wenn Sie mich … geblitzt haben«, fragte sie leise, »wenn ich Ihnen dann noch einmal begegne, danach, werde ich Sie dann wiedererkennen?«
    »Nein.« Jay spürte den Kloß in seinem Hals, als er das Gerät einschaltete. Ein leises Summen zeigte die Aufwärmphase an. »Ich werde Sie wiedererkennen, aber Sie mich nicht.«
    »Oh.« Sie senkte den Blick. »Muss schwer sein.«
    »Was?«
    Sie sah wieder auf. »Was Sie tun. Geheimnisse bewahren. Niemanden wirklich kennen. Sie müssen sehr einsam sein.«
    Ihre Augen blickten noch immer traurig, doch jetzt erkannte Jay, dass diese Trauer etwas mit Mitgefühl zu tun hatte, einem tiefen Mitgefühl des Herzens, das um den Schmerz eines anderen Menschen trauerte.
    Er wandte sich ab und starrte zum Fenster hinaus, gerade in dem Moment, in dem ein Tandem vor dem Diner vorüberfuhr. Die Radler bewegten sich synchron, während sie mit ihrem Fahrrad durch eine Nacht huschten, die von Myriaden tanzender Lichter erfüllt war. Noch ehe er sicher war, dass er das Tandem wirklich gesehen hatte, piepte sein Kommunikator.
    »Entschuldigen Sie mich«, sagte er und ließ Laura allein am Tisch zurück, um den Anruf entgegenzunehmen. »Zed?«, fragte er, als er außer Hörweite war.
    »Erzählen Sie mir was«, forderte ihn sein Vorgesetzter auf.
    »Der Pizzabäcker war ein Zarthaner, der Täter nicht. Haben wir irgendwelche unautorisierten Landungen?«
    »Central Park«, antwortete Zed. »West, zweiundsiebzigste, abseits der Straße. Vor vier Stunden.«
    »Bin unterwegs.« Jay beendete das Gespräch und ging zurück zu dem Tisch, wo Laura noch immer in ihrem Kuchen herumstocherte. »Ich muss gehen«, sagte er.
    »Und was ist mit dem Blitzding?«, fragte sie wenig begeistert.
    Er steckte den Neuralisator wieder in die Tasche. »Ich werde sie später blitzen«, sagte er. Dann machte er kehrt und prallte mit dem Kellner zusammen, der vorhin seine ›Trennung‹ von Tee mitangesehen und die Anzüge bewundert hatte.
    Der Blick des Mannes wanderte von Jay zu Laura und wieder zu Jay, und seine Mundwinkel zuckten verräterisch. »Sieht aus, als könnte sich hier jemand nicht entscheiden«, verkündete er. Jay widmete dieser Bemerkung die verdiente Aufmerksamkeit.
    Draußen wartete Frank in dem Mercedes und hörte sich eine Radiosendung an. Kaum eingestiegen, schaltete Jay das Radio aus.
    »Was ist denn, mögen Sie ›Who Let the Dogs Out‹ nicht?«, fragte der kleine Mops. Als er keine Antwort erhielt, setzte er hinzu: »Haben Sie dem Mädchen gesagt, dass Sie in sie verliebt sind?«
    »Sie war Zeuge eines Verbrechens«, entgegnete Jay kurz angebunden. »Das ist alles.«
    Der Mops kaufte ihm das nicht ab. »Klar doch. Und warum habe ich dann keinen Neuralisatorblitz gesehen? Sie gefällt Ihnen. Sogar mir gefällt sie, dabei gehört sie nicht einmal zu meiner Spezies.«
    »Na toll«, murmelte Jay. »Ich muss mir Liebesratschläge von jemandem erteilen lassen, der sogar einen Hydranten bumsen würde.«

Weitere Kostenlose Bücher